Ärger um Belgiens Anreise "An jeder roten Ampel gehalten" - Polizei weist Tedescos Kritik zurück
Die Polizei Stuttgart bezeichnet Domenico Tedescos Kritik an der Bus-Eskorte zum Stadion als haltlos. Belgiens Trainer bringt zusätzliche Unruhe ins ohnehin angespannte Umfeld beim EM-Mitfavoriten.
Belgien hatte sich gerade mit einem 0:0 gegen die Ukraine ins EM-Achtelfinale gemüht, als Nationaltrainer Domenico Tedesco auf der Pressekonferenz etwas loswerden wollte. Er schimpfte am Mittwochabend über eine angeblich zu langsame Polizeieskorte zum Stuttgarter Stadion, durch die er in Zeitnot geraten sei. Dass nun die Polizei die Kritik deutlich zurückweist, lässt den deutschen Trainer schlecht dastehen - zumal seine Einlassungen ohnehin auf wenig Verständnis stoßen.
"Die Umstände, wie wir zum Stadion gekommen sind, habe ich noch nie erlebt", sagte Tedesco: "Von unserem Hotel aus haben wir eine Stunde gebraucht." Die Polizeieskorte habe kein Blaulicht benutzt, an jeder roten Ampel gehalten und sei zu langsam gefahren, obwohl die Straße frei gewesen sei: "Am Ende hatte ich zwei Minuten für die Ansprache, mehr nicht. Wir mussten das Aufwärmen verkürzen. Für mich ist das wirklich unglaublich."
Die Stuttgarter Polizei weist nun jede Schuld von sich, bezeichnet die Vorwürfe auf Sportschau-Anfrage als haltlos. Sie habe den belgischen Verband zwei Tage vor dem Spiel darauf hingewiesen, dass für die Fahrt zum Stadion 60 Minuten erforderlich seien. Der Verband habe jedoch "auf eine Fahrzeit von 40 Minuten beharrt", heißt es in der schriftlichen Antwort vom Donnerstag.
Blaulicht für die Ukraine, aber nicht für Belgien
Die teils langsame Fahrgeschwindigkeit sei nötig gewesen, um die UEFA-Vorgabe einzuhalten, derzufolge zwischen der Ankunft beider Teams mindestens zehn Minuten liegen müssen. Per Eilanordnung habe die UEFA diese Zeitspanne dann kurzfristig reduziert - sonst wäre Belgien noch später eingetroffen, schreibt die Polizei.
Dass, im Gegensatz zur Eskorte des ukrainischen Teams, kein Blaulicht eingesetzt wurde, hänge mit der Gefährdungsbewertung zusammen. "Aufgrund der weltpolitischen Lage ist diese beispielsweise für das Team der Ukraine gegeben. Für das Team Belgien lag keine Gefährdung vor, weshalb auch keine sogenannte Sonder- und Wegerechte in Anspruch genommen wurden", so die Polizei.
Fans äußern Unmut
Auch schon vor der behördlichen Replik stießen Tedescos Beschwerden im Netz auf wenig Verständnis. Nach den weitgehend enttäuschenden Leistungen in der Gruppenphase stehen das Team und auch der Trainer in der Kritik. Die belgischen Fans im Stuttgarter Stadion buhten die Nationalspieler nach dem torlosen Remis gegen die Ukraine sogar aus, sodass Kevin de Bruyne und Co. vorzeitig abdrehten.
Tedescos Kritik war sicher nicht als Ausrede gedacht - aber sie ist nun ein weiterer Unruheherd im Lager des EM-Mitfavoriten.