FIFA WM 2022 Weston McKennie - Cool in ein hitziges WM-Duell
Der ehemalige Schalker Weston McKennie ist eine zentrale Säule im Team von USA-Coach Gregg Berhalter. Seine Coolness soll beim hitzigen Gruppenfinale gegen den Iran helfen.
Zum Anforderungsprofil eines Fußballprofis gehört es, in Sekundenbruchteilen Lösungen für Probleme zu finden. Als Weston McKennie beim WM-Spiel der USA gegen England also mit nassen Händen einen Einwurf ausführen sollte, zögerte er nicht lange, bevor er diese am Leibchen eines Fotografen abwischte - ohne vorher um Erlaubnis zu fragen.
Der Fotograf schaute verdutzt, konnte aber schon kurz darauf über die Aktion lachen. Und auch McKennie konnte, anders als so mancher Social-Media-Nutzer, nichts Verwerfliches an seinem Verhalten finden.
"Mein T-Shirt war nass, deswegen dann auch meine Hände und ich konnte den Ball nicht werfen, daher habe ich meine Hände einfach dort abgetrocknet", erklärte er nach der Partie in der Sportschau: "Dann habe ich einfach den Ball geworfen, danach gab es dann eine Ecke für uns. Also alles gut."
McKennie wichtiger Baustein im Mittelfeld-Bollwerk der USA
Daran, dass diese Szene zu den Highlights vom 0:0 zwischen England und der USA zählte, hatte McKennie ebenfalls einen großen Anteil. Denn gemeinsam mit Tyler Adams und Yunus Musah machte er der starken englischen Offensive um Raheem Sterling, Mason Mount, Bukayo Saka und Jude Bellingham das Leben so schwer, dass diese kaum zum Zug kam.
Englands wenig berauschende Angriffsbemühungen mit drei Schüssen aufs Tor, 51 Prozent Ballbesitz und Pässen, die nur selten steil nach vorne gingen, waren dem Bollwerk um McKennie geschuldet. Genauso wie die Tatsache, dass noch keine Mannschaft bei dieser WM gegen die USA gewinnen konnte. Einerseits.
USA bislang ohne Sieg bei der WM
Doch andererseits konnten die USA auch noch kein Spiel bei dieser WM gewinnen. Beim Spiel gegen Wales sah es für die USA lange nach einem Traumstart in das Turnier aus. Doch auf die starke erste Halbzeit, aus der das Team von Trainer Gregg Berhalter verdient mit einer 1:0-Führung herausging, folgte eine deutlich schwächere zweite. Wales dominierte und glich kurz vor Schluss verdient aus.
Und gegen England hatte es McKennie selbst auf dem Fuß, sein Team in Führung zu schießen. Doch der 24-Jährige verzog wenige Meter vor dem Tor relativ unbedrängt den Ball und schlug ihn weit über das Tor.
McKennie: "Gegen den Iran müssen wir nur gewinnen"
Mit zwei Punkten stehen die USA auf Platz drei der Gruppe B. Einen Punkt hinter dem kommenden Gegner Iran. Sie haben es somit in der eigenen Hand, die K.o.-Phase zu erreichen. "Wir haben eine gute Ausgangsposition", sagte McKennie in der Sportschau: "Gegen den Iran müssen wir nur gewinnen und dann sind wir weiter. Darauf sind wir stolz."
Dass das nicht so einfach wird, zeigte auch der leidenschaftliche Auftritt des Iran gegen Wales, den die Vorderasiaten durch zwei Tore in der Nachspielzeit gewannen. Um das erste Vorrunden-Aus seit der WM 2006 zu verhindern, wird es auch auf McKennie ankommen.
McKennies fußballerische Wurzeln in Deutschland
Der 24-Jährige ist einer der wenigen Stammspieler in einem europäischen Topteam bei den USA und somit automatisch Leistungsträger. Nur Christian Pulisic kann dieses Label ebenfalls für sich beanspruchen. McKennie hat eine steile Entwicklung gemacht, seit er 2016 als Teenager mit dem Traum vom Profifußball nach Gelsenkirchen kam.
Es war seine zweite Station in Deutschland. Schon als Sechsjähriger kam er als Sohn eines US-Soldaten für drei Jahre nach Kaiserslautern und hörte dort zum ersten Mal von dieser Sportart mit dem Namen Fußball. "Wir wollten, dass alle unsere Kinder die Kultur bewusst erlebten, sie sollten sehen, wie die Leute lebten, und versuchen, die Sprache zu erlernen", sagte seine Mutter Tina über die ersten Karriereschritte ihres Sohnes.
Mit Kumpel Pulisic im Ruhrpott
Bei seiner Rückkehr nach Deutschland kam er mit dem Ruf als US-amerikanisches Toptalent zum FC Schalke. Er brauchte nicht lange, um sich zurechtzufinden. Dabei half auch, dass sein Kumpel Christian Pulisic nur wenige Minuten weiter bei Borussia Dortmund gerade seinen Durchbruch feierte.
McKennie schaffte diesen mit 18 Jahren, als er sein Debüt in der Bundesliga gab. Seitdem kennt McKennie nur den Status als Stammspieler. Egal ob Domenico Tedesco, Huub Stevens, David Wagner oder nach seinem Wechsel zu Juventus Turin Andrea Pirlo und Massimiliano Allegri - alle Trainer setzten auf den fröhlichen Texaner.
USA gegen Iran: Hitziges Duell um das Weiterkommen
Dabei kam ihm immer seine Unbedarftheit entgegen, mit der er seine Karriere bislang anging und sich auch große Schritte, wie den Wechsel als Teenager nach Gelsenkirchen oder den Sprung zu Juventus Turin zutraute. Genau diese Unbedarftheit wird das Team von Berhalter brauchen, wenn es in das alles entscheidende und politisch extrem aufgeladene letzte Gruppenspiel gegen den Iran geht.
Es soll am Dienstag (29.11.2022, 20.00 Uhr live im Ersten und im Sportschau-Stream) zumindest ein wenig kühler werden, wenn es zu der hitzigen Partie kommt. Ganz so durchgeschwitzt wie gegen England wird McKennie dann vielleicht nicht sein. Und wenn doch, sind die Fotografen zumindest vorgewarnt, dass ihr Leibchen schnell zum Handtuch werden könnte.