Halbfinale bei der EM Frankreichs Torhüter Maignan - der Beste kommt zum Schluss
Frankreich hat bei dieser EM nur ein Tor selbst erzielt, aber steht im Halbfinale. Das liegt auch an Torhüter Mike Maignan. Er hat bei diesem Turnier viele überrascht.
Als Mike Maignan den Konflikt suchte, war er noch nicht Frankreichs bester Tormann. Er war ein Teenager, der seine ersten Einheiten bei den Profis von Paris Saint-Germain absolvierte. Irgendwann kam der Torjäger Zlatan Ibrahimovic zu ihm. Er sagte: "Du bist ein beschissener Torhüter." Maignan war nicht beeindruckt. In seiner Antwort an Ibrahimovic ersetzte er nur die Positionsangabe, aus Torhüter wurde Angreifer.
Maignan hat die Geschichte später manchmal erzählt. Wie Ibrahimovic erst ein wenig verdutzt geschaut habe. Wie er dann das Training fortgesetzt habe, aber später noch einmal vorbeigekommen sei. "Er sagte, dass er mochte, was ich gesagt habe. Und dass er meine Persönlichkeit schätze."
Ibrahimovic hat seine Karriere vor einem Jahr beendet. Zuletzt hat er für AC Mailand in Italien gespielt. In seiner vorletzten Saison ist er 2022 noch einmal Meister mit Milan geworden. Dort stand Maignan im Tor - so sieht man sich wieder.
Acht Stunden im Tor und nur ein Gegentor
Heute ist Maignan, 29, nicht nur in Mailand die Nummer eins, er steht seit anderthalb Jahren auch bei Frankreichs Nationalmannschaft im Tor. Zuvor hieß der Torhüter dort Hugo Lloris, doch nach der WM 2022 in Katar trat er zurück. Frankreichs Nationaltrainer Didier Deschamps legte sich anschließend auf Maignan als Nachfolger fest - und wird das nicht bereut haben.
Zuletzt, als Frankreich gegen Portugal das Halbfinale erreichte, hielt Maignan Sekunden vor dem Ende der Verlängerung einen Schuss von Portugals Nuno Mendes. Deshalb erreichte Frankreich das Elfmeterschießen. Es war nicht seine erste Parade an diesem Abend. "Es war kein leichtes Spiel", sagte Maignan. "Aber wir waren sehr stabil in der Verteidigung."
Auf Maignan wird es auch ankommen, wenn Frankreich im Halbfinale am Dienstag (09.07.2024, ab 20.15 Uhr im Live-Ticker und in der Radio-Reportage) auf Spanien trifft. Bei der EM hat er in fünf Spielen acht Stunden gespielt, aber nur ein Gegentor kassiert. Das war, als Polens Robert Lewandowski im dritten Vorrundenspiel in der 79. Minute einen Strafstoß verwandelte. Und Lewandowski hatte Glück, dass der Elfmeter wiederholt werden musste. Den ersten Versuch hatte Maignan gehalten.
Das Elfmeterschießen gegen Portugal taucht in Statistiken über Maignan nicht auf. Nicht die Minuten, die er dort verbrachte. Und auch nicht die Tore, die er dort kassierte. Beeindruckend ist seine Bilanz trotzdem. Er hat bei diesem Turnier viermal zu Null gespielt und 95 Prozent der Schüsse pariert, die auf sein Tor kamen.
Frankreichs Held steht im Tor
Im Kader Frankreichs stehen Spieler wie Kylian Mbappé, Antoine Griezmann oder Ousmane Dembélé, ihnen gehorcht der Ball. Die Welt schaut ihnen gerne dabei zu. Die Offensive könnte Frankreichs Trumpf sein - doch das Gegenteil ist der Fall.
Mbappé, 25, ist der einzige Franzose, der bei dieser EM ein Tor erzielt hat. Er verwandelte einen Strafstoß. Aus dem Spiel hat Frankreich noch gar nicht getroffen. Die beiden anderen Treffer, über die Frankreichs Nationalspieler jubelten, waren Eigentore. Erst traf Österreichs Maximilian Wöber ins eigene Tor, dann Belgiens Jan Vertonghen.
Nicht Mbappé, Griezmann oder Dembélé haben dafür gesorgt, dass Frankreich im Halbfinale bei der EM steht. Frankeichs Helden sind diesmal andere. Verteidiger wie Jules Koundé oder William Saliba, sie sind ein Ärgernis für gegnerische Angreifer. Oder der Torhüter Maignan, vor allem er. Für "Les Bleus", wie die Franzosen ihre Nationalmannschaft nennen, gilt in diesen Tagen: Der Beste kommt zum Schluss.
Maignan ist mindestens solide beim Abfangen von Flanken und stark auf der Linie, seine Reflexe sind beeindruckend. Und er kann es auch mit den Füßen. Pässe spielt er oft kurz und manchmal lang, aber meistens genau. Von ihnen landeten 86 Prozent bei einem Mitspieler.
Ibrahimovic sagt: "Gehört zu den Besten auf seiner Position"
Es hat zwölf Jahre gedauert, bis aus dem Teenager, der sich mit Ibrahimovic anlegte, ein Torhüter wurde, der bei der Europameisterschaft gerade viele überrascht. Maignan verließ PSG, er spielte für Lille, dort gelang ihm der Durchbruch. Später wechselte er zu Milan. Dort gab es ein Wiedersehen mit Ibrahimovic, als der noch Spieler war. Heute arbeitet er im Management des Klubs.
Kürzlich hat Ibrahimovic seine erste Pressekonferenz in neuer Rolle gegeben. Er ist dabei auch nach Maignan gefragt worden. Er hoffe, sagte Ibrahimovic, Maignan bleibe noch viele Jahre in Mailand. "Er gehört zu den Besten auf seiner Position."