Als Mutter zur Fußball-WM Melanie Leupolz - mit Kind und Kegel nach Australien
Melanie Leupolz reist neun Monate nach der Geburt ihres ersten Kindes als Nationalspielerin zur WM nach Australien. Der DFB kennt sich mittlerweile aus, und so langsam wird es fast schon normal, dass eine Mutter bei den großen Turnieren dabei ist.
Als Torhüterin Almuth Schult bei der EM in England 2022 ihre Zwillinge mit nach London brachte, war die Aufregung groß. Muttersein und Fußball-Profi - geht das denn? Die Antwort lautet ganz klar - Ja. Dass Schult nicht auch in Australien mit von der Partie ist, hat einen einfachen Grund: Sie erwartet ihr drittes Kind.
Es ist wunderschön, dass ich mich nicht entscheiden muss: Kind oder Fußball, sondern dass ich auch die Unterstützung habe, dass ich beides leben kann.
Nun also Leupolz, die sich beim FC Chelsea nach der Geburt ihres Sohnes im vergangenen Oktober überraschend schnell wieder in Topform gebracht hat. Das bewies sie besonders in der K.o.-Runde der Champions League. Rückkehr ins Training im Januar, Höchstleistungen schon im Frühjahr. Beeindruckend!
Auch wenn die Londonerinnen den Titel in der "Königsklasse" knapp verpassten - im Halbfinale unterlagen sie dem späteren Sieger FC Barcelona. Als Chelsea Mitte Mai den englischen Pokal gewann, war Leupolz genauso vorn mit dabei wie zwei Wochen später bei den Feierlichkeiten zur Meisterschaft.
Eine Nanny hilft in Australien bei der Betreuung
Um auch bei der WM ihre Leistung abrufen zu können, wird sich vor Ort eine Nanny um ihren Sohn kümmern. "Es ist sehr anstrengend, Mutter sein und Profifußball zu vereinen, aber es ist unglaublich, was der weibliche Körper da kann und dass man auch auf einmal mit weniger Schlaf auskommen kann", erklärte die 29-Jährige, die von einer Doppelbelastung sprach, um noch hinzuzufügen: "Aber es ist natürlich wunderschön, dass ich beide Bereiche auch vereinen kann, dass ich mich nicht entscheiden muss: Kind oder Fußball, sondern dass ich auch die Unterstützung habe, dass ich beides leben kann."
Die Nanny soll sich zum Beispiel auch um den Kleinen kümmern, wenn in der Vorrunde die Reisen nach Melbourne oder Brisbane anstehen. So sollen die Reisestrapazen für den Filius möglichst geringgehalten werden. Mit dem Kindermädchen kann er dann im Basecamp vor den Toren Sydneys bleiben.
Bundestrainerin MVT als Vorreiterin der Mütter
Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg, die selbst einige Widerstände zu überwinden hatte, als sie während ihrer Karriere Mutter wurde, ist ein ganz wichtiger Faktor für die deutschen Fußball-Mütter von heute. "Beim DFB sind sie auch sehr offen für Gespräche und mir wurde auch öfters gesagt, wenn ich etwas brauche, soll ich einfach kommunizieren", berichtete Leupolz. "Wir fühlen uns dementsprechend wohl, anders wäre es aber auch gar nicht möglich."
Es ist natürlich sehr schön, dass der Kleine auch willkommen ist in diesem Kreis. Jeder freut sich, ihn zu sehen.
Innerhalb des Teams ist die Stimmung ohnehin sehr offen. Wie bei den Schult-Kindern wird die Bundestrainerin schnell zur Oma, Leupolz' Mitspielerinnen zu den Tanten ihres Sohnes.
"Kinder bringen generell immer eine gewisse Leichtigkeit mit. Deshalb hoffe ich, dass der Kleine in Bereicherung auch für die Mannschaft ist", erklärte Leupolz und fügte mit Blick auf die Erfahrungen im Trainingslager hinzu: "Jeder und jede wollte ihn mal knuddeln und mit ihm spielen."
Viel zu planen - und viel zu feiern?
Die Carearbeit nehmen der Mutter ihre Mitspielerinnen aber nicht ab. Für das Turnier gilt es, sehr viel zu planen. "Man braucht tausende Sachen: Windeln, Spielzeug und Klamotten, die werden immer sehr schnell dreckig", sagte Leupolz, die anders als die übrigen Teammitglieder Anrecht auf weitere Koffer hat. Schon beim Trainingslager in Herzogenaurach hätte nicht alles in zwei Koffer gepasst. "Aber ich glaube: Jeder, der Kinder hat, weiß, dass es immer sehr viel Gepäck ist."
Gegen ein bisschen mehr Gepäck in Form einer Medaille hätte sie trotzdem nichts einzuwenden. Und wenn sie im Moment des großen Glücks ihren Sohn in die Arme schließen kann, hat sich die Reise umso mehr gelohnt.