Hoffnungsträger der Niederlande Explodiert Xavi Simons jetzt auch in der Elftal?
In der Bundesliga ist Xavi Simons bei RB Leipzig zum Shootingstar geworden. Seine Leistungen im Fußball-Nationalteam der Niederlande konnten da allerdings bisher nicht mithalten. Es gab öffentliche Kritik. Sein Premierentreffer im orange-farbenen Trikot weckt nun aber Hoffnungen.
Eigentlich hat Xavi am Sechzehner auf ein Zuspiel gewartet. Als der Flugball von Joey Veerman über seinen Kopf hinweg segelte, wusste das Ausnahmetalent aber sofort, was zu tun ist: Der Offensivmann startete Richtung Tor durch. Hinter ihm landete der Ball bei Denzel Dumfries, der per Kopf vor dem Tor querlegte. Dort stand mittlerweile Simons vollkommen frei und musste nur noch den Ball über die Linie drücken.
Erstes Länderspieltor im 14. Spiel
Rechtzeitig zur EM ist beim Ausnahmetalent der Knoten in der "Elftal" geplatzt. Bei der Generalprobe gegen Island (Endstand 4:0) brachte Xavi sein Team mit 1:0 in Front. Es war sein erstes Länderspieltor im 14. Einsatz. Und auf einmal gilt er auch im Nationalteam als Hoffnungsträger.
"Xavi ist sehr talentiert und kann unserem Spiel wirklich viel geben", lobte Kapitän Virgil van Dijk bei der Pressekonferenz vor dem heutigen ersten EM-Spiel der Niederlande (16.06.2024, 15.00 Uhr, Radioreportage und Liveticker) gegen Polen: "Er kann noch mehr und ich mache mir keine Sorgen, dass er das auch abrufen wird."
Koeman: Öffentliche Kritik, aber auch Lob für Xavi
Was er drauf hat, hat Xavi Simons in der abgelaufenen Bundesliga-Saison bei RB Leipzig gezeigt: Acht Tore und satte 15 Vorlagen verbuchte die 21 Jahre alte Leihgabe von Paris St. Germain. Mit einer ähnlichen Quote hatte das Top-Talente schon die Saison davor bei seiner Ausleihe zur PSV Eindhoven überzeugt.
Bondscoach Ronald Koeman kritisiert Xavi Simons auch mal öffentlich
So weit, so gut. Aber in der Nationalmannschaft hat es der Junge aus Amsterdam bisher kaum einmal geschafft, ähnliche Leistungen zu zeigen. Nach dem 4:0-Erfolg gegen Schottland im März wetterte Bondscoach Ronald Koeman, selbst 1988 mit den Niederlanden Europameister, noch in Richtung des Offensivspielers.
"Xavi ist zu viel Risiko in seinen Aktionen gegangen. Er hat einfach den Ball viel zu oft verloren. Er macht es zu kompliziert", schimpfte er. Und weiter: "Er muss langsam die Erfahrung machen, dass wir in den Niederlanden nicht davon profitieren, den Ball zu verlieren."
Vor der EM schlug Koeman gegenüber der Sportschau andere Töne an: "Es ist ganz normal, dass es bei Talenten Höhen und Tiefen gibt. Ich bin froh, dass wir Spieler mit diesem Niveau in unserem Kader haben. Xavi kann die Initiative ergreifen - und ich bin sicher, dass er bei der EM sehr gute Leistungen zeigen wird."
Hohe Erwartungen und große Hoffnungen in den Niederlanden
Kaum eine Personalie wird - nicht erst seit der Kritik - so heiß in den Niederlande diskutiert wie die von Xavi Simons. Mit Jeremie Frimpong von Bayer 04 Leverkusen hat er harte Konkurrenz auf dem rechten Flügel. Auf der linken Seite, auf der er in Leipzig groß aufgespielt hat, ist bei Koeman Cody Gakpo vom FC Liverpool gesetzt.
"Seine Leistungen im Klub waren sehr gut - aber im Nationalteam konnte er das nicht abrufen", erklärt Jeroen Stekelenburg vom niederländischen TV-Sender NOS im Gespräch mit Sportschau: "Aber Koeman glaubt an Xavi - und er weiß, dass wir einen sehr guten Simons brauchen, um erfolgreich zu sein." Die Niederlande haben nicht viele Spieler, die in den großen Teams große Leistungen gezeigt haben.
