Frist verlängert FIFA entscheidet erst nach Olympia über Israel
Der FIFA-Rat sollte eigentlich bis spätestens Samstag darüber entscheiden, ob er nach einem entsprechenden Antrag des palästinensischen Fußballverbands Sanktionen gegen Israels Verband verhängt. Doch die Entscheidung wurde vertagt, Israels Fußballer können damit an den Olympischen Spielen teilnehmen.
Der FIFA-Rat, in dem auch DFB-Präsident Bernd Neuendorf Mitglied ist, sollte eigentlich bis zum 20. Juli über den Antrag des palästinensischen Verbands (PFA) entscheiden. Nun entschied die FIFA, die Frist bis zum 31. August zu verlängern. "Beide Parteien" hätten darum gebeten, teilte der Weltverband mit. Es sei "mehr Zeit erforderlich, um diesen Prozess mit der gebotenen Sorgfalt und Vollständigkeit abzuschließen".
Damit ist der Weg für Israel zu den Olympischen Sommerspielen in Paris frei. Die Spiele werden am 26. Juli eröffnet. Bereits am 24. Juli beginnen die Fußballturniere der Männer und Frauen. Israels Männer sind qualifiziert, sie starten am 24. Juli im Pariser Prinzenpark gegen Mali ins Turnier und treffen in der Gruppenphase zudem auf Japan und Paraguay.
Palästinensischer Verband fordert Sanktionen und liefert mehrere Gründe
Der palästinensische Verband fordert im Kern Sanktionen gegen israelische Teams und gegen den israelischen Verband. Der Antrag, den der Verband am 17. Mai beim FIFA-Kongress in Bangkok vortrug, bezog sich nicht nur auf den aktuellen Gazakrieg.
Die Forderung nach Sanktionen begründet der palästinensische Verband auch mit Verweis auf "Rassismus und Diskriminierung" gegen palästinensische Sportler sowie wegen einer "Verletzung seiner territorialen Integrität" durch den israelischen Verband, der nach der Sichtweise der PFA in illegalen Siedlungen einen Spielbetrieb zulasse. Nahrung bekam dieser Vorwurf durch ein Rechtsgutachten des Internationalen Gerichtshofs in Den Haag. Die israelische Besatzung palästinensischer Gebiete ist nach Auffassung des höchsten UN-Gerichts unrechtmäßig. Auch die israelische Siedlungspolitik in den besetzten Gebieten verstoße gegen internationales Recht. Israel mache sich faktisch der Annektierung schuldig.
Für die FIFA wird es eine politisch aufgeladene Entscheidung. Auf Anfrage der Sportschau teilte der israelische Verband kürzlich mit: "Eine Suspendierung steht überhaupt nicht zur Debatte. "Wir sind sicher, dass die Prüfung sachlich und fair sein wird und dass sie erneut alle unsere Argumente bestätigen wird."
Expertengremium soll Empfehlungen für das weitere Vorgehen machen
FIFA-Präsident Gianni Infantino hatte eine aufgeheizte Debatte im Kongress schnell beendet und erklärt, dass das Thema unter die Zuständigkeit des FIFA-Rats falle. Ein Expertengremium solle den Fall bewerten und dem Rat die Ergebnisse und Empfehlungen vorlegen. Dieses Vorgehen solle "die korrekte Anwendung der Statuten und Regularien sicherstellen", sagte Infantino im Mai.
Nach Informationen der Sportschau besteht dieses Expertengremium aus einer rumänischen Anwältin und einem Juristen aus der Schweiz.
Israel griff Gaza nach dem Terroranschlag vom 7. Oktober 2023 an
Die palästinensische Terrororganisation Hamas hatte Israel am 7. Oktober aus dem Gazastreifen heraus angegriffen. Dabei ermordeten die Terroristen mehr als 1.200 Menschen und nahmen zahlreiche Geiseln. Israel reagierte mit Angriffen aus der Luft und einer Bodenoffensive, um nach eigenen Angaben die Strukturen der Hamas zu zerstören. Den Vereinten Nationen zufolge wurden dabei mehr als 30.000 Menschen getötet.
Der DFB hatte auf eine Anfrage der Sportschau zum Antrag des palästinensischen Verbands im FIFA-Kongress auf eine Mitteilung vom 14. Oktober 2023 verwiesen, also eine Woche nach dem Angriff der Hamas. "In dieser schwierigen Situation steht der Fußball in Deutschland fest an der Seite unserer Freunde und Partner in Israel", wurde Neuendorf damals zitiert. Seine Solidarität habe er auch in einem Telefonat mit IFA-Präsident Moshe Zuares zum Ausdruck gebracht. Diese Position habe "nach wie vor ihre Gültigkeit", teilte der DFB mit.