Von Frohms bis Popp Der deutsche WM-Kader im Überblick
Den größten Block bei der Fußball-WM stellt wieder der VfL Wolfsburg. Außerdem vertreten Frankfurt und Bayern München sowie Chelsea und Lyon.
TOR
Merle Frohms (28, VfL Wolfsburg)
Etablierte sich während Almuth Schults Verletzungs- und Babypause als Nummer eins - und ist mittlerweile unangefochten. Sowohl im Verein, wo sie ebenfalls in Schults Fußstapfen getreten ist, als auch im DFB-Team hat sie die langjährige Nummer eins vergessen gemacht.
Ann-Katrin Berger (32, FC Chelsea)
Die frühere Potsdamerin lebt schon seit sieben Jahren in England - und hat sich dort einen Namen gemacht. Ihr Werdegang ist umso bemerkenswerter, weil sie in ihrer Karriere eine Krebserkrankung zu überstehen hatte. In diesem Jahr stand sie auf der FIFA-Shortlist bei der Wahl zur Torhüterin des Jahres.
Stina Johannes (23, Eintracht Frankfurt)
Die Karriere der gebürtigen Hannoveranerin hat seit ihrem Abschied aus Essen im vergangenen Jahres mächtig Fahrt aufgenommen. Erst wechselte sie von Essen nach Kobe in Japan, dann weiter nach Frankfurt. Nun fährt sie (ohne ein Länderspiel) mit zur WM. Wenn auch als klare Nummer 3.
ABWEHR
Kathrin Hendrich (31, VfL Wolfsburg)
Dass die Abwehrspezialistin aus Wolfsburg eigentlich gelernte Außenverteidigerin ist, merkt man ihr bei ihrer Souveränität im Defensivzentrum schon lange nicht mehr an. Hat eine überragende EM gespielt. Ihre Mutter ist Belgierin, ihr Geburtsland ist bei der WM nicht dabei.
Felicitas Rauch (27, VfL Wolfsburg)
Die Linksverteidigerin war nicht zuletzt ob ihrer offensiven Stärken eine der besten Spielerinnen der abgelaufenen Bundesliga-Saison. Immer wieder mit starken Standards. Im Nationalteam gesetzt - allerdings fällt mit Carolin Simon (Kreuzbandriss) ihre härteste Kontrahentin wieder aus.
Sophia Kleinherne (23, Eintracht Frankfurt)
Die Verteidigerin kann sich Hoffnungen auf ihr erstes großes Turnier als Stammspielerin machen. Durch die Verletzung von Giulia Gwinn ist ein Platz in der Viererkette frei geworden. In Frankfurt ist sie längst Leistungsträgerin, bei der EM in England hat sie als Jokerin im vergangenen Jahr schon einige Ausrufezeichen gesetzt.
Marina Hegering (33, VfL Wolfsburg)
Die Erfahrenste im deutschen Kader ist der Ruhepol im Team. Nachdem sie bei der EM trotz vorangegangener Verletzung komplett zu überzeugen wusste, dürfte sie auch in Australien gesetzt sein. Obwohl sie nach ihrem Wechsel nach Wolfsburg nicht immer erste Wahl war. Laut ihres Karriereplans, nach dem sie im Sommer 2024 ins Trainerteam der "Wölfinnen" wechselt, spielt sie jetzt ihr letztes großes Turnier.
Sara Doorsoun (31, Eintracht Frankfurt)
Gehört mittlerweile zu den erfahrenen Spielerinnen in der Nationalmannschaft. Absolute Stammspielerin in Frankfurt. Überzeugt mit Tempo und Bissigkeit. Unter Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg ist die Tochter eines Iraners und einer Türkin nur zweite Wahl.
Sjoeke Nüsken (22, FC Chelsea)
Gehört wohl - nicht nur wegen einiger älterer Teamkolleginnen - die Zukunft bei der Nationalmannschaft. Kann in der Abwehr und im Mittelfeld spielen. Ihr Wechsel aus Frankfurt nach London steht bereits fest. Wird spätestens nach der WM weitere wichtige internationale Erfahrungen sammeln.
