Das Aztekenstadion

Ausblick auf kommende Turniere "Mammut-WM" 2026 und EURO 2028 werfen ihre Schatten voraus

Stand: 13.07.2024 13:14 Uhr

Die EM 2024 ist zu Ende. Die nächsten Turniere werfen bereits ihre Schatten voraus - sie werden definitiv anders als das Event in Deutschland sein.

Das Fazit der EM 2024 in Deutschland ist ein positives: Das sportliche Niveau war zufriedenstellend, die Stimmung rund um die Spiele exzellent, die Wege waren kurz und Störungen im Ablauf gab es nur wenige, etwa bei der Deutschen Bahn, die immer wieder mit kleineren oder größeren Problemen zu kämpfen hatte.


Die EURO 2024 war auch ein Turnier der kurzen Wege - im Herzen von Europa. Fußballfans werden sich umstellen müssen, denn die WM 2026 und auch die EM 2028 werfen bereits ihre Schatten voraus - und beide Events werden definitiv anders sein.

"Mega-WM" 2026 in Kanada, Mexiko und den USA

In zwei Jahren werden erstmals gleich 48 Teams um den begehrten WM-Pokal spielen. Bei der "Mega-WM" 2026 in Kanada, Mexiko und den USA wird es insgesamt 104 Spiele geben - und damit 40 mehr als bei den vorherigen Weltmeisterschaften seit 1998.

Aufgrund der hohen Anzahl an Spielen ist das Turnier mit insgesamt 39 Tagen auch länger als alle Vorgänger-Veranstaltungen. Ende 2022 fand die bislang letzte WM statt. In Katar dauerte die Endrunde 29 Tage, Weltmeister Argentinien brauchte sieben Spiele bis zum Titel. Das "Mammut-Turnier" 2026 wird somit in puncto Größe neue Maßstäbe setzen.

Erstmals eine Zwischenrunde der 32 besten Teams

In der Vorrunde wird es zwölf Vierergruppen geben, die ersten beiden Mannschaften sowie die acht besten Gruppendritten kommen weiter. Vor dem Achtelfinale findet dann erstmals eine Zwischenrunde der 32 besten Teams statt - ein Sechszehntelfinale also. Auf dem Weg zum WM-Titel müssen somit acht statt wie bisher sieben Partien bestritten werden.

Infantino: "104 Super Bowls in einem Monat"

Maßgeblich vorangetrieben hat die WM-Expansion FIFA-Boss Gianni Infantino. Der Schweizer, der mit dem Weltverband auch die Entwicklung der neuen Klub WM, die 2025 erstmals ausgetragen werden soll, forciert hat, blickte bereits euphorisiert auf die WM 2026 voraus. Er freue sich auf "104 Super Bowls in einem Monat", so Infantino.

Der 54-Jährige ließ weitere Superlative folgen. Das Finale im "MetLife Stadium" der New Yorker Football-Klubs Jets und Giants bezeichnete er als das "größte Spiel in der Fußballgeschichte", es werde "episch" und "fantastisch". Das Aztekenstadion in Mexiko-Stadt, wo das Turnier am 11. Juni 2026 beginnt, sei "ein Tempel", schwärmte er.

Die USA stellen mit elf Stadien die meisten Arenen. In Mexiko gibt es drei Spielorte, dazu kommt in Kanada neben Toronto noch Vancouver. Während Mexiko bereits zum dritten Mal und die USA zum zweiten Mal Gastgeber der Männer-WM sind, feiert Kanada seine Premiere.

Belastung wächst immens

Die Belastungen für Publikum und Mannschaften werden 2026 wegen der Zahl der Spiele immens wachsen. Gespielt wird in drei Gruppierungen "West, Mitte und Ost" in vier verschiedenen Zeitzonen. Durch die weiten Reisen droht einzelnen Teams ein Wettbewerbsnachteil. Und auch für die Fans können die Trips zu den Spielen zur Tortur werden. Denn manche Spielorte sind extrem weit voneinander entfernt. Zwischen Vancouver und Mexiko City liegen rund 4.000 Kilometer Luftlinie. Auch in Sachen Nachhaltigkeit ist das mit den Distanzen verbundene Reiseaufkommen ein dickes Minus.

Beim Weltverband ist man sich dieser Problematik bewusst. "Die Auswirkungen auf die Umwelt sind ein Thema", hatte Victor Montagliani, Präsident der CONCACAF und Vizepräsident des FIFA-Rates, im März in London zu Protokoll gegeben. Um das Problem etwas zu verkleinern, sollen die Mannschaften jeweils in Zonen spielen. 

