Spanien Trainer Luis de la Fuente gibt Anweisungen

Belastung für Spieler steigt Spanien-Trainer de la Fuente plädiert für Abschaffung von Verlängerungen

Stand: 09.07.2024 11:11 Uhr

In der K.o.-Runde der EM 2024 gingen bereits einige Spiele in die Verlängerung. Spaniens Nationaltrainer Luis de la Fuente plädiert dafür, den Modus zu überdenken. Ein Vorbild könnte die südamerikanische Copa América sein.

Es war ein echter Abnutzungskampf: Das hochintensive EM-Viertelfinale zwischen Spanien und Deutschland (2:1 nach Verlängerung) brachte zahlreiche Protagonisten an den Rand ihrer körperlichen Leistungsfähigkeit. Der deutsche Regisseur Toni Kroos wurde gegen Ende der epischen Partie fast bei jeder Aktion von Krämpfen geplagt.

Toni Kroos hat Krämpfe in der Verlängerung gegen Spanien.

Toni Kroos hat Krämpfe in der Verlängerung gegen Spanien.

Der spanische Abwehrspieler Nacho, der erst in der 46. Minute eingewechselt worden war, hatte in der Verlängerung sichtliche Konditionsprobleme. Der 34-Jährige rang immer wieder nach Luft, wenn der Ball sich mal kurz im Aus befand und es so Gelegenheit zum Durchschnaufen gab. Und Thomas Müller, obschon erst seit der 80. Minute in der Partie, bemühte nach Abpfiff der regulären 90 Minuten direkt einen Physiotherapeuten, der ihm Oberschenkel und Waden durchknetete. Die Partie in Stuttgart - sie war ein aufreibendes Duell, das alle Beteiligten an den Rand ihrer Belastbarkeit brachte.

Spanien gegen Deutschland - die Highlights

Sportschau UEFA EURO 2024, 05.07.2024 20:00 Uhr

Luis de la Fuente: "Das würde auch der Show helfen"

Spaniens Nationaltrainer Luis de la Fuente fordert deshalb vor dem EM-Halbfinale gegen Frankreich (09.07.2024, 21 Uhr, im Audiostream und im Liveticker bei sportschau.de) ein Nachdenken über die Abschaffung oder zumindest die Anpassungen von Verlängerungen. "Bei so einem Turnier wie der EM, die so viel fordert, könnte man vielleicht die Verlängerung abschaffen", sagte de la Fuente. "Vielleicht nicht in einem Halbfinale oder einem Finale, aber vielleicht in den vorherigen Runden."

Der 63-Jährige sorgt sich um die Physis, vor allem aber um die Gesundheit der Spieler. Viele seien viel zu sehr belastet, so de la Fuente. Eine mögliche Streichung der Verlängerungen "würde auch der Show helfen, denn die Spieler wären viel frischer und würden die späteren Runden in einem frischeren Zustand absolvieren", sagte der spanische Coach.

Bei der Copa América nur im Finale Verlängerung möglich

Ein Blick nach Südamerika könnte dem Europäischen Fußballverband UEFA aufzeigen, wie es zunächst ohne Verlängerung geht. Bei der parallel zur EM 2024 stattfindenden Copa América gibt es erst im Finale 2 x 15 Minuten obendrauf. In den Runden zuvor folgt bei einem Unentschieden nach der regulären Spielzeit direkt ein Elfmeterschießen. Drei von vier Viertelfinalen beim Kontinentalturnier wurden durch den "Shootout" entschieden. Argentinien setzte sich dank der besseren Nerven gegen Ecuador durch, Kanada triumphierte über Venezuela und Brasilien scheiterte an Uruguay.

Auch in den EM-Viertelfinalen ging es in allen Partien eng zu. Nur das Match zwischen den Niederlanden und der Türkei wurde in der regulären Spielzeit entschieden. Alle anderen Partien mussten mindestens in die Verlängerung. Zwischen Portugal und Frankreich sowie England und der Schweiz fiel die Entscheidung erst im Elfmeterschießen.

Auch das Spiel hat sich gewandelt

Es ist offensichtlich: Viele Spieler sind am Limit - oder haben es bereits überschritten. Das gilt nicht nur für die älteren Akteure, sondern auch bei vielen jüngeren Profis sind die Grenzen erreicht. Seit Jahren klagen Spieler, Trainer und Gewerkschaften über zu hohe Belastungen, zumal sich auch das Spiel gewandelt hat. Es ist viel pressingintensiver geworden, es wird immer mehr und in höherem Tempo gelaufen, die Zahl der Sprints hat deutlich zugenommen.

Gerade die Akteure aus den Topligen gehen nach einer sehr langen Saison auf dem Zahnfleisch. Absolute Spitzenspieler haben in der abgelaufenen Spielzeit über 60 Partien absolviert.

Weitere Spiele kommen hinzu

In Zukunft kommen auf viele Profis sogar noch weitere Belastungen zu: die Reformation der Champions League und der Europa League mit künftig mehr Gruppenspielen etwa, die Klub-WM, die im neuen Modus mit 32 Teams im Jahr 2025 über vier Wochen ausgetragen wird, oder die Ausweitung der Teilnehmerzahl bei der WM 2026 von 32 auf 48 Teams.

Enge Spiele, bei denen die Akteure über 120 Minuten intensivst gefordert werden, sind daher für die allermeisten immer weniger zu verkraften. Deshalb könnte der Vorschlag von de la Fuente eine Diskussion darüber anstoßen, was den Spielern noch zumutbar ist - und welche niederschwelligen Modifikationen dabei helfen können, die Belastung zumindest partiell zu verringern.