Kann es nicht fassen: Frankreich und Kylian Mbappé sind ausgeschieden

Nach EM-Aus gegen Spanien Frustrierter Mbappé hadert - Deschamps übernimmt Verantwortung

Stand: 10.07.2024 12:39 Uhr

Frankreich hat durch die 1:2-Niederlage gegen Spanien das Finale der EM 2024 verpasst. Dementsprechend ist die Stimmung bei der "Equipe Tricolore".

Die neunte Minute im EM-Halbfinale gegen Spanien zeigte, wie leicht es gehen kann. Kylian Mbappé bekam nach einer Spielverlagerung von Ousmane Dembélé halblinks auf Höhe des spanischen Strafraums den Ball. Der 25-Jährige nahm die Kugel an, schaute, was sein Gegenspieler macht und flankte dann maßgenau auf den Kopf von Randal Kolo Muani am langen Pfosten, der per Kopf zum 1:0 für Frankreich traf.

Spanien gegen Frankreich - die kurze Zusammenfassung

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Ein schöner Spielzug, ein Treffer, der bei der EM 2024 bis dahin einzigartig war - und es schließlich auch blieb. Denn es war das einzige Tor aus dem Spiel heraus im gesamten Turnier für die "Les Bleus". Das Halbfinale ging mit 2:1 an Spanien, die "Equipe Tricolore" schied aus, der Traum vom dritten EM-Titel war geplatzt.

Hausmannskost statt Delikatessen bei Frankreich

Es klingt skurril, aber ausgerechnet bei der Pleite gegen Spanien zeigten die Franzosen ihre beste Turnierleistung. In der zweiten Halbzeit gegen Spanien lautete die Torschussbilanz sogar 6:1 zugunsten der Franzosen, doch der Ausgleich wollte nicht mehr gelingen.

Bis zum Spanien-Spiel hatte sich die Mannschaft von Trainer Didier Deschamps eher durch die EM 2024 gerumpelt und maximal Hausmannskost statt Delikatessen geboten. Kaum zu glauben: Zwei gegnerische Eigentore und ein eigener Strafstoß reichten inklusive eines gewonnenen Elfmeterschießens nach einem 0:0 gegen Portugal im Viertelfinale für die Vorschlussrunde. Mbappé und Co. perfektionierten lange Zeit den Minimalismus, strukturierte und dynamische Angriffe waren meist Fehlanzeige.

Kylian Mbappé völlig frustriert

Zufrieden war bei Frankreich über die zumindest im Halbfinale ansprechende Leistung verständlicherweise niemand - stattdessen herrschte Trauer über das EM-Aus. Superstar Mbappé war völlig frustriert. "Ich hatte den Ehrgeiz, Europameister zu werden. Ich hatte den Ehrgeiz, eine gute EM zu spielen. Ich habe weder das eine noch das andere erreicht", bilanzierte der Angreifer.

Für Mbappé war es auch kein Trost, dass er erstmals nach seinem Nasenbeinbruch im EM-Eröffnungsspiel der Franzosen gegen Österreich (1:0) ohne Schutzmaske auflaufen konnte und deutlich befreiter gewirkt hatte. "Ich konnte damit nicht gut sehen. Ich habe mit dem Arzt gesprochen, und er hat mir gesagt, ich solle die Entscheidung wie ein Mann treffen. Ich bereue es nicht", gab er Auskunft, aber als Fazit blieb: "Das ist eine Enttäuschung."

Französische Offensive bleibt hinter Erwartungen zurück

Dabei hatte Mbappé - im Gegensatz zu vielen Teamkollegen - übers komplette Turnier zumindest ordentlich performt. Er gab bei der EM 2024 mit 24 die meisten Torschüsse ab, allerdings gelang ihm nur der besagte Elfmetertreffer gegen Polen.

Er leistete zudem zwei Assists und war somit an drei der vier französischen Tore beteiligt. Da allerdings vor allem die anderen Offensivspieler wie Antoine Griezmann, Dembélé oder auch Kolo Muani recht blass geblieben waren, blieb der gesamte Angriff des Weltmeisters 2018 weitestgehend harmlos und unkreativ.

Didier Deschamps vermutet "mentale Blockade"

Frankreichs Coach Deschamps verpasste mit seiner Mannschaft nicht nur das Endspiel, sondern auch einen möglichen Rekord. Der 55-Jährige hätte der Erste sein können, der sowohl als Spieler als auch als Trainer Welt- und Europameister geworden wäre. So blieb für Deschamps nur die Enttäuschung. Er vermutete bei seinem Team eine "mentale Blockade". Gerade zu Beginn des Turniers hätten "die Erfolgserlebnisse" gefehlt: "Die einfachste Aktion wird plötzlich schwierig. Die Effizienz, die wir sonst haben, hat uns gefehlt. Zudem hatten wir keine Tiefe."

Auf seine Top-Offensivspieler Mbappé und Griezmann wollte Deschamps indes nichts kommen lassen. "Ich werde die Verantwortung nicht den beiden zuschieben, ich trage die Verantwortung", sagte er.

"Spanien hat uns Schwierigkeiten bereitet"

Ohnehin zeigte Deschamps in der Niederlage Größe - und zollte den Spaniern Respekt. "Das ist eine sehr gute Mannschaft, das wussten wir, und das haben sie bewiesen", sagte er: "Sie haben uns Schwierigkeiten bereitet, denn sie haben das Spiel besser kontrolliert als wir".

Deschamps - "Spanien war die bessere Mannschaft"

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Deschamps reagiert gereizt auf "Zukunftsfrage"

Bei der Frage, wie es bei ihm persönlich weitergeht, zeigte sich Deschamps dann weniger respektvoll und reagierte gereizt. "Sie sind sehr mutig, nach meiner Zukunft zu fragen. Sie müssen meinen Präsidenten fragen. Ich habe gerade ein Halbfinale verloren", sagte er auf der Pressekonferenz nach der Partie. Und dann, direkt an den Fragesteller gerichtet: "Ich respektiere Sie. Versuchen Sie, die Menschen, die Verantwortung tragen, ein wenig zu respektieren. Ich werde das heute nicht beantworten, obwohl Sie die Situation sehr gut kennen."

Deschamps Zukunft - "Hätten mich gar nicht erst fragen sollen"

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Dafür fand er Worte für Stürmer Olivier Giroud, der nach der Euro 2024 seine Nationalmannschaftslaufbahn beenden wird. "Er ist ein Leader, auch wenn er nicht auf dem Platz steht", sagte Deschamps über den Rekordtorschützen Frankreichs, der nun jüngeren Spielern Platz macht. "Bravo und Merci für alles, was er geleistet hat. Klar wäre es schöner gewesen für ihn, die Karriere am Sonntag zu beenden."

Das Turnier am Sonntag zu beenden, wäre schöner gewesen - ein Satz, der nach einer enttäuschenden EM 2024 trotz des Halbfinal-Einzugs für die gesamte französische Mannschaft gilt.