Lutz Wagner, ehemaliger DFB-Schiedsrichter

Feuerzeugwurf bei Union gegen Bochum ARD-Experte Wagner: "Schiedsrichter hat sich korrekt verhalten"

Stand: 14.12.2024 20:13 Uhr

ARD-Schiedsrichter-Experte Lutz Wagner ordnet für die Sportschau die Vorkommnisse beim Bundesligaspiel zwischen Union Berlin und dem VfL Bochum ein und spricht über einen möglichen Bochumer Einspruch gegen die Wertung.

In der Nachspielzeit war Bochums Torwart Patrick Drewes am Samstag (14.12.2024) an der Alten Försterei beim Stand von 1:1 vor einem Abschlag von einem aus dem Zuschauerblock hinter ihm geworfenen Feuerzeug am Kopf getroffen worden. Danach hatte Schiedsrichter Martin Petersen die Begegnung unterbrochen.

"Der Schiedsrichter hat sich korrekt verhalten, weil er die Mannschaften in die Kabine geschickt hat, um dem Ordnungsdienst die Möglichkeit zu geben, die Lage zu kontrollieren", erklärte ARD-Experte Wagner gegenüber der Sportschau.

Wagner: "Nach der Entscheidung muss das Spiel fortgesetzt werden"

Nach knapp einer halben Stunde kamen die Teams auf den Platz zurück und ließen nach Wiederanpfiff durch Petersen die verbleibende Nachspielzeit ohne weitere Aktion bis zum Abpfiff verstreichen. Laut Wagner hatten beide Mannschaften eigentlich keine andere Wahl: "Als dann die Entscheidung getroffen wurde, dass die Sicherheit aller Beteiligten und die ordnungsgemäße Durchführung gewährleistet sind, muss das Spiel fortgesetzt werden. Alles andere ist Sache des DFB-Sportgerichts."

Da die Fortführung in Rücksprache mit Polizei, Sicherheitsexperten und Veranstaltern vor Ort in Gesprächen mit dem Schiedsrichter als gewährleistet angesehen wurde, konnten die Teams zurückkehren und das Spiel fortsetzen. "Beide Mannschaften haben sich bereit erklärt, weiterzuspielen und die Sicherheitsverantwortlichen haben mir gesagt, dass die Sicherheit der Spieler gewährleistet ist", erklärte Petersen am Sportschau-Mikrofon.

Bochum kehrte allerdings nur unter Vorbehalt zurück. Trainer Dieter Hecking erklärte im Sportschau-Gespräch: "Es ist ganz klar, dass wir Protest einlegen werden, weil unser Torwart nicht weiterspielen konnte und wir mit neun Mann das Spiel beendet haben."

VfL-Coach Hecking - "Klar, dass wir Protest einlegen werden"

Sportschau, 14.12.2024 18:00 Uhr

VfL-Stürmer Hofmann muss ins Tor

Denn die Gäste konnten ihren angeschlagenen Torhüter, der später nach der Partie auch zur Untersuchung in ein Krankenhaus gebracht wurde, nicht mehr auswechseln. Zwar hatte Bochum erst vier Spieler getauscht und somit noch einen Wechsel frei, aber die drei dafür vorgesehenen Zeitfenster waren aufgebraucht. So war der VfL nach der Roten Karte gegen Koji Miyoshi (12.) die restliche Zeit mit zwei Mann in Unterzahl und mit Stürmer Philipp Hofmann im Tor.

"Ich habe mich dann bereit erklärt, ins Tor zu gehen und habe dann zumindest auch die Null gehalten", meinte Hofmann gegenüber der Sportschau. Zum Scherzen war ihm allerdings eigentlich nicht zumute: "Die Tatsache, dass das passiert, ist unschön - auch für den Verein und für das Spiel."

Das sah auch Unions Geschäftsführer Horst Heldt im Sportschau-Gespräch so: "Dass ein Einzelner mit einem Gegenstand geschmissen hat, das gehört in kein Stadion." Der Werfer des Feuerzeugs wurde spätert im Union-Block ausfindig gemacht. "Der Täter wurde ermittelt und der Polizei übergeben. Anzeige ist bereits erstattet", erklärte Berlins Pressesprecher Christian Arbeit.

Dennis Wiese, Sportschau, 14.12.2024 18:19 Uhr

Bochums Geschäftsführer Kaenzig kündigt Einspruch

Jetzt kann der VfL nach regulärer Beendigung noch Einspruch gegen die Wertung des Spiels einlegen, was er nach Angaben von Geschäftsführer Ilja Kaenzig am Montag auch tun wird. Kaenzig meinte dazu: "Aus unserer Sicht hätte der Schiedsrichter das Spiel abbrechen müssen. Das ist nicht geschehen."

Darüber wird nach einem möglichen Einspruch der Bochumer nun die DFB-Sportgerichtsbarkeit entscheiden müssen.

Antrag muss schriftlich innerhalb von zwei Tagen kommen

Die Rechts- und Verfahrensordnung des Deutschen Fußball-Bundes sieht vor, dass ein Einspruch gegen die Wertung von Bundesligaspielen innerhalb von zwei Tagen nach dem betroffenen Spieltag schriftlich begründet eingereicht werden muss. 

Ein möglicher Grund für einen Einspruch, der in der Ordnung aufgeführt ist, ist laut Regelwerk "die Schwächung der eigenen Mannschaft durch einen während des Spiels eingetretenen Umstand." Dieser müsse unabwendbar gewesen sein und dürfe nicht mit dem Spiel und einer dabei erlittenen Verletzung im Zusammenhang stehen.