Donald Trump und Yasir Al-Rumayyan

Kritik an Deal mit LIV Tour Wie sich Saudi-Arabien ins Herz des Golfsports einkauft

Stand: 07.06.2023 15:47 Uhr

Die PGA Tour sorgt mit dem Zusammenschluss mit LIV Golf für Überraschung und Entsetzen, denn der Hinterzimmer-Deal bringt Saudi-Arabien in eine zentrale Position.

Mehr als zwei Jahre lang stellte die PGA Tour LIV Golf als großes Übel dar. Denn die 2022 gestartete Turnierserie, finanziert mit hunderten Milliarden Euro aus Saudi-Arabien, machte dem Marktführer aus den USA Konkurrenz. Golfer, die dem lukrativen Lockruf der LIV Tour folgten, wurden gesperrt und PGA-Tour-Commissioner Jay Monahan machte ihnen ein schlechtes Gewissen mit Blick auf die Menschenrechtsverletzungen in Saudi-Arabien.

Genau dieser Monahan rechtfertigt nun, dass sich seine PGA Tour mit LIV Golf zusammenschließt. "Ich weiß, was ich in der Vergangenheit gesagt habe und welche Positionen ich vorher vertreten habe. Mir ist klar, dass man mich einen Heuchler nennen wird", sagte Monahan. "Ich akzeptiere diese Kritik, aber die Umstände ändern sich."

Wesley Bryan: "Ich fühle mich betrogen"

Das Wort "Heuchler" soll unter anderem am Dienstag (06.06.2023) bei einem Treffen mit Spielern am Rande der Canadian Open in Toronto gefallen sei, die Stimmung wird als hitzig beschrieben. Viele Profis waren der PGA Tour treu geblieben, hatten sie vehement verteidigt und damit auf die üppigen Preisgeld-Töpfe der LIV Tour verzichtet. Die nun verkündete Kooperation traf sie offenbar unvorbereitet.

"Ich fühle mich betrogen und werde (...) für eine sehr lange Zeit nicht in der Lage sein, irgendjemandem auf der Unternehmensseite der PGA zu vertrauen", twitterte etwa Wesley Bryan. Und Michael Kim schrieb sarkastisch: "Sehr neugierig, wie viele Leute wussten, dass dieser Deal zustande kommt. Etwa 5-7 Leute? Es ist eine von den Spielern geführte Organisation, richtig?"

PGA-Chef Monahan wird CEO der neuen Organisation

Monahan verteidigte den Deal als Erlösung nach zwei Jahren Unruhe und Verwirrung. "Dies wird eine neue Ära im globalen Golfsport einleiten - zum Besseren." Monahan spielt in dieser Ära eine zentrale Rolle, denn er wird CEO und damit zentrale Figur der neuen, noch namenlosen Organisation.

Jay Monahan, Commissioner der PGA Tour

Jay Monahan, Commissioner der PGA Tour

Die PGA Tour soll die Stimmenmehrheit und damit die Kontrolle über das Geschehen behalten, aber der saudi-arabische Staatsfonds PIF (Public Investment Fund) erhält als wesentlicher Geldgeber weitgehende Rechte und großen Einfluss. Der Gouverneur des Staatsfonds, Yasir al-Rumayyan, wird Vorsitzender der neuen Organisation. So steigt Saudi-Arabien auf vom ungeliebten Störfaktor zum Mit-Entscheider in der Schaltzentrale des Golfsports.

Die Saison 2023 wird wohl noch wie geplant über die Bühne gehen, aber 2024 wird sich der Golfsport sicher verändern. LIV Golf setzt verstärkt auf Teamformate und spielt nur drei statt vier Runden auf den Kursen. Der Name LIV steht für die römische Zahl 54, die Gesamtzahl der Löcher.

Saudi-Arabien investiert groß in den Sport

Der Staat Saudi-Arabien investiert derzeit massiv in den Sport, beispielsweise mit seinem Formel-1-Rennen, der Übernahme des Premier-League-Klubs Newcastle United und der Verpflichtung von Fußball-Superstars wie Cristiano Ronaldo und Karim Benzema. In den vergangenen Jahren hatten die deutlich kleineren Nachbarländer Katar, Bahrain und die Vereinigten Arabischen Emirate mit Sport-Großereignissen vorgelegt.

Jetzt zieht Saudi-Arabien mit Vollgas nach, richtet 2023 die FIFA-Klub-WM aus und erhielt sogar den Zuschlag für die asiatischen Winterspiele 2029. Dafür soll inmitten einer kalten, aber trockenen und kargen Berglandschaft ein luxuriöses Skiressort namens Trojena entstehen. Großes Ziel ist außerdem die Gastgeberrolle bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2030.

Soft Power und Sportswashing

Die superreichen Ölstaaten verschaffen sich durch die internationalen Großereignisse Ansehen und Einfluss, diese Strategie wird auch als Soft Power bezeichnet. Außerdem hat sich der Begriff Sportswashing etabliert, er steht für eine Imagepflege durch Sport, mit der Autokratien von Menschenrechtsverletzungen ablenken wollen. Saudi-Arabien ist eine absolute Monarchie ohne Presse- und Meinungsfreiheit, Frauen und Minderheiten werden unterdrückt. Der regimekritische Journalist Jamal Khashoggi wurde 2018 in der saudi-arabischen Botschaft in Istanbul ermordert.

Auch dass 15 der 19 Attentäter vom 11. September aus Saudi-Arabien kamen, haben viele in den USA nicht vergessen. So hatte Terry Strada, Vorsitzende von "9/11 Families United", die saudischen Investitionen in den Golfsport immer wieder kritisiert. Nach der nun verkündeten Einigung sagte sie, Monahan und die Tour seien "nur weitere bezahlte saudische Lockvögel, die Milliarden von Dollar nehmen, um den saudischen Ruf zu reinigen".

Profiteure: Martin Kaymer, Phil Mickelson und Donald Trump

Zu den Profiteuren des Zusammenschlusses gehören die Profis, die sich LIV Golf trotz aller Kritik und Ungewissheiten angeschlossen hatten, darunter der deutsche Martin Kaymer und Phil Mickelson. "Ich bin nie ein Fan davon gewesen, mit Geld Frieden zu schließen", sagte Kaymer am Mittwoch: "In dem Fall ist es eine gute Geschichte, weil die Golfsportart nicht mehr darunter leidet". Er spielt bisher auf der LIV-Tour.

Und wahrscheinlich profitiert auch Donald Trump, denn der ehemalige US-Präsident und aktuelle Präsidentschaftskandidat der Republikaner pflegt intensive Kontakte nach Saudi-Arabien.

Drei der 14 Turniere auf der LIV-Tour 2023 finden auf Golfanlagen des Trump-Imperiums statt, unter anderem auch das große Finale, bei dem es vom 3. bis 5. November um 80 Millionen Dollar Preisgeld geht. Austragungsort ist das Trump National Doral in der saudischen Hafenstadt Dschidda. Es ist absehbar, dass Trump-Resorts auch im künftigen vereinten Kalender eine große Rolle spielen werden.