Chantal Hagel (24, VfL Wolfsburg)
Profitierte womöglich von der schweren Verletzung Carolin Simons. Die Neu-Wolfsburgerin wurde vor der EM im vergangenen Jahr zunächst auf Abruf nominiert, aber im letzten Moment aussortiert. Nun ist sie dabei - auch wenn sie sich vielleicht weiter in Geduld üben muss, bis sie bei der WM als Spielerin mittendrin ist.
MITTELFELD
Lena Lattwein (22, VfL Wolfsburg)
Anders als ihre Kolleginnen aus München, Linda Dallmann und Gwinn, hat es die Wolfsburgerin trotz ihrer schweren Verletzung (Schlüsselbeinbruch) noch rechtzeitig geschafft, für die WM fit zu werden. Sie verkörpert wie kaum eine Zweite im Kader die Rolle der Umschaltspielerin - stark im Zweikampf und mit guter Übersicht im Spiel nach vorn.
Svenja Huth (32, VfL Wolfsburg)
Anders als im vergangenen Jahr kommen Huth und ihre Teamkolleginnen aus Wolfsburg "nur" mit dem DFB-Pokal im Gepäck zum Saisonhöhepunkt. Huth wird mittlerweile bei den Wölfinnen eher im Mittelfeld eingesetzt und traf daher selbst auch nicht mehr ganz so häufig. Gerade einmal je ein Treffer gelang ihr in Bundesliga und Champions League. Aber die Offensivspielerin ist weiter wichtig, als Antreiberin und Vorbereiterin. Die Bundestrainerin probierte sie zuletzt als Rechtsverteidigerin aus.
Sydney Lohmann (23, Bayern München)
Vor der EM kam sie nach einer schweren Verletzung gerade erst wieder in Schwung - wusste aber als Einwechselspielerin zu überzeugen. Nun darf es für die dynamische und torgefährliche Mittelfeldspielern durchaus mehr Spielzeit sein. Ihr zweiter Meistertitel mit dem FC Bayern dürfte ihr zusätzliches Selbstvertrauen geben. Ist nach der Stadt benannt - und auch ihr zweiter Vorname "Matilda" hat einen australischen Hintergrund: Die Frauenfußball-Nationalmannschaft hat den Spitznamen "die Matildas".
Sara Däbritz (28, Olympique Lyon)
Ihre Titelsammlung ist in der abgelaufenen Saison weiter gewachsen: Mit Lyon feierte sie schon ihre zweite französische Meisterschaft. Nach dem Gewinn der EM 2013 und dem Olympia-Sieg 2016 soll es nun mit Deutschland der Weltmeister-Titel werden. Däbritz ist eine echte Allrounderin, kann eigentlich alles. Dürfte als erfahrene Spielerin allerdings durchaus noch lauter und spielprägender werden.
Lena Oberdorf (21, VfL Wolfsburg)
Trotz ihres nach wie vor jungen Alters verkörpert sie längst Weltklasse. Bei der EM und in der Champions League der vergangenen Saison wurde sie jeweils als beste junge Spielerin ausgezeichnet. Eine Ehre, sie will aber schnellstmöglich auch die großen Titel gewinnen. In Wolfsburg und beim DFB überzeugt sie vor allem durch Kraft, Ausdauer und mit dem Gespür für den perfekten Zweikampf. 2019 hat sie Birgit Prinz mit 17 Jahren als jüngste deutsche WM-Spielerin der Geschichte abgelöst.
Klara Bühl (22, Bayern München)
Auch weil die Münchnerin wegen Corona fehlte, wurde es in Wembley nichts mit dem EM-Titel. Mit ihrer Kraft und Schnelligkeit wäre sie auch für die Engländerinnen nur schwer zu stoppen gewesen. In Australien dürfte sie wieder gesetzt sein. Ist "Mutter" des teaminternen WM-Maskottchens: ein gehäkelter Koala.
