FIFA WM 2022 Marokkos Bollwerk geknackt - Effektives Frankreich erreicht WM-Finale
Das Finale der Fußball-WM in Katar steht fest: Argentinien trifft am Sonntag (18.12.2022, 16 Uhr) auf Frankreich. Der Titelverteidiger bezwang im zweiten Halbfinale Marokko mit 2:0 (1:0) - und zeigte sich erneut enorm kaltschnäuzig.
In sechs Spielen, eins davon ging über die Verlängerung plus Elfmeterschießen, hatte es kein gegnerischer Spieler geschafft, den marokkanischen Torhüter Yassine Bounou, kurz Bono, zu bezwingen. Auf dem Weg ins erste WM-Halbfinale einer afrikanischen Mannschaft kassierte Überraschungsteam Marokko nur einen Gegentreffer, und das war ein Eigentor. Das änderte sich gegen Frankreich jedoch schon nach nicht einmal fünf Minuten.
Völlig untypisch für die bisherigen Auftritte Marokkos hatte der Underdog zuvor fast ausschließlich den Ball gehabt, dann gab es den ersten kontrollierten Angriff der Franzosen und sogleich das 1:0. Nach Vorarbeit von Antoine Griezmann kam Kylian Mbappé zum Abschluss, sein geblockter Versuch landete direkt bei Theo Hernández, der akrobatisch mit dem linken Fuß einnetzte (5. Minute).
Marokko zeigt sich offensiv, Frankreich ist gefährlicher
Marokko zeigte sich jedoch nicht geschockt, sondern versuchte sich am Gegenschlag. Azzedine Ounahi zwang den französischen Torhüter Hugo Lloris mit einem Schlenzer aus 22 Metern zu einer starken Parade (10.). Kurz darauf kam auch Hakim Ziyech in eine aussichtsreiche Abschlussposition, verzog jedoch (16.).
Dafür fehlten Frankreich nur Zentimeter zum zweiten Treffer. Nach einem langen Pass hatte Olivier Giroud den Ball auf seinem starken linken Fuß und knallte ihn an den Pfosten des marokkanischen Gehäuses (17.). Erst nach diesem Aluminiumtreffer kehrte ein wenig Ruhe ins Spiel, Marokko zeigte zwar gute Ansätze, schaffte es aber nicht bis in den französischen Strafraum.
El Yamiq verpasst knapp das Tor des Turniers
Auf der anderen Seite hatte der Titelverteidiger die nächste große Chance auf den nächsten Treffer. Erst sprintete Mbappé durch, verlor im letzten Moment aber die Kontrolle, nach der zu kurzen Abwehr kam Giroud wieder zum Schuss und vergab erneut. Diesmal verfehlte er aus zehn Metern in zentraler Position das gegnerische Tor (36.). Raphael Varane vergab nach einem Eckball kurz darauf die nächste passable Möglichkeit (40.).
Kurz vor dem Halbzeitpfiff hätte die WM beinahe eine neue Nummer eins der Traumtore bekommen. Jawad El Yamiq versuchte es nach einem Eckstoß per Fallrückzieher aus etwa 14 Metern, aber Lloris verhinderte im Verbund mit dem Pfosten den Ausgleich Marokkos (44.). Auch in der folgenden Druckphase musste Frankreichs Torhüter einige Male eingreifen, rettete aber das 1:0 in die Halbzeitpause.
Marokko rennt an, im Sturm herrscht aber Flaute
Auch im zweiten Durchgang legte Marokko furios los. Mehrfach spielten sich die Nordafrikaner in den französischen Stafraum, scheiterten aber immer wieder am überragenden Ibrahima Konaté. Dennoch bewies Marokko, dass es sich den Platz im Halbfinale verdient hatte und auf Augenhöhe mit dem Champion von 2018 war. Gerade über die Außen kombinierten sich Hakim Ziyech und Co. häufig durch die gegnerische Defensive.
Was Marokko fehlte, war die Durchschlagskraft im Strafraum. Mittelstürmer Youssef En-Nesyri, der gegen Portugal das goldene Tor erzielt hatte, war das Sinnbild dafür. Er wurde nach 66 Minuten entnervt ausgewechselt, seine Spielbilanz: zwei Ballkontakte, kein angekommener Pass, kein gewonnener Zweikampf, kein Torschuss. Weniger geht nicht.
Zwei Bundesligastürmer im Blickpunkt, einer trifft
Den ersten gefährlichen Abschluss hatte folgerichtig Frankreich. Marcus Thuram kam nach einem Freistoß von Griezmann aus kurzer Distanz zum Kopfball, drückte den Ball aber neben das Tor (71.). Der Gladbacher bereitete wenig später die nächste gute Möglichkeit vor, aber auch Youssouf Fofana zielte zu ungenau (74.).
Ein anderer Angreifer aus der Bundesliga entschied dann die Partie. Mbappé dribbelte sich durch den marokkanischen Strafraum, schloss ab, und der Ball wurde vor die Füße von Randal Kolo Muani abgefälscht, der das 2:0 erzielte (80.). 42 Sekunden zuvor war der Stürmer von Eintracht Frankfurt erst eingewechselt worden, traf mit seinem ersten Ballkontakt.
Frankreich ohne Glanz
Mit diesem Erfolgserlebnis war die Gegenwehr der Marokkaner gebrochen. Frankreich bewies wieder seine ganz große Qualität, ist bei dieser WM wie 2018 ein Meister in Sachen Effizienz. Die Mannschaft von Trainer Didier Deschamps glänzte wieder nicht, machte aber genau das, was notwendig war, um erneut das Finale zu erreichen.
Für Marokko, das in der vierten Minute der Nachspielzeit noch die ganz große Chance auf den Anschlusstreffer vergab, ist damit der sensationelle Lauf in Katar beendet. Eine Partie steht jedoch noch aus. Am Samstag (17.12.2022, 16 Uhr) geht es im Spiel um Platz drei gegen Kroatien.