Kiels Eric Johansson wird von der Berliner Abwehr unsanft gestoppt

Fünf Teams trennen vier Punkte Das dramatische Titelrennen in der Handball-Bundesliga

Stand: 27.03.2023 21:29 Uhr

Am vergangenen Wochenende hat der THW Kiel gegen Tabellenführer Füchse Berlin einen wichtigen Sieg eingefahren. Im Kampf um den Meistertitel in der Handball-Bundesliga gibt es aber noch drei weitere Konkurrenten.

23 oder 24 von 34 möglichen Partien haben die Mannschaften in der Handball-Bundesliga erst absolviert, also noch nahezu ein Drittel der laufenden Saison vor sich. Doch schon jetzt ist im Kampf um den Meistertitel jedes Spiel entscheidend. Alles läuft auf ein Wimpernschlagfinale in zehn Akten hinaus.

Kiel mit der besten Ausgangslage

Der THW Kiel hat in diesem umkämpften Rennen einen ersten entscheidenden Schlag gelandet. Am Sonntag (26.03.2023) bezwang der Rekordmeister den aktuellen Tabellenführer Füchse Berlin (36:29) und kann nun selbst Platz eins erobern. Kiel hat eine Partie weniger gespielt als Berlin und nur einen Punkt weniger - mit einem Sieg im Nachholspiel zieht der THW also vorbei.

THW Kiel schlägt Tabellenführer Berlin

Sportschau

Final ausschlaggebend ist das aber noch lange nicht. Denn fünf Mannschaften machen sich noch große Hoffnungen darauf, sich spätestens am letzten Spieltag am 11. Juni zum deutschen Meister zu küren - sie alle liegen nur vier Zähler (und sogar nur drei Minuspunkte) auseinander. Neben Kiel (38:8) und Berlin (39:9) sind das noch Titelverteidiger SC Magdeburg (37:9), die Rhein-Neckar Löwen (37:11) und die SG Flensburg-Handewitt (35:11).

Berlin hofft auf Lindberg

Für die Füchse war die Pleite in Kiel zwar ein Rückschlag, die Chance auf den Titel bleibt jedoch groß. Vor allem weil bald die Rückkehr von Hans Lindberg bevorsteht, der sich vor fünf Wochen einen Handbruch zuzog. Der Rechtsaußen ist mit 123 Bundesliga-Treffern der beste Torschütze des Teams und mit einer Quote von 81,46 Prozent zudem der effektivste Werfer in den Top 100 der Liga.

Fiel längere Zeit aus: Füchse-Profi Hans Lindberg.

Fiel längere Zeit aus: Füchse-Profi Hans Lindberg.

Gerade in den Spielen gegen die Rhein-Neckar Löwen (27. Spieltag) und Flensburg (29. Spieltag) setzt Trainer Jaron Siewert auf den dänischen Ausnahmespieler. Abgesehen von diesen Partien ist das Restprogramm durchaus machbar, die Füchse treffen noch auf vier Teams aus dem unteren Tabellendrittel.

Das Restprogramm der Füchse Berlin
Spieltag Gegner
25 HC Erlangen (10./H)
26 TSV Hannover-Burgdorf (6./H)
27 Rhein-Neckar Löwen (4./A)
28 TVB Stuttgart (15./A)
29 SG Flensburg-Handewitt (5./H)
30 Bergischer HC (9./A)
31 GWD Minden (17./H)
32 FA Göppingen (14./A)
33 HSV Hamburg (7./H)
34 TBV Lemgo Lippe (13./A)

Kiels Trainer Jicha begeistert das enge Rennen

Bei Kiel hat sich spätestens im Topspiel gegen die Füchse gezeigt, dass der entscheidende Mann im Tor steht. Niklas Landin brachte den Tabellenführer mit 23 Paraden zur Verzweiflung und soll auch in den nächsten Wochen der Garant dafür werden, dass der THW zum 23. Mal deutscher Meister wird.

Nachdem Kiel mit Berlin die ersten ganz wichtigen Punkte gegen einen direkten Konkurrenten geholt hat, bekommt das Team von Filip Jicha auch noch gegen alle übrigen Titalkandidaten die Chance, im direkten Duell Boden gutzumachen. Vorteil Kiel: Im April spielt der Tabellenzweite in eigener Halle direkt hintereinander gegen Magdeburg und Flensburg. Danach kommt es bei den Rhein-Neckar Löwen zum nächsten Topspiel.

