Positionierung im Nahost-Konflikt Celtic Glasgow sperrt Fangruppe "Green Brigade" aus
Der Fußballverein Celtic Glasgow hat die Dauerkarten einer großen Fangruppe gesperrt. Die "Green Brigade" hatte sich zum Nahost-Konflikt immer wieder deutlich pro-palästinensisch positioniert - und aus Sicht des Klubs dabei Grenzen überschritten.
Am Mittwoch (01.11.2023) spielte Celtic in der schottischen Premier League gegen St. Mirren. Das Spiel gewann Celtic mit 2:1 und ist damit weiter ohne Niederlage Tabellenführer - doch im Celtic Park blieben bei dem Spiel einige Plätze leer. Der Klub hatte mehr als 200 Dauerkarten von Mitgliedern der Ultragruppe "Green Brigade" gesperrt.
Mehrere leere Plätze bei Celtics Spiel gegen St. Mirren
Fans sehen in der Geschichte Irlands eine Parallele zur Situation der Palästinenser
Celtic verfasste eine E-Mail an die jeweiligen Fans und begründete die Maßnahe mit "inakzeptablem Verhalten". Aufgelistet wurden viele Vergehen wie das Verwenden von Pyrotechnik oder das Durchbrechen von Drehkreuzen. Doch es wird deutlich, dass die Intention des Ausschlusses eine andere ist: Es geht um die pro-palästinensische Position der "Green Brigade" im Nahostkonflikt.
Celtics Geschichte ist von irischen Einwanderern geprägt. Und gerade in Irland ist die Unterstützung für die Palästinenser groß, auch im Fußball. Der Klub Bohemian aus Dublin trägt gar ein drittes Trikot in palästinensischen Farben und nennt es das "Palestine away jersey". Viele Menschen in Irland und auch viele Fans von Celtic sehen in der irischen Geschichte mit der britischen Besatzung Parallelen zur Situation der Palästinenser. Seit Jahren zeigen Celtic-Fans die palästinensische Flagge bei den Spielen. Das Problem für Celtic angesichts der aktuellen Situation in Israel: Diese Haltung geht manchmal über Solidarität hinaus.
Celtic-Fans mit dem Plakat "Befreit Palästina - Sieg dem Widerstand!" am 7. Oktober, dem Tag des Anschlags der Hamas
Solidarität mit Palästinensern oder mit Terroristen?
Ein Plakat der "Green Brigade" lautete "Befreit Palästina - Sieg dem Widerstand!" - und das im Heimspiel gegen Kilmarnock am Abend des 7. Oktober, wenige Stunden nachdem Hamas-Terroristen mehr als tausend israelische Menschen getötet hatten. Eine grüne Flagge trug die Worte "Ultras Celtic" in arabischer Schrift, was als Anlehnung an die Flagge der Hamas gewertet wurde. Auch die Flagge der Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP) war zu sehen, diese wird wie die Hamas in Europa als Terrororganisation eingestuft.
Flagge der PFLP (in rot) bei Celtic gegen Atletico Madrid in der Champions League
Der Klub teilte mit, dass er über Flaggen und Banner informiert worden sei, "die sich auf terroristische Organisationen beziehen, die am Konflikt im Nahen Osten beteiligt sind oder mit ihnen in Verbindung stehen". Dies sei "völlig inakzeptabel". Celtic versuchte allgemein, dass Thema zu verkleinern und rief dazu auf, palästinensische Flaggen nicht mehr zu zeigen, doch die "Green Brigade" verteilte daraufhin beim nächsten Spiel genau diese Flaggen.
Die Flagge Palästinas bei einem Sportereignis zu zeigen, sei "vollkommen in Ordnung", sagte Alon Meyer, Präsident des jüdischen Turn- und Sportverbandes "Makkabi Deutschland" der Sportschau. Zweifelsfrei überschritten sei die Grenze, "wenn jemand den Palästinensern jetzt den bedingungslosen Sieg wünscht oder eben postet 'From the river to the sea, Palestine will be free'. Das ist kein Ausdruck der Unterstützung der palästinensischen Bevölkerung, sondern das ist definitiv im Hintergrund der Gedanke oder zumindest die Unterstützung der Bewegung, ein großes palästinensisches Reich dort im Nahen Osten aufzubauen, ohne Israel, ohne die Juden."
"Green Brigade": "Wir stehen auf der richtigen Seite der Geschichte"
Die Gruppe selbst äußerte sich in einer Stellungnahme. Darin kritisierte sie den Ausschluss als Kollektivstrafe, ohne Ermittlungen, Beweise oder die Möglichkeit zur Anhörung. "Während wir bei den Spielen abwesend sind, rufen wir alle Fans überall auf, die palästinensische Flagge zu schwenken."
Im arabischen TV-Sender "Al-Jazeera" fügte die Gruppe hinzu: "Wir schämen uns nicht und wir sind unmissverständlich für unsere Unterstützung für Palästina. Das wird weitergehen." Man stehe auf "der richtigen Seite der Geschichte", wird die Gruppe zitiert. "Celtic Trust", ein größeres Fanbündnis, forderte die Rücknahme der Maßnahmen und kritisierte die Begründung, die sich auch auf Pyrotechnik und andere Vergehen bezog. "Es ist absolut klar, dass es dem Klub nur um die palästinensischen Flaggen geht." Ein Zeitraum für die Aussetzung der Dauerkarten ist nicht bekannt.
Israelischer Spieler von Celtic im Zwiespalt
Nir Bitton aus Israel spielte lange für Celtic und war zeitweise Ziel antisemitischer Beleidigungen. Er unterstellte der Gruppe "Green Brigade" in einem Beitrag bei Instagram nun wegen der Plakate vom 7. Oktober eine "Gehirnwäsche" und dass sie voreingenommen sei.
Mit Liel Abada spielt auch aktuell ein israelischer Nationalspieler bei Celtic. Israels Nationaltrainer Alon Hazan kritisierte Celtics Ultragruppe auf die Situation Abadas angesprochen als "antisemitisch", Mitspieler aus der Nationalmannschaft empfahlen Abada längst, den Klub zu wechseln.
Celtics Liel Abada