Melanie Leupolz (29, FC Chelsea)
Ist nach Schult während der EM in England in jüngerer Vergangenheit nun die zweite Frau, die als Mutter und mit Kind zu einem großen Turnier reist. Die ehemalige Münchnerin hat sich nach der Geburt ihres Sohnes vor neun Monaten in beeindruckendem Tempo wieder in Top-Form gebracht. Schon aufgrund ihrer Erfahrung kann die zentrale Mittelfeldspielerin ein wichtiger Faktor in Australien werden.
Jule Brand (20, VfL Wolfsburg)
Mit ihrer Technik und ihrem Tempo an guten Tagen kaum zu stoppen. Aber noch zu inkonstant in ihren Leistungen. Wurde 2022 als beste U21-Spielerin Europas mit dem "Golden Girl Award" ausgezeichnet. Das EM-Finale, als sie in der Startelf stand, war das bisher größte Spiel ihrer Karriere - und dürfte ihr die Scheu vor der großen Bühne genommen haben.
Nicole Anyomi (23, Eintracht Frankfurt)
Ist die ideale Einwechselspielerin, weil sie kaum Zeit braucht, um heiß zu laufen. Mit ihrem Tempo und dem Durchsetzungsvermögen kann sie vielen Abwehrreihen richtig Probleme bereiten. Ihre Eltern stammen aus Ghana und Togo, sie nutzt ihre Plattform, macht sich stark gegen Rassismus - und zeigt in der Nationalmannschaft immer wieder, was mit der richtigen Einstellung alles möglich ist.
Lina Magull (28, Bayern München)
Die Spielerin für die ganz besonderen Offensiv-Momente und Tore. Spätestens seit ihren Gala-Auftritten bei der EM eines der Gesichter des deutschen Fußballs. Und ist als gebürtige Dortmunderin ausgerechnet bei Bayern München zu einer der besten Bundesliga-Spielerinnen geworden. Aus dem Nationalteam nicht wegzudenken.
Angriff
Alexandra Popp (32, VfL Wolfsburg)
Ließ ihre WM-Teilnahme lange offen, dürfte aber auch in Australien das deutsche Spiel auf ein ganz anderes Niveau heben. Vor ihr zitterten in England die Gegnerinnen. In der Bundesliga gerade mit 16 Treffern Torschützenkönigin geworden. Voss-Tecklenburg vertraut der Stürmerin, die im Verein schon fast auf jeder Position aufgeboten worden ist, zu Recht blind. Nicht zuletzt, weil die Wolfsburgerin eine der besten Kopfballspielerinnen weltweit ist.
Lea Schüller (25, Bayern München)
Mit 14 Toren blieb die 1,73-Meter-Frau nur zwei Treffer unter ihrer Bestmarke des Vorjahres, als sie Torschützenkönigin war. Hatte bei der EM nach dem ersten Spiel Pech mit einer Corona-Infektion. Selbstbewusstes Auftreten gepaart mit Entschlossenheit vor dem Tor - die Münchnerin ist mit allen Wassern gewaschen. Wie viel sie spielt, hängt maßgeblich vom System und den Leistungen von Popp ab.
Laura Freigang (25, Eintracht Frankfurt)
Im Club seit Jahren die prägende Offensivspielerin. In der Nationalmannschaft hat sie das große Pech, zur selben Zeit wie Popp und Schüller ihre Karriere zu spielen. Hat offen dafür geworben, nicht als Mittelstürmerin, sondern als Spielmacherin oder hängende Spitze gesehen zu werden. Ihre Qualitäten: gute Technik und Zug zum Tor.
Trainerin
Martina Voss-Tecklenburg (54)
Seit 2018 Bundestrainerin, wurde der Vertrag von "MVT" zuletzt vorzeitig bis 2025 verlängert. Ihr Ziel ist es, mindestens noch die Weltmeisterschaft 2027 mitzunehmen, die vielleicht eine Heim-WM wird. Die gebürtige Duisburgerin, die selbst 125-mal für das Nationalteam spielte, hat den deutschen Frauenfußball wach geküsst. War während ihrer Karriere die einzige Mutter im deutschen Team. Wird für ihre transparenten Entscheidungen und ihre zugewandte Art geschätzt.