"Wir können keine Teams von New York nach Los Angeles reisen lassen", so Montagliani: "Es wird eine Gruppe geben, die in Boston, Philadelphia und New York spielt. Eine weitere in Vancouver und Seattle und eine weitere in Los Angeles und San Francisco." Das Problem langer Reisen wird allerdings wohl spätestens in der K.o.-Phase des Turniers akut werden.

Die Hitze bereitet Sorgen

Dazu bereitet die erwartete Sommer-Hitze in vielen nordamerikanischen Städten Sorge. Immerhin besitzen einige der modernen Arenen in den USA die Möglichkeit, die Temperaturen zu regulieren. "Das sehen wir entspannt", sagte deshalb FIFA-Boss Infantino: "Es gibt Stadien mit schließbaren Dächern. Wir werden berücksichtigen, wo man nachmittags spielen kann und wo man besser abends spielen sollte. Viele Faktoren spielen eine Rolle."

Wackelt bei der EM 2028 Nordirland?

Die EM 2028 soll dann in Großbritannien (England, Wales, Schottland, Nordirland) und Irland stattfinden. Doch Nordirland könnte noch aus dem Programm fliegen. Der 1953 in Belfast eröffnete "Casement Park" ist nämlich seit Jahren baufällig. Das modernisierte Stadion besteht bislang nur in Grafiken. Ob der geplante Neubau rechtzeitig vor dem Turnier fertig wird, ist derzeit mehr als nur fraglich.

So soll laut dem Verband für Gälische Sportarten das Stadion aussehen.

So soll laut dem Verband für Gälische Sportarten das Stadion aussehen.

Geldsorgen in Nordirland

Benötigt werden dafür mehr als 300 Millionen britische Pfund (rund 350 Millionen Euro). Das ist etwa das Vierfache von dem, was ursprünglich erwartet wurde. Die regionale Regierung in Belfast sagte 62,5 Millionen Pfund (etwa 74 Millionen Euro) zu, der Verband für gälische Sportarten als Besitzer des Stadions 15 Millionen Pfund (fast 18 Millionen Euro). Auch die irische Regierung, die gemeinsame Projekte auf der Insel mitfinanziert, wollte 50 Millionen Euro beisteuern. Zusammengerechnet ist das weniger als die Hälfte der veranschlagten Kosten.

Die Zeit drängt

Sollte Belfast noch eine Chance haben, muss wohl bald etwas passieren. Für die EM 2024 hatte die UEFA festgelegt, dass bei neu zu bauenden Stadien der Baubeginn vier Jahre vor dem Turnier erfolgen muss.

Das Stadion Casement Park in Belfast

Das Stadion Casement Park in Belfast

Alternativen gibt es nicht. Das größte Stadion in Nordirland ist mit 18.500 Plätzen der Windsor Park in Belfast, Nordirlands Nationalstadion. Alle anderen Spielorte weisen eine Kapazität im vierstelligen Bereich auf. Die UEFA forderte bei der Ausschreibung des Turniers zehn Stadien, von denen die drei kleinsten mindestens 30.000 Menschen Platz bieten sollen.

Die Zeit drängt also auf der "Baustelle Casement Park". Die UEFA scheint sich indes nicht an den Finanzierungsproblemen zu stören. Beim europäischen Verband sei man "zuversichtlich", dass Belfast bereit sein werde, sagte UEFA-Vertreter Luca Nicola.

Eine EM in fünf verschiedenen Ländern

Sechs der zehn Stadien werden bei der EM 2026 in England stehen, darunter das Wembley-Stadion in London als Finalort. Gespielt wird außerdem im walisischen Cardiff, im schottischen Glasgow und im irischen Dublin. Es wird also wieder ein hohes Reiseaufkommen geben, allerdings in deutlich kleinerem Rahmen als bei der WM zwei Jahre zuvor.

Wie geht es nach den beiden Turnieren weiter?

Die EM 2032 wird dann in zwei Ländern stattfinden. Ende Juli 2023 beantragten Italien und die Türkei, sich gemeinsam um das Turnier 2032 bewerben zu dürfen. Die UEFA stimmte diesem Anliegen im Oktober 2023 zu und vergab das Event an die beiden Länder. Die Voraussetzung, dass die Staaten "nahe beieinander" liegen müssen, sah der Kontinentalverband als erfüllt an.

Die FIFA hat indes eine Doppel-Vergabe der Weltmeisterschaften 2030 an sechs Nationen auf drei Kontinenten und 2034 an Saudi-Arabien bereits weit vorangetrieben. Die Zustimmungen gelten als Formsache und sollen am 11. Dezember 2024 verabschiedet werden.

Für beide Welt-Turniere ist jeweils nur eine Bewerbung übrig geblieben. In sechs Jahren soll die WM in Spanien, Portugal und Marokko stattfinden, dazu soll es jeweils ein Spiel in Argentinien, Paraguay und Uruguay geben.