Nachwuchsspielerinnen feuern an Ganz besondere australische Unterstützung für DFB-Frauen
Deutschland trifft am Sonntag (30.07.2023) im zweiten WM-Gruppenspiel in Sydney auf Kolumbien. Im Stadion mit dabei sein werden auch 70 Juniorinnen vom Como Jannali FC. Sie freuen sich darauf, "eines der besten Teams der Welt" anfeuern zu können.
Ceanna Swindon kann von der Weltmeisterschaft gar nicht genug bekommen. Die 13-Jährige hat sich neulich sogar Ärger in der Schule eingehandelt. "Ich habe auf meinem Laptop im Unterricht Fußball geschaut, als mein Lehrer zu mir kam: 'Ceanna, was machst du da?' Und ich habe gesagt, dass ich die WM schaue, weil ich das wichtiger finde als seine Mathestunde", erzählt die begeisterte Fußballerin.
Die Teenagerin spielt beim Como Jannali Football Club, in dem ihr Vater Trainer und Präsident ist und in dem auch ihr älterer Bruder spielt. Insgesamt 900 aktive Mitglieder hat der Verein. Fast die Hälfte davon ist weiblich, von den Unter-Sechsjährigen bis zum Frauenteam.
"Ein lange Zeit Männer-dominierter Sport wird zu einem Frauen-dominierten Sport, wenn es so weitergeht. Das ist fantastisch", freut sich Ceannas Dad Adam Cranney, dem es nach eigener Aussage mehr Freude bereitet, Mädchen statt Jungen zu trainieren. "Sie sind viel aufmerksamer, sie sind mehr daran interessiert zu lernen."
WM 2023 ist seit Jahren das Thema im Club
Weil die Spielerinnen nach der vergangenen Saison in ihren Stadtteilen Como und Jannali viel Geld für den Verein gesammelt haben, wollte er etwas zurückgeben. Da war es naheliegend, ein WM-Spiel in der Stadt zu besuchen - die Mädchen redeten ohnehin schon seit Jahren über die anstehende Weltmeisterschaft.
Die Partie durften sie sich selbst aussuchen: "Die Mädchen haben gesagt, dass sie ein Weltklasse-Team sehen wollen - und deshalb ist es Deutschland geworden", berichtet Cranney. Australien selbst belegt in der FIFA-Weltrangliste Platz zehn, die Karten waren aber ohnehin schnell vergriffen. Und weil die USA, die Besten des Rankings, ihre Vorrundenspiele in Neuseeland austragen, lag es nahe, die zweibeste Nation zu wählen - und das ist Deutschland.
Das Spiel gegen Kolumbien wird am Sonntag (11.30 Uhr MESZ, live im Ersten und auf sportschau.de) in Sydney ausgetragen.
Stürmerin Popp bei Australiens Nachwuchs am beliebtesten
In Australien gibt es keine Frauen-Profiliga, der Zuschauerzuspruch hält sich auch in der Ersten Liga sehr in Grenzen. Nicht zuletzt, weil Sportarten wie Rugby, Cricket oder Australian Football viel höher im Kurs stehen.
Ich bin super aufgeregt, ich kann es gar nicht erwarten, die deutschen Spielerinnen im Stadion zu sehen.
Aber Fußball ist auf dem Vormarsch, da sind sich auch Ceanna und ihre Freundinnen einig. "Fußball ist auf jeden Fall im Kommen in Australien", ist die 14-jährige Eva überzeugt. "Es macht so viel Spaß, Fußball zu spielen. Fußball gibt mir so viel Energie", sagt die gleichaltrige Scarlett, die an Fußball besonders das Teamwork mit ihren Mitspielerinnen mag. Und Ceanna ist sich sicher: "Fußball wird auf jeden Fall zu einer der größten Sportarten in Australien."
Vor dem Stadionbesuch haben sich die Mädchen auch schon mit dem deutschen Team beschäftigt. Auf der Beliebtheitsskala ganz oben steht Alexandra Popp. Aber auch Jule Brand ("Sie ist sehr schnell und gut am Ball") und Lina Magull ("Sie ist eine richtig gute Spielerin") haben schon australische Fans gewonnen.
70 Mädchen gehen gemeinsam ins Stadion
Australiens Niederlage gegen Nigeria (2:3) soll nur ein Ausrutscher gewesen sein. Die Hoffnungen ruhen auf der bisher verletzt fehlenden Fußball-Nationalheldin Sam Kerr. Bevor die Gastgeberinnen gegen Kanada am kommenden Montag (31.07.2023, 12 Uhr MESZ, im Live-Ticker auf sportschau.de) noch die Kurve kriegen sollen, gilt die volle Aufmerksamkeit Popp und Co. Mit insgesamt 70 Mädchen macht sich der Como Jannali FC am Sonntag auf den Weg zum Aussie Stadium am Moore Park.
Keine Strafe für Ceanna - ganz im Gegenteil
Und auch wenn es das einzige Spiel ist, für das Ceanna Karten hat, muss sie ob ihrer WM-Begeisterung keinen wirklichen Ärger in der Schule fürchten. "Als sie mir die Geschichte erzählt hat, habe ich erst mal schnell in meine Mails geguckt, ob ich eine Beschwerde-Mail von ihrem Lehrer bekommen habe", erzählt ihre Mutter Ashlee und fügt lachend hinzu: "Es war keine da."
Ganz im Gegenteil. Denn mittlerweile hat die Klasse sogar schon ein ganzes Spiel gemeinsam geschaut - im Unterricht.