Nationalspieler Serge Gnabry und Leon Goretzka bei einer Pressekonferenz

Goretzka und Gnabry vor DFB-Spielen Kritik an der FIFA und Kichern wegen Wagner

Stand: 15.11.2023 15:25 Uhr

Leon Goretzka attestiert der FIFA bei der absehbaren WM-Vergabe an Saudi-Arabien die gleichen Fehler wie bei Katar. Und Serge Gnabry kommt bei Sandro Wagner ins Kichern.

Gestandene Nationalspieler wie Serge Gnabry und Leon Goretzka sind auf Pressekonferenzen meist so routiniert, dass sie nur schwer aus der Reserve zu locken sind. Umso amüsanter war Gnabrys Reaktion, als er am Mittwoch (15.11.2023) auf Sandro Wagners neue Rolle als Co-Nationaltrainer angesprochen wurde.

"In erster Linie ist es sehr überraschend, dass Sandro so schnell so einen Weg eingeschlagen hat", sagte Gnabry über seinen ehemaligen Teamkollegen beim FC Bayern, da schon mit einem Schmunzeln auf den Lippen. "Wir haben ja vor ein paar Jahren noch mit ihm zusammengespielt. Er war immer ein sehr lustiger Mitspieler. Deswegen ist der Switch eindeutig manchmal lustig."

Vom Kabinen-Spaßvogel zum Übungsleiter

Gnabry betonte, um Ernsthaftigkeit bemüht, dass Wagner sehr seriös bei der Sache sei, sehr motiviert und offen. "Ich glaube, dass es eine gute Kombi ist, die wir da als Trainerteam haben, gerade für mich als Stürmer, dass er mir noch ein, zwei Tipps geben kann, wie er damals die Tore gemacht hat."

Bei den letzten Worten konnte sich Gnabry dann das Lachen nicht mehr verkneifen - zu frisch war anscheinend der Eindruck, den ehemaligen Kabinen-Spaßvogel als Übungsleiter vor sich zu haben.

Goretzka über Wagner: "Der gleiche Mensch geblieben"

Bei Wagners Premiere als Co-Trainer der Nationalelf, dem 2:1-Sieg gegen Frankreich unter Interims-Coach Rudi Völler, hatte Gnabry zwar mitgewirkt. Aber die jüngste USA-Reise mit Julian Nagelsmann und dem seither festen Assistenten Wagner hatte er verletzt verpasst. Jetzt ist er zurück im Kader bei den Testspielen am Samstag (20.45 Uhr, live im Audiostream) in Berlin gegen die Türkei und drei Tage später in Wien gegen Österreich (live im Audiostream).

Goretzka schmunzelte beim Lachanfall seines Teamkollegen zwar mit, antwortete dann aber souverän. "Ich nehme Sandro sehr ähnlich wahr. Er macht es sehr gut, dass er diese - in Anführungszeichen - 'Schwierigkeit', dass er mit uns gespielt hat und dadurch natürlich ein andere Verbindung hat, sehr gut hinbekommt." Wagner sei der gleiche Mensch geblieben, wirke nicht aufgesetzt, sei extrem motiviert dabei.

WM in Saudi-Arabien? Goretzka deutlicher als Bernd Neuendorf

Goretzka gilt als einer der wortgewandtesten Nationalspieler und als meinungsstark. Vor und während der jüngsten WM hat er sich kritisch zur Menschenrechtssituation in Katar geäußert und die Entscheidung, das Turnier ins undemokratische Wüsten-Emirat zu vergeben, angeprangert.

Jetzt wurde Goretzka auf die jüngsten FIFA-Entscheidungen angesprochen, die es aller Voraussicht nach Saudi-Arabien ermöglichen wird, die WM 2034 auszurichten. Bei seiner Antwort wurde Goretzka deutlicher als beispielsweise DFB-Präsident Bernd Neuendorf, der sich aktuell gar nicht zum Thema äußert.

Goretzka: "Fehler offensichtlich nicht korrigiert worden"

Der Fehler bei Katar sei schon die Vergabe gewesen, "und die Kriterien, die da eine Rolle gespielt haben", sagte Goretzka. "Das ist jetzt offensichtlich nicht korrigiert worden und das ist mit Sicherheit nicht gut."

Trotzdem beschäftige er sich jetzt erst einmal mit dem, was im Sommer anstehe, nämlich die Heim-EM. "Und da bin ich extrem froh, dass diese Fragen wahrscheinlich abnehmen werden und wir uns voll auf den Fußball konzentrieren können."

Zurück im Kader, aber noch nicht in der Startelf

Goretzka musste zwischenzeitlich fürchten, die EM im eigenen Land zu verpassen. Der ehemalige Bundestrainer Hansi Flick hatte ihn nach mehreren enttäuschenden Ergebnissen nicht mehr nominiert. Flick-Nachfolger Nagelsmann holte Goretzka zurück in den Kader, gab in den vergangenen beiden Spielen aber Pascal Groß von Brighton and Hove Albion den Vorzug im defensiven Mittelfeld.

"Wir sind die deutsche Fußball-Nationalmannschaft - da ist die Konkurrenz immer extrem groß", sagte Goretzka. "Ich bin schon davon überzeugt, dass ich Qualitäten habe, mit denen ich der Mannschaft helfen kann. Wie, wo und wann das der Fall ist, muss Julian am Ende entscheiden."

Leon Goretzka - "Überzeugt, dass ich Qualitäten habe"

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Gnabry will an 2019 anknüpfen

Auch Gnabry hatte schon bessere Zeiten in der Nationalelf, besonders im Jahr 2019 mit neun Toren und zwei Vorlagen in acht Spielen. Zuletzt haben sich die Jungstars Jamal Musiala und Florian Wirtz in den Vordergrund gespielt, dazu ist Leroy Sané in Topform. Weil Nagelsmann außerdem auf einen klassischen Mittelstürmer wie Niclas Füllkrug zu setzen scheint, wird es eng für Gnabry.

Der Effizienz von damals hinge er noch hinterher, sagte Gnabry. "Die neue Saison hat auch nicht so gut angefangen mit ein paar Verletzungen, dadurch hatte ich noch nicht die Möglichkeit, richtig gut zu performen." Eine Schiene helfe ihm nun aber, trotz seines Unterarmbruchs von Ende September wieder in Fahrt zu kommen. "Ich werde auf jeden Fall versuchen, wieder mein Bestes zu geben und an die Form von damals anzuknüpfen."

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