Türkische SüperLig Vereinspräsident nach Schlag gegen Schiri lebenslang gesperrt
Faruk Koca, der bisherige Präsident der Klubs Ankaragücü ist in der Türkei lebenslang gesperrt worden - er hatte einem Schiedsrichter mit der Faust ins Gesicht geschlagen. Der Spielbetrieb in den türkischen Fußball-Ligen wird eine Woche nach dem Vorfall wieder aufgenommen.
Außerdem muss der Club Ankaragücü eine Geldstrafe in Höhe von umgerechnet rund 63.000 Euro zahlen und darf in den kommenden fünf Heimspielen zudem keine Fans zulassen. Das teilte der Verband am Donnerstag (14.12.2023) mit. Als Begründung wurden die von "Vereinsmitgliedern und Fans verursachten Vorfälle auf dem Spielfeld" genannt. Weitere Vereinsfunktionäre erhielten unter anderem Geldstrafen oder wurden verwarnt.
Faustschlag nach Gegentor in der Nachspielzeit
Ex-Präsident Koca erhielt zunächst eine fünfjährige Sperre. Laut Verbandsregeln wird jede Sperre über drei Jahre zu einer dauerhaften Sperre. Koca hatte Schiedsrichter Meler nach dem Abpfiff des Spiels zwischen MKE Ankaragücü und Çaykur Rizespor mit der Faust ins Gesicht geschlagen, wie auf Videos zu sehen war. Meler ging daraufhin zu Boden, weitere Beteiligte traten auf ihn ein. Rizespor hatte in der siebten Minute der Nachspielzeit den 1:1-Ausgleich erzielt. Koca trat am Dienstagabend zurück.
Als Reaktion auf den Vorfall sollen bis zum 19. Dezember alle Ligaspiele ausgesetzt werden. Der Vorfall hatte über die Grenzen der Türkei hinweg für große Empörung gesorgt. Unter anderem der ehemalige Star-Referee Pierluigi Collina und FIFA-Präsident Gianni Infantino verurteilten den Angriff scharf.
Koca versucht sich zu verteidigen
Koca verteidigte allerdings zunächst sein Vorgehen laut der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu. Der Vorfall sei auf "Fehlentscheidungen und provokatives Verhalten des Schiedsrichters" zurückzuführen. "Meine Absicht war es, verbal auf den Schiedsrichter zu reagieren und ihm ins Gesicht zu spucken."
Der Schiedsrichter habe sich erst Sekunden nach der verpassten "Backpfeife" auf den Boden geworfen, sagte Koca und stand damit im Widerspruch zu den Videobildern.
Behandlung im Krankenhaus
Schiri Meler musste im Krankenhaus behandelt werden und meldete sich am Dienstag zu Wort. "Faruk Koca sagte zu mir und meinen Schiedsrichterkollegen: 'Ich werde dich fertigmachen'", so Meler.
"Dieser abscheuliche Angriff richtete sich nicht nur gegen Halil Umut Meler", schrieb die TFF nach dem Vorfall: "Diese unmenschliche und verabscheuungswürdige Attacke richtete sich gegen alle Akteure des türkischen Fußballs."
Drei beteiligte Männer festgenommen
Justizminister Yilmaz Tunc gab am Dienstagmorgen über den Kurznachrichtendienst X bekannt, dass drei Männer, darunter Koca, festgenommen wurden.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan verurteilte den skandalösen Vorfall ebenfalls. "Sport bedeutet Frieden und Brüderlichkeit. Sport ist unvereinbar mit Gewalt", schrieb Erdogan auf X. "Wir werden niemals zulassen, dass Gewalt im türkischen Sport stattfindet", fügte er hinzu.
Pierluigi Collina: "Entsetzlich"
FIFA-Präsident Infantino äußerte sich nach dem Angriff auf Instagram: "Im Fußball ist absolut kein Platz für Gewalt, weder auf noch neben dem Spielfeld. Die Ereignisse nach dem Spiel der türkischen Süper Lig zwischen MKE Ankaragücü und Çaykur Rizespor sind völlig inakzeptabel und haben in unserem Sport und in unserer Gesellschaft keinen Platz."
Der oberste Schiedsrichterboss Collina schlug ebenfalls Alarm und sorgt sich vor allem um den Nachwuchs und die Kollegen, die nicht im Rampenlicht des Profifußballs stehen - auch in Deutschland. Die Bilder vom am Boden liegenden Meler seien "entsetzlich", aber "noch entsetzlicher ist es, zu wissen, dass es weltweit Tausende von Schiedsrichtern gibt, die auf den unteren Ebenen des Fußballs verbal und körperlich misshandelt werden", sagte Collina, ehemaliger Weltklasse-Schiedsrichter.
Sorgt sich um den Nachwuchs: der oberste Schiedsrichterboss Pierluigi Collina
Großteil vermisst Respekt und Wertschätzung
Auch in Deutschland erleben Schiedsrichter und Schiedsrichterinnen Beleidigungen, Bedrohungen oder Gewalt. Die rückläufige Zahl der Schiedsrichter stellt gerade den Amateurfußball stellt das zunehmend vor Probleme. Deshalb hatte der DFB auch das "Jahr der Schiris" ausgerufen.
85 Prozent der aktiven Schiris bewerten in einer Umfrage mangelnden Respekt von Zuschauern als Problem, 79 Prozent vermissen ebenso bei Spielern und Trainern Respekt und Wertschätzung.