Belgiens Jérémy Doku (l) und Olexander Tymtschyk von der Ukraine kämpfen um den Ball

Drama in EM-Gruppe E Belgien nach Nullnummer weiter - Aus für die Ukraine

Stand: 26.06.2024 20:25 Uhr

Belgien hat nach einem 0:0 gegen die Ukraine als Zweiter der Gruppe E, die alle Teams punktgleich beendeten, das Achtelfinale der Fußball-EM erreicht. Die Ukraine ist als Tabellenletzter raus aus dem Turnier.

Das Duell beider Teams am Mittwochabend (26.06.24) in Stuttgart war fußballerisch nur sehr selten auf Top-Niveau. Belgien war über weite Strecken des Spiels tonangebend. Aber die Mannschaft des deutschen Coaches Domenico Tedesco, die nun am Montag (01.07.24, 18 Uhr) im EM-Achtelfinale auf Frankreich trifft, traf in der Offensive zu viele falsche Entscheidungen. Die Ukraine ging erst in der Schlussphase volles Risiko - ebenfalls erfolglos. Die Osteuropäer wurden mit vier Zählern wegen der schlechtesten Tordifferenz aller Teams Gruppenletzter.

"Wir haben diese Gruppe eigentlich schon im ersten Spiel verloren, aber das ist ein Team mit einer großen Zukunft", sagte der tief enttäuschte Trainer Serhiy Rebrov: "Die Spieler haben alles für den Sieg getan, aber es hat leider nicht gereicht. Am Ende hat nur das eine Tor gefehlt."

Ukraine trotz größeren Drucks abwartend

Den "Roten Teufeln" genügte ein Remis zum Weiterkommen, die Ukraine benötigte bei einem Remis im Parallelspiel zwischen der Slowakei und Rumänien einen Sieg, um in die K.o.-Phase einzuziehen. Ansonsten hätte auch für die Ukraine ein Unentschieden gereicht. Die große Frage war also, mit welcher taktischen Marschroute Rebrov sein Team auf den Rasen schicken würde. Abwarten oder Vollgas?

Die Antwort war so kompliziert wie die Ausgangslage. Denn auf der einen Seite agierten die "Schowto-blakytni" aus einer sehr kompakten Defensive heraus. Andererseits zeigten die Osteuropäer bei Ballgewinnen auch immer viel Mut und strömten mit mehreren Spielern aus.

Pechvogel Lukaku verpasst das 1:0

In der Anfangsphase war die Ukraine gegen sehr schwungvoll beginnende Belgier aber primär mit Verteidigungsarbeit beschäftigt. Und nach sieben Minuten hatte die Rebrov-Elf Glück, dass der bis dato größte Pechvogel dieser EM wieder kein Fortune hatte: Romelu Lukaku traf nach einem tolle Pass von Kevin De Bruyne den Ball nicht richtig, sodass der Abschluss in die Arme von Keeper Anatoliy Trubin kullerte.

Das Warten auf seinen ersten regulären Treffer hält also an für den Ausnahmestürmer, dem beim Turnier in Deutschland bereits drei Treffer nach einem Videoschiedsrichter-Hinweis aberkannt wurden. "Big Frust" also bei "Big Rom", wie der Hühne aus Antwerpen in seiner Heimat ehrfurchtsvoll gerufen wird.

Belgien überlegen, aber ohne Tiefe im Spiel

Es war die einzige Chance im ersten Abschnitt für den 31-Jährigen. Und es war neben einem Freistoß des omnipräsenten Kapitäns De Bruyne, der ans Außennetz ging (33.), die beste Möglichkeit für die "Roten Teufel" vor der Halbzeit. Das hochveranlagte Tedesco-Team hatte zwar viel Ballbesitz, aber viel zu selten Tiefe in seinem Spiel. Selbiges traf bei ihren wenigen Angriffen auch auf die Ukrainer zu. Die Rebrov-Equipe kombinierte sich zwar einige Male gefällig ins letzte Drittel des Feldes, traf dort aber die falschen Entscheidungen.

Torlos ging es in Stuttgart in die Kabinen. In Frankfurt stand es nach 45 Minuten zwischen der Slowakei und Rumänien 1:1, sodass vor Beginn des zweiten Abschnitts die Ukrainer Gruppenletzter in der Blitztabelle waren.

Ukraine gegen Belgien - ganzes Spiel

Sportschau UEFA EURO 2024, 26.06.2024 19:50 Uhr

Tedesco-Team fokussiert, jedoch weiter harmlos

Davon hatten im am Mittwoch phasenweise sehr stürmischen Stuttgart natürlich auch die Belgier und die Ukrainer Wind bekommen. Die dadurch weiter unter höherem Druck stehenden Osteuropäer hielten dennoch an ihrer abwartenden Taktik fest. Sie lauerten offensichtlich auf diesen einen Umschaltmoment, um die Partie zu entscheiden. Aber die weiter überlegene Tedesco-Mannschaft tat den Ukrainern nicht den Gefallen, im Spielaufbau unkonzentriert oder gar schlampig zu werden.

Die "Roten Teufel" waren sehr fokussiert, blieben im letzten Drittel des Feldes allerdings harmlos. Erst in der 73. Minute besaßen sie durch einen Schuss von Yannick Carrasco, den Trubin mit etwas Mühe parierte, wieder einen nennenswerten Abschluss. Auf der Gegenseite tauchte Artem Dovbyk nach einem Eckball plötzlich frei vor Keeper Koen Casteels auf, scheiterte aber am langjährigen Wolfsburger (75.).

Erneut Dovbyk (80.) und Ruslan Malinovskyi (83.) besaßen daraufhin weiter Möglichkeiten für die "Schowto-blakytni". Die "Roten Teufel" musste höllisch aufpassen. Denn bei einer Pleite hätten sie die Heimreise antreten müssen. Und in der Nachspielzeit wäre es fast soweit gewesen: Georgiy Sudakov kam im belgischen Strafraum frei zum Abschluss, scheiterte aber mit seinem zu mittigen Schuss an Casteels. (90.+2).