Das Restprogramm des THW Kiel
Spieltag Gegner
19 (Nachholspiel) HSV Hamburg (7./A)
25 VfL Gummersbach (12./H)
26 SC Magdeburg (3./H)
27 SG Flensburg-Handewitt (5./H)
28 Rhein-Neckar Löwen (4./A)
29 TSV Hannover-Burgdorf (6./H)
30 TVB Stuttgart (15./A)
31 HC Erlangen (10./H)
32 Bergischer HC (9./A)
33 HSG Wetzlar (16./H)
34 FA Göppingen (14./A)

"Ich bin froh, dass die Liga so ist, weil es sehr spannend ist. Ich habe es erlebt, dass man das Geschehen über Jahre dominiert. Es macht einfach Spaß, wenn es so eng ist. Das müssen wir den Jungs vermitteln. Wir haben alles selbst in der Hand", sagte Jicha.

Steht mit dem THW Kiel vor wegweisenden Partien: Trainer Filip Jicha.

Steht mit dem THW Kiel vor wegweisenden Partien: Trainer Filip Jicha.

Waren zwei Magdeburg-Ausrutscher einer zu viel?

Meister Magdeburg hat in den vergangenen Wochen eine noch bessere Ausgangsposition verspielt, aber trotzdem noch gute Chancen auf die Titelverteidigung. Niederlagen in Leipzig (32:33) und Hannover (31:34) sorgten dafür, dass der SC aktuell nur in der Verfolgerposition ist. Das Team hat jedoch noch alles in der eigenen Hand, kann bereits am Ostersonntag (09.04.2023) mit einem Sieg in Kiel am THW vorbeiziehen.

Das Restprogramm des SC Magdeburg
Spieltag Gegner
8 (Nachholspiel) Bergischer HC (9./A)
25 MT Melsungen (11./A)
26 THW Kiel (2./A)
27 TSV Hannover-Burgdorf (6./H)
28 HC Erlangen (10./A)
29 Bergischer HC (9./H)
30 Rhein-Neckar Löwen (4./A)
31 SG Flensburg-Handewitt (5./H)
32 GWD Minden (17./H)
33 TVB Stuttgart (15./H)
34 HSG Wetzlar (16./A)

Serie der Rhein-Neckar Löwen endet vor dem Endspurt

Das härteste Programm aus den Top 5 steht den Rhein-Neckar Löwen bevor. In den letzten zehn Partien treffen die Mannheimer auf kein Team aus dem Tabellenkeller und müssen noch gegen alle Titelkonkurrenten ran. Neben den Auswärtsspielen in Berlin und Flensburg wird aber auch das Spiel in Hannover, wo Magdeburg zuletzt unterlegen war, eine große Herausforderung.

Das Restprogramm der Rhein-Neckar Löwen
Spieltag Gegner
25 TBV Lemgo Lippe (13./A)
26 VfL Gummersbach (12./H)
27 Füchse Berlin (1./A)
28 THW Kiel (2./H)
29 MT Melsungen (11./A)
30 SC Magdeburg (3./H)
31 TSV Hannover-Burgdorf (6./A)
32 HC Erlangen (10./H)
33 Bergischer HC (9./H)
34 SG Flensburg-Handewitt (5./A)

Umso bitterer für die Löwen, dass es zuletzt gegen Hamburg (32:35) eine überraschende Niederlage in eigener Halle gab und der Klub deswegen ein wenig den Anschluss verloren hat. Zuvor hatte der Meister von 2016 und 2017 neun Partien in Serie gewonnen und wieder Hoffnungen auf den dritten Titel in der Vereinshistorie geschöpft. Weitere Ausrutscher sind dafür aber nun verboten.

Flensburg blickt vor allem auf die Champions League

Das gilt auch für Flensburg, das in diesem Jahr noch ungeschlagen ist, zuletzt in Göppingen (27:27) aber unnötig einen Punkt herschenkte. Die SG trifft noch auf die Top 4 der Liga, muss aber auswärts in Berlin, Kiel und Magdeburg ran, ist wohl der Außenseiter im Kampf um die HBL-Krone.

Das Restprogramm der SG Flensburg-Handewitt
Spieltag Gegner
21 (Nachholspiel) GWD Minden (17./A)
25 ASV Hamm-Westfalen (18./A)
26 SC DHfK Leipzig (8./H)
27 THW Kiel (2./A)
28 MT Melsungen (11./H)
29 Füchse Berlin (1./A)
30 VfL Gummersbach (12./H)
31 SC Magdeburg (3./A)
32 TSV Hannover-Burgdorf (7./H)
33 HC Erlangen (10./A)
34 Rhein-Neckar Löwen (4./H)

"Wenn wir jetzt alle unsere Spiele gewinnen, haben wir große Möglichkeiten, Meister zu werden. Denn wir spielen noch gegen alle und sind auch in der Lage, auswärts sehr gute Spiele zu machen", sagte Handewitt-Coach Maik Machulla, der aber auch betonte, dass der Titel nicht das Ziel sei. "Was wir aber immer im Auge haben, ist ein Champions-League-Platz." Doch selbst der ist bei diesem knappem Titelrennen in Gefahr.