Nations-League-Sieg gegen Niederlande Debütant Leweling schießt Deutschland ins Viertelfinale
Nach dem Abschied der alten Weltmeister kam der Auftritt der Neuen: Mit einer starken Leistung verdiente sich die deutsche Fußball-Nationalmannschaft in der Nations League einen Sieg gegen die Niederlande. Debütant Jamie Leweling (64.) gelang am Montag (14.10.2024) beim 1:0 (0:0)-Erfolg in München der entscheidende Treffer.
Deutschland steht damit zwei Spieltage vor Schluss bereits im Viertelfinale der Nations League. "Jeder wollte gewinnen, jeder hat sein Herz auf dem Platz gelassen und deshalb haben wir sehr verdient 1:0 gewonnen", lobte DFB-Kapitän Joshua Kimmich am Sportschau-Mikrofon. Das sah auch der Bundestrainer so. "Der größte Schritt ist schon, dass ich nie das Gefühl habe, dass wir die Nationalmannschaft sehen und die Jungs haben keine Lust, das Spiel zu gewinnen", so Julian Nagelsmann gegenüber der Sportschau.
Der Lohn: Das DFB-Team führt die Tabelle in Gruppe A mit 10 Punkten weiter vor den Niederlanden und Ungarn (je 5 Punkte) an, die sich im direkten Duell noch gegenseitig Punkte abnehmen werden. Exakt ein Jahr nach seinem Debüt als Nationaltrainer mit dem 3:1-Sieg in den USA hat Bundestrainer Julian Nagelsmann mit seinem Team damit einen weiteren Zwischenschritt auf dem Weg zur WM 2026 gemacht. "Heute war schon sehr vieles sehr gut", ordnete Kimmich die Leistung ein.
Und auch Schlussmann Oliver Baumann freute sich nach seinem ersten Spiel im DFB-Tor: "Ich finde, wir haben das extrem gut gemacht als Mannschaft, extrem viel wegverteidigt, gierig gewesen, zu verteidigen, gierig gewesen, Tore zu schießen."
Abschied von den Weltmeistern, starker Debütanten-Start
Mit einer großen Fan-Choreographie und einer kleineren Collage verabschiedete der DFB die Weltmeister Thomas Müller, Manuel Neuer und Ilkay Gündogan vor dem Anpfiff auf dem Rasen aus dem Dienst in der Nationalmannschaft. Toni Kroos hatte andere Verpflichtungen. Die drei anwesenden "Alt-Nationalspieler" sahen dann einen spritzigen Auftakt ihrer ehemaligen Kollegen, die ohne neun Verletzte und mit fünf Änderungen gegenüber dem 2:1 zuletzt in Bosnien-Herzegowina begannen.
Schon nach 100 Sekunden brachte Debütant Leweling, der kurzfristig für den angeschlagenen Vereinskollegen Deniz Undav in die Startelf gerutscht war, nach einer Pressingsituation den Ball im niederländischen Tor unter. Doch der Videoassistent hatte in der Entstehung Serge Gnabry um eine Fußspitze im Abseits gesehen. "Da fühlt man sich schon ein bisschen dumm", meinte Leweling am Sportschau-Mikrofon, "aber es muss ja weitergehen."
Dominanz ohne Torerfolg
Diese erste Aktion war allerdings gleich so etwas wie eine Blaupause für die erste Halbzeit. Die deutsche Mannschaft unterband das Aufbauspiel der Gäste durch ihre frühen Attacken komplett, stellte im von Aleksandar Pavlovic stark organisierten Zentrum auch die Wege Richtung Spielmacher Tijjani Reijnders zu und hielt "Oranje" so 45 Minuten lang komplett vom eigenen Tor fern. 8:0 Torschüsse sollten es zur Pause sein. Oliver Baumann, der zweite Debütant an diesem Abend, bekam also überhaupt nichts zu tun. "Das war mit die beste Halbzeit. Da haben nur die Tore gefehlt", analysierte Bundestrainer Nagelsmann im Gespräch mit der Sportschau.
Dafür waren unter den deutschen Chancen durchaus Hochkaräter. So schoss Maximilian Mittelstädt von halblinks freistehend mitten auf Torwart Bart Verbruggen (11. Minute). Leweling traf nach einer Ablage von der Grundlinie nur Kapitän Stefan de Vrij auf der Linie (28.) und 60 Sekunden später jagte Tim Kleindienst nach einem weiteren hohen Ballgewinn seinen Torschuss vom rechten Strafraumeck über die Latte.
Niederlande werden mutiger
Mit Beginn der zweiten Halbzeit trauten sich die Niederländer mehr, attackierten ihrerseits höher und der deutsche Schwung war erst einmal dahin - auch weil Offensivmotor Florian Wirtz zur Pause in der Kabine geblieben war, nachdem er im Rasen hängen geblieben war und über Probleme klagte. Trotzdem hatten wieder die Gastgeber die erste Chance. Aber Gnabry traf nach einem Doppelpass mit Josuha Kimmich und anschließendem Solo den Abschluss von der Strafraumgrenze nicht richtig (53.).
Nach 60 Minuten gab Bundestrainer Nagelsmann Angelo Stiller einen Infozettel zu einer Freistoßsituation mit - und kurz darauf fiel die verdiente Führung. Im Anschluss an einen Eckball kam Leweling von halbrechts frei zum Schuss und knallte den Ball aus acht Metern humorlos zum 1:0 in den rechten Winkel. Sein Rezept: "Nicht viel nachdenken, einfach draufhauen. Wenn er reingehen soll, geht er rein." Sollte er. Danach war auch Nagelsmanns Zettel hinfällig, weil die Niederlande noch einmal wechselten. Die Gäste blieben trotzdem deutlich druckvoller als im ersten Durchgang
Xavi Simons trifft die Latte
Xavi Simons war mit einem Schuss aus 20 Metern nah am Ausgleich (77.). Doch der Ball streifte nur die Latte des deutschen Tores. Es entwickelte sich ein intensiver Schlagabtausch. Doch auch diese Gangart beherrschte die deutsche Mannschaft an diesem Abend. "Ich finde, dass wir das als Team gut gehandlet haben und gut verteidigt haben", sagte Pavlovic am Sportschau-Mikrofon. Und für Nadelstiche nach vorne reichte es auch noch.
Mittelstädt verpasste nach einem schnellen Angriff und kluger Ablage des insgesamt starken Leweling nur knapp den zweiten Treffer (84.). Auf der anderen Seite durfte sich mit Torwart Baumman in der Schlussminute auch endlich der zweite Debütant auszeichnen, als er einen strammen Schuss des eingewechselten Donyell Malen noch um den Pfosten lenkte (90.). "Das war schon ne Bombe", meine Baumann, "aber am Ende ist es der Job, den du erfüllen willst und der Anspruch, den du erfüllen willst." So verdiente sich das DFB-Team auch dank seiner zwei Debütanten den dritten Sieg in vier ungeschlagenen Nations-League-Spielen.
In den beiden verbleibenden Nations-League-Partien des Jahres am 16. November in Freiburg gegen Bosnien-Herzegowina und am 19. November in Ungarn kann die DFB-Auswahl nun ohne Ergebnisdruck auflaufen und Nagelsmann weiter an Strukturen und entwicklungsfähigen Spielern feilen. Aber natürlich "geht's ums Gewinnen", schloss Nagelsmann im Sportschau-Gespräch.