Showdown in der Premier League Manchester City im "Endspiel" gegen Arsenal
Manchester City spielt seit Wochen dominant, Tabellenführer Arsenal wirkt angeschlagen. Das direkte Duell dürfte das vorweggenommene Endspiel um den Titel in der Premier League sein.
Ginge es allein nach der Stimmungslage bei den Teams, dann bräuchte der Showdown in der Premier League zwischen Manchester City und dem FC Arsenal am Mittwochabend (26.04.2023, live im Sportschau-Ticker) wohl gar nicht erst angepfiffen zu werden. Und die Liga-Offiziellen könnten eigentlich jetzt schon die blau-weißen Schleifchen bereitlegen, für den Meisterpokal, der am letzten Spieltag dann erneut an Manchester City vergeben wird.
City selbstbewusst - weiter Chancen auf drei Titel
Der Titelverteidiger aus Manchester strotzt derzeit vor Kraft und Selbstbewusstsein, anders als der zuletzt schwächelnde Tabellenführer Arsenal. Nachdem City in der Champions League ohne größere Probleme den FC Bayern aus dem Weg geräumt hatte, machte das Team von Pep Guardiola am vergangenen Samstag auch den Einzug ins englische Pokalfinale klar. Dort geht es gegen den Stadtrivalen United. Und über allem steht die Botschaft, dass City weiter alle Chancen auf drei Titel hat.
In der Premier League hat City zuletzt Mitte Februar (1:1 gegen Nottingham) Punkte liegen gelassen. Die bis dato letzte Niederlage in einem Pflichtspiel setzte es Anfang Februar gegen Tottenham. Seitdem kreuzt das "himmelblaue Schlachtschiff" ("Guardian") anscheinend unerschütterlich durch die englischen Stadien, mit dem Glauben an die Überlegenheit des eigenen Kaders und der Selbstsicherheit aus vier Meisterschaften in den vergangenen fünf Jahren.
Dass der Rückstand auf Tabellenführer Arsenal zwischenzeitlich einmal acht Punkte betrug, wurde in Manchester allenfalls zur Kenntnis genommen. Als ob sie hätten ahnen können, dass die "Gunners" irgendwann schon selbst Angst vor der eigenen Courage bekommen. Die erste Schwächephase im Februar, eingeleitet durch die Niederlage im Pokal gegen City, konnte Arsenal noch relativ schnell überwinden. Doch zuletzt konnten sie in der Liga dreimal in Folge nicht gewinnen, gegen Liverpool und West Ham verspielten sie dabei jeweils einen Zwei-Tore-Vorsprung.
Arsenal hat Vorsprung auf City eingebüßt
Am vergangenen Wochenende rettete Arsenal nach einen 1:3-Rückstand gegen Southampton am Ende noch ein Unentschieden. Doch das Remis gegen den Tabellenletzten verhalf nicht etwa zu mehr Zutrauen vor dem Showdown mit City, sondern verstärkte eher noch die Selbstzweifel.
Den Vorsprung an der Spitze hat Arsenal, mit fünf Punkten, aber auch zwei Spielen mehr auf dem Konto als der Rivale, zumindest in der virtuellen Tabelle bereits eingebüßt. Im direkten Duell bräuchte Arsenal deshalb jetzt bei City einen Sieg, um sich den Vorteil wieder zurückzuholen für das anschließende Fernduell in den verbleibenden Spielen.
Wohlgemerkt: Von einer Vorentscheidung im Titelrennen kann, legt man allein den Tabellenstand zugrunde, eigentlich keine Rede sein, bei noch sechs beziehungsweise acht ausstehenden Spielen. Dennoch wird in englischen Medien über Arsenal seit Wochen das Bild einer Mannschaft gezeichnet, die kurz vor dem Nervenzusammenbruch steht.
"Gunners" zuletzt anfällig in der Defensive
Auch Trainer Mikel Arteta bekundete zuletzt mehrfach seinen Unmut über die Konzentrationsmängel bei seinen Spielern. Der Spanier trägt als langjähriger Arsenal-Spieler und Kapitän genug rot-weiße DNA in sich. Gut möglich, dass die aktuelle Schwächephase bei ihm auch ungute Erinnerungen an die eigene Zeit im "Gunners"-Trikot weckt. Schon da stand Arsenal nach vielen vergeblichen Anläufen auf den Titel im Ruf, ein wankelmütiges Team zu sein, ohne die nötige Wettbewerbshärte, das dem Druck in den entscheidenden Momenten nicht standhalten kann.
Vor allem die Anfälligkeit in der Defensive ließ den Coach zuletzt verzweifeln: "Solche Gegentore dürfen wir einfach nicht zulassen", sagte Arteta nach dem Spiel gegen Southampton, als Arsenal sich im eigenen Stadion schon früh zwei Treffer einfing und sich damit selbst in die Bredouille brachte - schwer fassbar für eine Mannschaft, die seit dem 3. Spieltag die Tabelle anführt.
Arsenal-Coach Mikel Arteta (l.) mit Gabriel Jesus: Suche nach Stabilität
Unabhängig vom Ausgang des Saisonfinales wird Artetas Wirken im Londoner Stadtteil Islington bislang aber als Erfolg gewertet. Unter seiner Regie haben sich die "Gunners", die in den vergangenen fünf Spielzeiten noch nicht einmal die Champions League erreicht hatten, wieder zum ernsthaften Titelanwärter entwickelt. Im Rennen um den Titel dürfte Arsenal auch weniger Druck mit sich herumschleppen als der hochgerüstete Konkurrent aus Manchester, von dem nichts anderes als die Meisterschaft erwartet wird.
Arteta: "Noch nichts entschieden"
Andererseits dürften die "Gunners" im Kopf haben, dass sich ihnen in dieser Saison womöglich eine einzigartige Chance bietet, weil die etatmäßigen Herausforderer wie Chelsea, Liverpool oder Manchester United schwächeln oder in einem komplizierten Neuaufbau stecken.
Arteta wollte vor dem direkten Duell nicht von einem vorweggenommenen "Endspiel" sprechen: "Sollten wir gewinnen, heißt das noch nichts über den Titel oder unsere Saison. Es ist noch nichts entschieden", sagte Arteta. Angesprochen auf die Rückschläge der vergangenen Wochen, betonte Arteta, dass die Mannschaft auch mental bereit sei: "Ich sehe es an ihren Reaktionen, sie machen sich gegenseitig Mut. Der Glaube ist da. Wir wollen den Sieg, das werden wir auch auf dem Rasen zeigen."
Guardiola gegen Arteta - Duell langjähriger Weggefährten
Pep Guardiola hatte vor dem Showdown nur lobende Worte und Respekt für Arteta, den er einst als Assistenzcoach zu City holte und der ihm nun als Herausforderer um dem Titel wiederbegegnet. "Mikel hat sie auf ein neues Level gehoben", sagte Guardiola über seinen langjährigen Weggefährten. Auch Arteta betonte die Freundschaft mit Guardiola, den er schon aus gemeinsamen Zeiten in Barcelona kennt.
Die bisherige Bilanz als Trainer in den direkten Duellen spricht aber klar gegen Arteta, der mit Arsenal siebenmal gegen Guardiolas City verlor und nur einmal gewann. Eine achte Niederlage wäre besonders schmerzhaft.