Erstes EM-Fazit Traumtore aus der Ferne und tolle Stimmung
Traumtore, Top-Youngster, tolle Stimmung - die EM hat direkt Fahrt aufgenommen und bereits einiges geboten. Ein Fazit mit ersten positiven Trends nach den zwölf Partien des ersten Spieltags.
Erfreulich vor allem aus Zuschauersicht: Anders als bei früheren Turnieren spielen die Mannschaften meist zielgerichtet nach vorne. Kein Abtasten, kein Quergeschiebe, kein Taktieren - was die DFB-Elf schon zum Auftakt gegen Schottland praktizierte, hat sich auch in den folgenden Partien zum Trend entwickelt. So blieb mit Portugal - Tschechien (2:1) nur ein einziges Spiel vor der Pause ohne Treffer, ein 0:0 nach 90 Minuten gab es noch gar nicht.
Viele Weitschusstore, harmlose Standards
Es wird auch auf Sieg gespielt. Erst eine Partie (Slowenien - Dänemark) endete mit einem Remis - zudem fallen viele Tore: 34 Treffer in zwölf Spielen bedeuten einen Schnitt von 2,8. Auffällig sind vor allem die vielen Weitschusstore: Elf der 34 Treffer (32 Prozent) wurden aus der Distanz erzielt - bei der EM 2021 waren es lediglich 13 Prozent.
Erfreulicherweise werden viele Chancen und Tore herausgespielt, 21 der 34 Treffer (62 Prozent) wurden mit einem Pass eingeleitet. Bei der EM vor drei Jahren waren es nur 51 Prozent. Standards sind hingegegen selten erfolgreich - erst fünf Treffer fielen nach ruhenden Bällen. Es gab erst zwei Strafstöße: Deutschlands Kai Havertz verwandelte, Kroatiens Bruno Petkovic verschoss.
Die Youngster liefern
Eines der schönsten Tore bislang erzielte Arda Güler: Der 19 Jahre alte türkische Mittelfeldspieler von Real Madrid traf am Dienstag beim 3:1-Erfolg der Türkei gegen Georgien aus rund 30 Metern in den Winkel - exemplarisch für einen weiteren Trend bei diesem Turnier: Die Youngster liefern - und wie.
So leiteten die beiden 21-jährigen Florian Wirtz (natürlich aus der Distanz) und Jamal Musiala mit ihren Treffern den deutschen Sieg gegen Schottland ein, der ein Jahr jüngere Jude Bellingham war Englands Siegtorschütze beim 1:0 gegen Serbien, Portugals Matchwinner gegen Tschechien, Francisco Conceição, ist auch erst 21 Jahre alt. Zwar noch kein Tor, aber immerhin schon einen Assist vorweisen kann Spaniens Sturmjuwel Lamine Yamal. Der 16-Jährige leitete beim 3:0 gegen Kroatien den dritten Treffer ein.
Rekorde für Yamal, Pepe, Nagelsmann, Bajrami und Ronaldo
Yamal avancierte in der Partie zum jüngsten Spieler der EM-Historie. Und das Turnier hat weitere "History-Maker" parat: Pepe ist mit seinen 41 Jahren der älteste je eingesetzte Spieler, der 36 Jahre alte deutsche Bundestrainer Julian Nagelsmann der jüngste Chefcoach.
Für einen weiteren Superlativ sorgte Albaniens Nedim Bajrami, der beim 1:2 gegen Italien nach 23 Sekunden das schnellste Tor der EM-Geschichte erzielte. Cristiano Ronaldo, ohnehin schon EM-Rekordspieler (26 Partien) und -schütze (14), ist jetzt auch der erste Spieler, der bei sechs Endrunden eingesetzt wurde. Eine Bestmarke hat er allerdings verloren: Güler beerbte "CR7" als jüngsten Spieler, der bei seinem EM-Debüt ein Tor erzielte.
Herausragende Stimmung in den Stadien
Alles in allem lässt sich diese EM bislang positiv an, das zeigen auch die Zuschauerzahlen: Im Schnitt 53.368 Fans strömten in die Stadien, eine Europameisterschaft mit mehr Besuchern gab es erst einmal: 1988 - als das Turnier ebenfalls in Deutschland ausgetragen wurde - waren es 56.656.
Die Stimmung in den Arenen ist bislang herausragend - vom deutschen Auftaktspiel in München bis hin zum ohrenbetäubenden Spektakel in Dortmund zwischen der Türkei und Georgien. Bis auf wenige Vorkommnisse ist es bislang zudem friedlich und fröhlich zugegangen. So kann es weitergehen.