Debatte im FIFA-Kongress Sanktionen gegen Israel? FIFA-Rat soll entscheiden
Der palästinensische Fußballverband hat im FIFA-Kongress Sanktionen gegen Israel gefordert. FIFA-Präsident Gianni Infantino kündigte eine Untersuchung durch Experten an - der FIFA-Rat werde entscheiden.
Die FIFA werde eine Expertengruppe berufen, die eine mögliche Verletzung der FIFA-Statuten durch Israel untersuchen soll. Der FIFA-Rat sei für das Thema verantwortlich, nicht der Kongress, so Infantino. Der FIFA-Rat werde sich in einer außerordentlichen Sitzung vor dem 20. Juli 2024 mit den Ergebnisssen der Untersuchung befassen. Laut Statuten kann die Suspendierung eines Verbands nur auf Vorschlag des FIFA-Rats erfolgen.
Infantino wiederholte am Freitag (17.05.2024), dass er sowohl über den Terror der Hamas am 7. Oktober 2023 als auch über die israelische Reaktion im Gazastreifen "schockiert" sei. Der FIFA-Rat verurteile die Gewalt generell und einstimmig. DFB-Präsident Bernd Neuendorf ist Mitglied des FIFA-Rats.
Palästinensischer und israelischer Verband auf der Bühne
Der palästinensische Verbandschef Jibril Rajoub ergriff im Kongress das Wort und warf Israel einen Völkermord vor, der auch Folgen für den Fußball habe. Mit einer Andeutung auf Russland sagte er, dass die FIFA nicht "unterschiedlich bei Verletzung der FIFA-Statuten vorgehen kann". Der palästinensische Verband warf dem israelischen Verband eine "Mittäterschaft" vor. Rajoubs Verband hatte zuvor den Antrag gestellt, das Thema als Tagesordnungspunkt zu behandeln.
Der palästinensische Verbandschef Jibril Rajoub im FIFA-Kongress
Israels Verbandspräsident Moshe Zuares verwies in einer Replik auf der Bühne auf den Hamas-Terror vom 7. Oktober 2023. "Angesichts von Vergewaltigung, Misshandlung, Mord, Geiselnahme" sei es "ungerecht, dass wir für unser Grundrecht kämpfen müssen, Teil des Spiels zu sein".
Moshe Zuares, Präsident des israelischen Verbands im FIFA-Kongress
Jordaniens Verband pflichtete dem palästinensischen Verband in einer Wortmeldung bei und forderte eine Abstimmung. FIFA-Präsident Infantino beendete die Debatte jedoch und kündigte die Einrichtung des Expertengremiums und die Entscheidung durch den Rat an.
Neuendorf: "Stehen an der Seite Israels"
Der DFB hatte auf eine Anfrage der Sportschau zum Antrag des palästinensischen Verbands auf eine Mitteilung vom 14. Oktober 2023 verwiesen, also eine Woche nach dem Angriff der Hamas. "In dieser schwierigen Situation steht der Fußball in Deutschland fest an der Seite unserer Freunde und Partner in Israel", wurde Neuendorf damals zitiert. Seine Solidarität habe er auch in einem Telefonat mit IFA-Präsident Moshe Zuares zum Ausdruck gebracht. Diese Position habe "nach wie vor ihre Gültigkeit", teilte der DFB mit.
Die UEFA, in der Israel seit 1994 durch die politische Isolation in Asien Mitglied ist, hatte Sanktionen gegen Israel bereits im Februar eine Absage erteilt.
Die palästinensische Terrororganisation Hamas hatte Israel am 7. Oktober aus dem Gazastreifen heraus angegriffen. Dabei ermordeten die Terroristen mehr als 1.200 Menschen und nahmen zahlreiche Geiseln. Israel reagierte mit Angriffen aus der Luft und einer Bodenoffensive, um nach eigenen Angaben die Strukturen der Hamas zu zerstören. Den Vereinten Nationen zufolge wurden dabei mehr als 30.000 Menschen getötet.