WM-Spiel gegen Kolumbien Deutschland muss dagegenhalten - "sonst kann's wehtun"
Deutschland trifft am Sonntag (30.07.2023) im zweiten Spiel bei der Fußball-WM auf Kolumbien und kann bereits den Einzug ins Achtelfinale perfekt machen. Die DFB-Frauen sind gewarnt und wissen, dass die Südamerikanerinnen körperbetont zu Werke gehen. Diese Stärke sollen die Kolumbianerinnen gar nicht erst ausspielen können.
Über kein Thema ist bei der WM rund um das deutsche Team in den vergangenen Tagen so viel gesprochen worden wie über die kolumbianische Härte. Nachdem das Testspiel der Südamerikanerinnen gegen Irland wegen "übertriebener Härte" abgebrochen wurde, eilt ihnen ein zweifelhafter Ruf voraus. Doch Lina Magull hat genug davon gehört: "Wir machen da nicht so ein großes Ding draus", sagte die deutsche Spielmacherin bei der Spieltagspressekonferenz am Samstagvormittag (29.07.2023). Ihr Team sei harte Duelle gewohnt. "Das ist nichts Neues für uns."
Wir stellen uns auf ein leidenschaftliches Spiel ein, haben aber keine Ehrfurcht.
Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg fügte hinzu: "Wir haben unsere DNA, unsere Spielweise. Die wollen wir dem Gegner aufdrücken, der muss sich auch nach uns richten."
Mit einem Sieg vorzeitig im Achtelfinale
Das deutsche Team ist am Samstag aus Wyong nach Sydney gereist und hat sich das Stadion und den Rasen schon einmal genau angesehen. Am Sonntag (11.30 Uhr MESZ, live im Ersten und auf sportschau.de) steht das zweite Gruppenspiel gegen die Kolumbianerinnen an. Mit einem Sieg würde sich die DFB-Auswahl vorzeitig den Einzug ins Achtelfinale sichern.
Deutschland führt die Vorrundengruppe H nach dem 6:0 gegen Marokko an. Die Afrikanerinnen gewannen am Sonntag ihre zweite Partie mit 1:0 gegen Südkorea und ebneten so dem DFB-Team den Weg für den vorzeitigen Einzug in die K.o.-Runde.
Kolumbien siegte am ersten Spieltag mit 2:0 gegen Südkorea - und fiel dabei zwar durch körperbetontes, aber nicht überhartes Spiel auf. Beide Teams sahen zweimal Gelb, die Asiatinnen hatten am Ende sogar häufiger gefoult.
Oberdorf ist rechtzeitig wieder fit
Dennoch atmeten alle auf, dass Lena Oberdorf nach ihren Oberschenkelproblemen rechtzeitig zum zweiten Spiel wieder im Vollbesitz ihrer Kräfte ist. Klara Bühl sagte mit Blick auf die Zweikampfstärke der defensiven Mittelfeldspielerin: "Ich freue mich immer, sie in meinem Team zu haben und nicht gegen sie spielen zu müssen. Ich bin unglaublich froh, dass sie wieder zurück ist."
Felicitas Rauch wird derweil fehlen, die Linksverteidigerin hat sich im Training am Freitag (28.07.2023) eine Verstauchung des rechten Kniegelenks zugezogen. "Das war kein schöner Moment", erklärte die Bundestrainerin, die angesichts einer zunächst befürchteten schlimmeren Verletzung aber auch feststellte: "Das gibt uns eine Perspektive, auch wenn ich nicht genau sagen kann, wie lange sie ausfallen wird."
Nachdem die etatmäßige Rauch-Vertreterin Carolin Simon (Kreuzbandriss) genauso wie Giulia Gwinn (Reha nach Kreuzbandriss) schon vor der WM passen musste, sind die Alternativen rar. Die Neu-Wolfsburgerin Chantal Hagel hat praktisch keine internationale Erfahrung, Sophia Kleinherne (Eintracht Frankfurt) spielt eigentlich auf der rechten Seite. MVT betonte aber einmal mehr, allen Spielerinnen im Kader zu vertrauen. Sie setzt darauf, dass die Probleme "im Kollektiv gelöst werden".
Expertin Künzer warnt: "Nicht den Schneid abkaufen lassen"
Sportschau-Expertin Nia Künzer warnte eindringlich davor, Kolumbien "auf seine Zweikampfhärte zu reduzieren. Handlungsschnelligkeit und die Frische im Kopf werden ganz wichtig sein. Man darf sich nicht den Schneid abkaufen lassen."
Zumal die Kolumbianerinnen auch über ausgezeichnete Offensivspielerinnen verfügen. DFB-Manager "Joti" Chatzialexiou schwärmte geradezu von Real Madrids Linda Caicedo. Die 18-Jährige, die gegen Südkorea zum 2:0-Endstand getroffen hat, sei eine herausragende Spielerin, "die hier mit Sicherheit für Furore sorgen kann. Wie sie den Ball annimmt und welche Körperbewegungen sie zeigt, das ist schon phänomenal."
Chatzialexiou nannte zudem Mayra Ramirez, die ebenfalls in Spanien bei UD Levante spielt und eine "gute Stoßstürmerin" sei. Voss-Tecklenburg sagte, dass sich der Fokus durch die vielen erwarteten Abschlüsse schon verändere.
Magull macht sich aber keine Sorgen. "Kolumbien spielt mit sehr viel Leidenschaft, was ich beeindruckend finde. Das unterscheidet sich auch vom Fußball in Europa, wo mehr Wert auf Technik und Taktik gelegt wird. Aber wir sind in allen Bereichen gut aufgestellt, wir wollen unser Spiel durchdrücken. Wir sind in der Lage, jede Spielweise anzunehmen."
Ein einfaches Mittel gegen kolumbianische Härte
Und da ist doch etwas, was die deutschen Spielerinnen aus den Meldungen über das vermeintlich überharte Spiel der Kolumbianerinnen gelernt haben. "Wir müssen den Ball mal ein bisschen früher abspielen, sonst kann's wehtun", erklärte Innenverteidigerin Sara Doorsoun.
Eine Warnung, die sich besonders die Kreativabteilung um Magull zu Herzen nehmen dürfte. "Die Kolumbianerinnen werden uns die ganze Zeit auf den Füßen stehen", ist sich die Spielmacherin sicher. "Aber wenn es ab und zu mal weh tut, ist es okay. Ich kann auch gut was ab." Doorsouns Erfolgsrezept ist einfach: "Wir haben auch Tempo und Robustheit. Wir dürfen nicht den Kopf verlieren, müssen clever sein und dürfen ihnen gar nicht erst das Gefühl geben, dass sie gegen uns über die Körperlichkeit ins Spiel finden können."
- Spiele gegeneinander: bisher keins
- FIFA-Ranking: Deutschland Platz 2 / Kolumbien Platz 25
- Beste WM-Platzierung: Deutschland - Weltmeister 2003 und 2007 / Kolumbien - Achtelfinale 2015
- Fun Fact: Kolumbiens Trainer Nelson Abadia fehlt noch einmal gesperrt, weil er im Finale der Copa América die Rote Karte gesehen hat.