Topspiel in der Süper Lig Fenerbahce und Galatasaray im Schatten der Skandale
In der türkischen Süper Lig kommt es am Wochenende zum Topspiel der Istanbuler Lokalrivalen Fenerbahce und Galatasaray. Dabei geht es um viel mehr als Punkte: Mehr Topspiel geht nicht. Mehr Prestigeduell geht nicht. Mehr Wichtigkeit geht nicht. Aber der Zeitpunkt ist eben einer, in dem der Blick nicht nur auf den Ball gerichtet sein wird.
Am Sonntag (24.12.2023) treffen in der türkischen Süper Lig die beiden mit Abstand besten Mannschaften aufeinander. Fenerbahce Istanbul empfängt den Lokalrivalen Galatasaray, die beiden Teams thronen mit je 43 von 48 möglichen Punkten nach 16 Spielen mit einem Vorsprung von 14 Zählern auf Rang drei weit über der Konkurrenz. Für sie geht es aber nicht nur um einen wichtigen Erfolg, sondern auch darum, dem türkischen Fußball wieder positivere Schlagzeilen zu verschaffen.
Zwei Vorfälle innerhalb von acht Tagen
Denn die sportlichen Geschehnisse in der Süper Lig wurden zuletzt überschattet von zwei Skandalen. Am 11. Dezember brach Faruk Koca, Präsident von Ankaragücü, dem Schiedsrichter Halil Umut Meler mitten auf dem Platz mit einem Faustschlag das Jochbein und wurde dafür lebenslänglich gesperrt.
Galatasaray und Fenerbahce müssen jetzt gute Vorbilder sein
Vor diesem zweiten Vorfall hatte der türkische Fußballverband noch dazu aufgefordert, einen respektvolleren Umgang mit den Unparteiischen zu pflegen. "Alle Spieler und Funktionäre, die bei jeder Gelegenheit auf die Schiedsrichter losgehen und nicht wissen, wo das enden wird, sollten darüber nachdenken, was passiert ist", hatte TFF-Präsident Mehmet Büyükeksi noch gesagt. Dass es kurz darauf aber den nächsten Skandal gab, wirft kein gutes Licht auf den türkischen Fußball.
Und nun ist es an den beiden größten Klubs des Landes, das Gegenteil zu beweisen. So wichtig es für Fenerbahce und Galatasaray ist, den Rivalen zu besiegen, erst recht bei der aktuellen Tabellenkonstellation, so sehr sind sie auch dazu aufgefordert, über die Landesgrenzen hinaus zu zeigen, dass die Schiedsrichter eben doch kein "Freiwild" sind, wie es Tuncay Özdamar, Leiter der türkischen Redaktion von WDR Cosmo und intensiver Beobachter der Süper Lig, formulierte.
Galatasaray-Trainer Buruk: "So viel Chaos"
"Ich hoffe, dass die nächste Zeit für uns alle besser wird. Es passieren Dinge, die wir nicht erleben wollen. Es gibt so viel Chaos. Hoffentlich wird der türkische Fußball so schnell wie möglich wieder zum Gesprächsthema auf dem Feld", sagte Galatasaray-Trainer Okan Buruk. "Es muss hinterfragt werden, wie wir als Menschen in diese Situation gekommen sind. Wir sollten dies nicht nur dem Fußball zuschreiben."
Buruk sieht in erster Linie offenbar ein gesellschaftliches Problem und hofft, dass das Istanbul-Derby nur ausschließlich sportlich für Furore sorgt. Denn ohne weitere Skandale freut sich die Türkei auf ihr größtmögliches Fußballfest in der Süper Lig.
Rivalität, namhafte Stars, gemeinsame Aufgabe
Das "interkontinentale Derby" - Galatasaray kommt aus dem europäischen Teil der Stadt, Fenerbahce aus dem asiatischen - ist seit jeher eines der emotionalsten Spiele in der Fußballwelt. Die Lager sind verfeindet, die Rivalität ist unglaublich groß. Das geht so weit, dass Fenerbahce schon lange darum kämpft, dass seine Meistertitel vor der Gründung der Süper Lig (1959) mitgezählt werden - denn dann wäre "Fener" mit 29 Meisterschaften, davon neun vor 1959, Rekordtitelträger und nicht "Gala" (23 Meisterschaften seit der Einführung).
Für Fenerbahce geht es ganz aktuell aber auch darum, eine zehn Jahre alte Serie zu brechen - und ein Sieg im Prestigeduell wäre dafür elementar. In der Saison 2013/14 wurden die Blau-Gelben bisher zum letzten Mal Meister, die Durststrecke soll mithilfe internationaler Stars, die im Sommer verpflichtet wurden, enden. Die größten Leistungsträger des Tabellenführers sind Dominik Livakovic, der bei der WM in Katar einer der besten Torhüter war, Torjäger Edin Dzeko und Mittelfeldspieler Fred, der jedoch gesperrt fehlen wird.
Aber auch zum großen Stadtrivalen sind unter anderem mit Hakim Ziyech, Dries Mertens und Mauro Icardi Spieler gewechselt, die im Fußballzirkus einen großen Namen haben. Und sie alle haben beim Topspiel, das im Schatten der Skandale steht, nicht nur die Aufgabe, einen Sieg einzufahren. Sie müssen alle zusammen den türkischen Fußball aus der Krise holen.