Allan Saint-Maximin Für Newcastles Finanzen? Saudi-Arabien verkauft sich selbst einen Spieler
Allan Saint-Maximin wechselt von Newcastle United zu Al-Ahli in Saudi-Arabien. Beide Klubs gehören mehrheitlich dem saudi-arabischen Staatsfonds - der Wechsel wirft Fragen auf.
Der saudi-arabische Klub Al-Ahli bestätigte am Sonntag (30.07.2023) die Verpflichtung des Spielers von Newcastle United. "Ich möchte ihn nicht verlieren", hatte Newcastles Trainer Eddie Howe erst kürzlich in der Saisonvorbereitung seiner Mannschaft gesagt, als er auf Saint-Maximin angesprochen wurde: "Aber durch das Financial Fairplay müssen wir handeln, sonst sind wir in diesem Sommer nicht handlungsfähig. Die Finanzregeln zwingen uns zu einem gewissen Grad dazu."
Dass für Newcastle United mit Al-Ahli nun zum richtigen Zeitpunkt der richtige Käufer zum richtigen Preis bereitstand, wird in der Premier League teilweise mit Argwohn betrachtet. Wie das Portal "The Athletic" berichtet, wollen mehrere Klubs Bedenken wegen des Wechsels bei der Premier League anmelden, weil beide Klubs mit dem Public Investment Fund (PIF) aus Saudi-Arabien denselben Mehrheitseigentümer haben.
Newcastle ist steinreich und hat trotzdem einen begrenzten Spielraum
Newcastle United ist seit der Übernahme durch den saudi-arabischen Staatsfonds grundsätzlich steinreich. Dem Klub, der kommende Saison in der Champions League spielt, sind aber Grenzen durch die Regeln der Premier League und der UEFA gesetzt:
- Die Premier League erlaubt 105 Millionen britische Pfund Defizit in einem Zeitraum von drei Jahren
- Bei der UEFA sind es 60 Millionen in drei Jahren.
- Nur diese Beträge dürfen von Investoren ausgeglichen werden.
- Bei der Berechnung dürfen aber nur Einnahmen aus dem Fußballgeschäft herangezogen werden - beispielsweise erwirtschaftete Ablösesummen aus Spielertransfers.
Der Staatsfonds PIF könnte also mit dem Transfer auf einem Umweg regulär Geld auf die Konten von Newcastle United bringen. Eine Möglichkeit, die die meisten anderen Klubs nicht haben.
Premier League verlangt bei Transfers "marktgerechte Preise"
Die Premier League fordert in ihren Regeln, dass für Spieler "marktgerechte Preise" gezahlt werden, wenn sie zwischen "verbundenen Parteien" transferiert werden. Dabei werden laut der Regeln der Premier League beispielsweise das Alter, die Vertragslaufzeit, bisherige Leistungen, Verletzungen oder die Konkurrenz auf dem Transfermarkt berücksichtigt. So sollen überzogene Transaktionen verhindert werden, die nur das Verschieben von möglichst viel Geld an die gewünschte Stelle zum Zweck haben - beispielsweise um die Regeln des Financial Fairplay einzuhalten.
Ist das hier der Fall? Saint-Maximin soll Al-Ahli rund 27 Millionen Euro Ablöse kosten. Verschiedene Onlineportale sortieren ihn tatsächlich auch genau dort ein - zwischen 20 und 40 Millionen Euro. So bleibt bei einer Untersuchung der Premier League möglicherweise nur ein schaler Nachgeschmack und weniger ein Regelverstoß übrig.
"Wir unterliegen denselben Regeln wie alle anderen Klubs, was Transfers angeht", sagte Trainer Howe. "Ich bin mir sicher, dass alle Bedingungen erfüllen werden, damit der Wechsel einwandfrei und ordnungsgemäß durchgeführt wird."
Newcastles Trainer Eddie Howe
Premier-League-Chef: "Unsere Regeln sind robust"
Richard Masters, Geschäftsführer der Premier League, verwies in einem Interview mit der BBC auf die vor 18 Monaten neu formulierten Regeln und dass der marktgerechte Preis unabhängig bewertet werden würde. "Ich denke, unsere Regeln sind robust. Sie sind relativ neu, aber sie sollten in der Lage sein, diese spezielle Transaktion zu bewältigen."
Der Fußball und die Probleme mit Multi-Club Ownership
Die Beteiligung von Klubbesitzern an mehreren Vereinen - genannt Multi-Club Ownership - ist in den vergangenen Jahren ein immer größeres Phänomen im Profifußball geworden. Erst Anfang Juli genehmigte die UEFA, dass mehrere Klubs mit demselben Mehrheitseigentümer zugleich im Europapokal starten dürfen. Das galt für die Verbindung zwischen AC Mailand und FC Toulouse, zwischen Aston Villa und Vitoria Guimaraes sowie zwischen Brighton and Hove Albion und Royale Union Saint-Gilloise.
Bedenken dabei gibt es mehrere: Manche Klubs könnten zu Farmteams degradiert werden, der Verdacht von Spielmanipulation ist möglich und Transfers innerhalb eines Netzwerks von Klubs könnten zu Preisen getätigt werden, die den Bedürfnissen der Investoren bei Steuern oder beim Financial Fairplay entsprechen - was der Vorwurf bei Saint-Maximin ist. Ein Thema für die UEFA ist der Fall aber nicht, da Saudi-Arabien nicht der UEFA angehört.
PIF besitzt Newcastle und vier saudi-arabische Klubs
Im Oktober 2021 übernahm Saudi-Arabiens Staatsfonds PIF 80 Prozent von Newcastle United. Die Premier League forderte nach eigenen Angaben "rechtsverbindliche Garantien", dass der Klub nicht aus dem Königshaus kontrolliert wird. Im Juni 2023 verkündete Saudi-Arabien, dass der PIF jeweils 75 Prozent der heimischen Klubs Al-Nassr, Al-Ittihad, Al-Ahli und Al-Hilal übernehme. Seitdem wechselten Stars wie Cristiano Ronaldo, Karim Benzema, N'Golo Kanté und Roberto Firmino in die saudi-arabische Pro League.
Menschenrechtsorganisationen kritisieren, dass Saudi-Arabien den Sport als Imagekampagne nutzt. Amnesty International bezeichnete den Transfer von Cristiano Ronaldo nach Saudi-Arabien als "Teil eines umfassenden Systems von Sportswashing". Die Menschenrechtslage in Saudi-Arabien ist schlecht, das Land ist eine absolute Monarchie. Die Behörden unterdrücken die Meinungsfreiheit, Frauen haben nur eingeschränkte Rechte, queere Menschen werden diskriminiert, homosexuelle Handlungen stehen unter Strafe.