Xavi Simons - die Niederlande warten auf die "Explosion"
Stekelenburgs Kollege, der Kommentator Arman Avsaroglu, fügt hinzu: "Xavi Simons ist ein großartiger Spieler - und er ist sehr selbstkritisch." Deshalb sei das Verhältnis von ihm und Koeman auch nach wie vor gut. Und der Journalist bringt auf den Punkt, was viele Niederländer denken: "Es warten alle darauf, dass er jetzt auch in der Nationalmannschaft explodiert."
Ausgebildet in Barcelona-Akademie "La Masia"
Xavier Quentin Shay Simons, wie Xavi mit vollem Namen heißt, hat wie wie viele große Talente der Niederlande seine Wurzeln im südamerikanischen Suriname. Sein Vater ist Regillio Simons, als Profifußballer Stürmer und heute Trainer des niederländischen Erstligisten FC Volendam.
Simons Junior gilt schon lange weit über die Grenzen seines Heimatlandes hinaus als großes Versprechen an die Zukunft. Bereits mit sieben Jahren spielte Xavi in "La Masia", der weltberühmten Akademie des FC Barcelona. 2019 wechselte er zu Paris St. Germain - ohne zunächst nachhaltig auf sich aufmerksam zu machen.
Über Eindhoven und Leipzig auf die ganz große Bühne
Mit 19 Jahren unterschrieb er bei der PSV Eindhoven. Es war ein vermeintlicher Schritt zurück auf der Karriereleiter, der ihn schließlich aber nach vorn brachte. Simons wurde auf Anhieb Torschützenkönig, Nationalspieler und sprang auf den WM-Zug nach Katar auf. Doch einen leichten Stand hatte Simons auch unter dem Vorgänger von Koeman nicht.
Gewohntes Bild: Xavi Simons jubelt im Trikot von RB Leizpig.
"Du musst dir deinen Platz verdienen", antwortete Louis van Gaal auf die Journalistenfrage, warum er Simons denn nicht einsetze. Nur zu einem siebenminütigen Einsatz reichte es am Ende im Achtelfinale gegen die USA, als Dumfries gerade mit dem 3:1 das Spiel entschieden hatte.
Doch nicht wenige hoffen, dass Xavi Simons eine ähnlich prägende Figur wie Arjen Robben, der früher auf dieser Position wirbelte, wird. "Er ist ein spezielles Talent, das sieht man sofort", sagte beispielsweise kein Gringerer als Dick Advocaat, einst selbst Bondscoach: "Er hat so viel Potenzial: Der Junge ist kreativ, stark im Passspiel und im Torabschluss. Und er geht ohne Angst in die Zweikämpfe."
Bayern München wirbt intensiv um Xavi Simons
Nach der Klasse-Saison in Eindhoven zog Paris eine im Vertrag verankerte Rückkaufklausel und stattete Xavi mit einem neuen Kontrakt bis 2027 aus. Auf Leihbasis ging es dann weiter nach Leipzig. Die Sachsen würden ihn gern halten, aber die Chancen stehen schlecht.
Denn Sportdirektor Max Eberl vom FC Bayern München, zuvor als Sportverantwortlicher in Leipzig, hat wieder seine Fühler nach dem 21 Jahre alten Ausnahmefußballer ausgestreckt. Aber: Dem Vernehmen nach hat Paris 100 Millionen Euro für einen Transfer aufgerufen.
Klar ist: Xavi kann die Sache ganz entspannt angehen. "Ich denke, diese Saison war die beste meiner Karriere", sagte er zuletzt der niederländischen Zeitung "De Telegraf". In Leipzig habe er sich "richtig gut entwickelt". Und er ergänzte, er könne sich natürlich noch weiter verbessern.
Darauf setzen auch die Niederlande. Ob Koeman ihn gegen Polen von Beginn an bringt, verriet er nicht. Aber auch für ihn ist klar, dass Simons vor einer großen Zukunft steht.