Verlierer vor dem EM-Aus Österreich selbstbewusst ins "Finale" gegen Polen
Österreich hat bei der EM 2024 in Deutschland nach der Auftaktniederlage gegen Frankreich bereits am zweiten Gruppenspieltag ein Endspiel. Bei einer Pleite gegen die ebenfalls punktlosen Polen wäre das Aus vielleicht schon besiegelt. Damit dieser Albtraum nicht wahr wird, bedarf es vermutlich auch eines tollen Torwarts. Nur gut für Österreich, dass Patrick Pentz in Topform ist.
Gleich mehrfach nervte der 27-jährige Pentz die französischen Weltklasse-Offensivspieler um Kylian Mbappé am vergangenen Montag (17.06.2024) in Düsseldorf. Der gebürtige Salzburger zeigte in seinem erst sechsten Einsatz für die Auswahl des Österreichischen Fußball-Bundes (ÖFB) eine erstaunlich abgeklärte Leistung.
Bitter für ihn und seine Teamkameraden, dass die Partie dennoch mit 0:1 verloren ging. Noch bitterer, dass ein Eigentor von Maximilian Wöber zur Pleite führte. Während sich der Gladbacher Bundesliga-Profi selbst als "Dodel der Nation" bezeichnete, war Pentz trotz der Niederlage eine Art Held.
Österreichische Medien feiern Keeper Pentz
Die österreichischen Medien feierten den Mann aus Salzburg geradezu euphorisch. "Sein Goldpratzerl lag bei mehreren Flachschüssen goldrichtig. Gewann mehrere Eins-gegen-eins-Duelle mit Kylian Mbappé, was für einen Sterblichen laut ersten Hochrechnungen ziemlich bemerkenswert ist", schrieb beispielsweise die Tageszeitung "Der Standard" über den Schlussmann von Bröndby IF. Schlagzeilen, von denen Pentz vermutlich vor ein paar Monaten noch nicht zu träumen wagte. Denn eigentlich war bei der EM eine ganz andere Rolle für ihn vorgesehen gewesen. Die des Ersatzkeepers.
Doch weil sich der etatmäßige Stammtorhüter Alexander Schlager am Knie verletzt hat und deswegen für das Turnier absagen musste, wurde Pentz zur Nummer eins. Sein Auftritt gegen Frankreich? Ein Hit! Aber ein "One-Hit-Wonder" ist der Schlager-Ersatz keineswegs. Denn Pentz hat bereits in der vergangenen Saison unter Beweis gestellt, das Handwerk mit den Handschuhen exzellent zu beherrschen.
Leverkusens Leihgabe glänzt im Bröndby-Trikot
In Dänemark wurde der 27-Jährige zum besten Keeper der Superliga gewählt. Eine schöne Auszeichnung für den Torsteher. Noch schöner wäre allerdings der Meistertitel gewesen. Den aber verspielte Bröndby kurz vor Saisonende. Pentz reiste dennoch nicht geknickt zur ÖFB-Auswahl. "Es gibt wichtigere Dinge im Leben. Außerdem war ich drei Tage danach schon wieder beim Nationalteam, wo alle auch einen Grinser drauf hatten", erklärte er am Donnerstag (19.06.2024) auf einer Pressekonferenz.
Nach vorne schauen, nicht nach hinten. Und überhaupt lächelnd durchs Leben gehen - so ist er, der Double-Sieger im österreichischen Kasten. Denn tatsächlich darf sich Pentz Meister und Pokalsieger nennen, schließlich war er bisher nur von Bayer Leverkusen an Bröndby ausgeliehen. Der Werksklub hatte ihn Anfang 2023 aus Frankreich von Stade Reims verpflichtet - als klare Nummer zwei hinter Lukas Hradecky.
Pentz genießt jede EM-Sekunde
Pentz wusste um seine Rolle und nahm sie klaglos an. Aber auf Dauer war die Zuschauerrolle dann nichts für die Frohnatur. Der Wechsel nach Dänemark erwies sich für ihn als Glückgriff. Mit den Leistungen im Bröndby-Trikot empfahl er sich für die EM. Nun ist er sogar die Nummer eins beim Turnier in Deutschland. Ein rasanter Aufstieg für den Salzburger, der auch in Reims nicht glücklich geworden war.
Daher heißt es nun für ihn, jeden Moment bei seiner ersten EM aufzusaugen. "Ich genieße hier jede Sekunde, es ist für mich cool, dabei zu sein und gegen solche Spieler spielen zu dürfen", sagte er.
Rangnick: "Spiel hat Playoff-Charakter"
Die Koffer packen wollen er und die Österreicher natürlich noch lange nicht. Das Achtelfinale ist das Minimal-Ziel. Dafür aber muss am Freitag (21.06.2024, 18.00 Uhr, Livestream, Radioreportage und Ticker) Polen geschlagen werden.
"Die Bedeutung des Spiels ist klar. Das hat schon fast Playoff-Charakter. Die Mannschaft, die gewinnt, hat gute Chancen weiterzukommen. Ein Unentschieden hilft beiden nicht. Es geht darum, zu gewinnen", sagte Coach Ralf Rangnick.
Er kann gegen die Osteuropäer auf seinen kompletten Kader zurückgreifen, während bei den Polen noch ein kleines Fragezeichen hinter dem Einsatz von Starstürmer Robert Lewandowski steht. "Wir gehen davon aus, dass er spielt", erklärte Rangnick. Sein Rezept gegen die Wucht des Torjägers: "Wir müssen das Spiel kontrollieren, dann kommt er gar nicht in die Situationen, in denen er seine Qualitäten ausspielen kann."
Keeper hat Respekt, aber keine Angst vor Lewandowski
Doch selbst wenn dieses Vorhaben misslingt, muss sich der Coach ja eigentlich große Sorgen machen. Denn dann ist ja immer noch Patrick Pentz da. Der Mann, der bereits Mbappé entnervte.
"Er hat eine brutale Qualität in der Box und kann praktisch mit fast jedem Körperteil ein Tor erzielen", lobt der Torwart den Torjäger. Schweißgebadet aufgewacht ist der 27-Jährige beim Gedanken an ein Eins-zu-eins-Duell mit Lewandowski allerdings nicht.
"Wir sind gewarnt, machen uns aber keine Sorgen", sagt Pentz. Mit so viel Gelassenheit und Selbstvertrauen kann für ihn ja eigentlich nichts schiefgehen. Es sei denn, er wird wie gegen Frankreich wieder von einem eigenen Mitspieler überrascht.