Handball-WM 2025 Späth als Anzünder - DHB marschiert zum Gruppensieg
Mit einem starken David Späth im Tor und einer entfesselten zweiten Halbzeit gewinnen die deutschen Handballer ihr letztes Vorrundenspiel der Handball-WM ungefährdet mit 29:22 (11:11) gegen Tschechien. In der Hauptrunde wartet nun am Dienstag Top-Favorit und Gastgeber Dänemark.
Der 22-Jährige von den Rhein-Neckar Löwen hielt überragende 14 der 30 Würfe auf sein Tor, wehrte einen Siebenmeter ab und traf sogar selbst zum zwischenzeitlichen 19:14 ins leere tschechische Tor. Folgerichtig wurde Späth zum Spieler des Spiels gewählt.
Die deutsche Mannschaft, in der ersten Halbzeit noch offensiv mit Problemen, kam dank Späths Paraden endlich in ihr Tempospiel und konnte sich entscheidend absetzen. Andreas Woff, gegen die Schweiz noch der entscheidende Mann, war diesmal kein Faktor und machte nach 13 Minuten Platz für Späth, der das deutsche Spiel und die 7528 Zuschauer in Herning mit seinen Paraden und den typischen emotionalen Ausbrüchen anzündete.
Tempo und Emotionen dank Späths Paraden
"Das ist keine Überraschung bei mir, das gehört dazu", sagte Späth zu seinem schreienden Jubel, der auch die deutschen Fans in Herning mitriss. "Wir haben uns ein bisschen schwergetan am Anfang. Aber wir sehen, wenn wir endlich mal ins Rollen kommen, dann sind wir schwer zu halten."
Das wird am Dienstag zu beweisen sein, wenn es zur Neuauflage des Olympia-Finales von 2024 kommt. Deutschland trifft auf WM-Gastgeber Dänemark (20.30 Uhr, live im Ersten und auf sportschau.de), beide Teams sind noch ungeschlagen und in der Gruppe I der Hauptrunde die Favoriten auf den Einzug ins Viertelfinale. Deutschlands weitere Gegner sind Italien (Donnerstag, 23.1.) und Tunesien (Samstag, 25.1.).
Deutscher Chancenwucher in der 1. Hälfte
"Die Dänen sind die mit Abstand beste Mannschaft der Welt", sagte Bundestrainer Alfred Gislason nach dem Sieg gegen Tschechien. "Wenn wir gegen Dänemark so mit den Chancen umgehen wie heute, dann ist das Spiel schnell vorbei. Es ist schon mit einer sehr guten Wurfausbeute schwer genug."
Denn wie schon in den ersten Gruppenspielen gegen Polen und die Schweiz vergab das DHB-Team reihenweise offene Würfe, darunter drei Siebenmeter. Magere elf Tore standen nach 30 Minuten zu Buche. "In der Pause gab es bei uns fast Sarkasmus, dass wir scheinbar nur die zweiten Halbzeiten spielen können", sagte Gislason.
Immerhin: Seine Mannschaft bekam bis dato auch nur elf Gegentore. Der Bundestrainer hatte mit einer taktischen Änderung in der Deckung auf die bisherigen Auftritte in der Abwehr reagiert. Das Innenblock-Duo bildeten die Teamkollegen von Hannover-Burgdorf, Justus Fischer und Lukas Stutzke, anstelle von Julian Köster und Johannes Golla. Der Kapitän blieb zunächst auf der Bank.
Im Vorfeld des Spiels wurde vermehrt über das Torwartduell der Kieler Teamkollegen gesprochen: Andi Wolff gegen Tomáš Mrkva. Und die tschechiche Nummer Eins zeichnete sich zu Beginn der Partie gleich zweimal vom Siebenmeterstrich aus - erst gegen Lukas Zerbe (4.), dann gegen Marko Grgić (5.).
Deutschland tut sich zu Beginn schwer im Abschluss
Der bislang im Turnier so starke Wolff bekam dagegen die Finger selten an den Ball, verließ nach einer Parade bei sieben Würfen das Feld und machte Platz für David Späth (13.). Eine Minute im Spiel, parierte er frei gegen Tomáš Babák - und Lukas Zerbe traf in Überzahl zum 6:6 (15.) ins leere Tor.
Dann war das "Experiment" im deutschen Innenblock beendet und Gislason schickte Kapitän Golla erstmals aufs Feld. An der Seite von Julian Köster (VfL Gummersbach) sollte der Mann von der SG Flensburg-Handewitt die Defensive stabilisieren und die starken Rückraumschützen in Schach halten.
Knorr glänzt als Toschütze und als Anspieler
Im Angriff hielt Juri Knorr das DHB-Team fast im Alleingang im Spiel, glänzte dabei als Torschütze, aber auch mit tollen Anspielen. Erst fand er Mertens (22.), dann Golla (23.), doch beide scheiterten am starken Mrkva im gegnerischen Tor. Glück für das deutsche Team, dass sich auch der eigene Torwartwechsel auszahlte. David Späth parierte vier der neun Würfe auf sein Tor und stand zur Pause bei 44 Prozent gehaltener Bälle.
Die zweite Hälfte begann Mrkva genau wie die Erste - mit einer Siebenmeterparade gegen den bis dahin starken Knorr (31.). Vorne brachte der bis dato fehlerfreie Renārs Uščins (5 von 5) seine Farben unter großem Jubel in der Halle erneut mit 12:11 in Führung (33.).
DHB-Team kommt mit Power aus der Pause
Die deutsche Abwehr spielte deutlich aggressiver und brachte die Tschechen bei nahezu jedem Angriff in Zeitspiel-Not. Sinnbildlich: Erst feierte Köster seinen dritten Block, dann netzte der Gummersbacher vorne zur ersten Drei-Tore-Führung ein (16:13). Selbst ein Schlag ins Gesicht von Tschechiens Jakub Šterba hielt den Rückraum-Linken dabei nicht auf, der Zweitliga-Profi vom ASV Hamm-Westfalen sah die Rote Karte.
In dieser Phase war es David Späth, der in der 40. Minute die Halle und das deutsche Spiel anzündete. Der U21-Weltmeister traf nach seiner Parade zur 19:14-Führung über das ganze Feld hinweg ins leere Tor. Damit schien die Gegenwehr der ebenfalls qualifizierten Tschechen erstmals zu bröckeln. Das DHB-Team spielte sich in einen Flow, wechselte durch und ließ auch junge Spieler wie Marko Grgić (drei Tore) oder Nils Lichtlein (zwei) zu Erfolgserlebnissen kommen.
Uščins mit toller Quote
Bester deutscher Werfer war Renārs Uščins mit acht Toren bei zehn Wurfversuchen, der 22-Jährige führt mit 24 Treffern nun die Torjägerliste der Handball-WM an.
Damit nehmen die Handballer die Maximalausbeute von vier Punkten mit in die Hauptrunde und spielen am kommenden Dienstag gegen Top-Favorit und Titelverteidiger Dänemark.