Überraschender Sieg nach Rückstand Nigeria verdirbt Australien den WM-Spaß so richtig
Dem WM-Co-Gastgeber Australien ist fürs Erste das Lachen vergangen: Durch eine 2:3 (1:1)-Niederlage gegen Nigeria am Donnerstag (27.07.2023) verpassten die "Matildas" bei der Frauen-WM in Ozeanien den vorzeitigen Achtelfinal-Einzug und müssen ums Weiterkommen bangen. Für die Afrikanerinnen machte sich die späte Einwechslung von Superstar Asisat Oshoala voll bezahlt.
Die "Super Falcons" aus Nigeria entwickeln sich bei der Weltmeisterschaft in Down Under langsam aber sicher zu einem Geheimfavoriten: Nach dem erkämpften, aber verdienten 0:0 zum Auftakt in Vorrundengruppe B gegen die Olympiasiegerinnen aus Kanada kamen sie gegen Australien zu einem unerwarteten, aber durchaus verdienten Sieg. "Wir haben viel besser gespielt als gegen Kanada und unsere Chancen genutzt. Ich bin stolz auf meine Mannschaft", sagte Oshoala am FIFA-Mikrofon. Nigeria spielte nicht nur effizient im Angriff, sondern zeigte auch in der Defensive eine richtig gute Vorstellung. Verteidigerin Osinachi Ohale, die das zwischenzeitliche 2:1 erzielte, wurde zur "Spielerin des Spiels" gekürt.
Australien - im WM-Auftaktspiel noch 1:0-Sieger gegen Irland - muss sich angesichts eines deutlichen Chancenpluses (26:11-Torschüsse) eine mangelhafte Offensivleistung vorwerfen lassen. Die verletzte Sam Kerr fehlt dem Team sehr. "Heute ist einiges falsch gelaufen", sagte Kapitän Steph Catley nach dem Schlusspfiff. "Im nächsten Spiel müssen wir unsere Chancen einfach reinmachen", ergänzte die sichtlich enttäuschte Stürmerin Caitlin Foord.
Guter Spielbeginn der "Matildas"
Die größtenteils in Gelb gewandeten Fans der "Matildas" waren in großer Zahl und gutgelaunt ins Brisbane Stadium gekommen - und nach knapp 15 Minuten Anlaufzeit hatten sie dann auch mehr und mehr Freude am Auftritt ihres Teams: Gegen die im 5-3-2 komplett auf Defensive eingestellten "Super Falcons" erspielten sich Angreiferin Foord und Co. ein deutliches Übergewicht, sie verlagerten das Spielgeschehen fast ständig ins vordere Drittel.
Zwei Treffer unmittelbar vor der Pause
Catley (13.) und Foord (19.) bei Abschlüssen im Strafraum sowie Ellie Carpenter (29.) und Hayley Raso (31.) nach Ecken ließen erste gute Gelegenheiten für Australien aus. Trotz drückender Überlegenheit fiel die Führung erst in der Nachspielzeit des ersten Abschnitts: Nach Zuspiel von Foord traf die neu in die Startelf gerückte Emily van Egmond flach aus elf Metern zum 1:0 (45.+1) - es war der 50. Turniertreffer in Down Under.
Das offensiv eigentlich enttäuschende Nigeria hatte durch Uchenna Kanu - auch sie stand zum ersten Mal bei dieser WM in der Anfangsformation - nach Ablauf der angezeigten Nachspielzeit doch noch die überraschende Antwort in Form des 1:1 parat (45.+6). Australiens Defensive wähnte sich in dieser Szene ganz offensichtlich schon in der Pause.
Superstar Asisat Oshoala macht den Unterschied
Nach dem Seitenwechsel schaffte es Australien gegen nun weiter vorne verteidigende Afrikanerinnen nicht mehr, dem Spiel so dominant den Stempel aufzudrücken wie zuvor. Die wenigen herausgespielten Gelegenheiten waren nicht zwingend, der erneute Führungstreffer lag nicht in der Luft.
Asisat Oshoala (2.v.l.) bejubelte das wischenzeitlichen 3:1 ausgiebig.
Nigerias Trainer Randy Waldrum roch seine Chance, dem WM-Co-Gastgeber den Spaß noch mehr zu verderben - und brachte in der 63. Minute seinen bis dahin geschonten Stürmer-Superstar Oshoala von Champions-League-Sieger FC Barcelona in die Partie. Wie von ihm erhofft, drehten die "Super Falcons" auf: Ohale per Kopf nach einer Ecke mit dem 2:1 (65.) und Oshoala, die ein Missverständnis zwischen Alanna Kennedy und Keeperin Mackenzie Arnold mit dem 3:1 bestrafte (72.), brachten Nigeria auf die Siegerstraße. Australien warf in der Schlussphase alles nach vorne. Gegen Ende der elfminütigen (!) Nachspielzeit und nach vielen vergeblichen Versuchen traf Abwehrspielerin Kennedy für die "Matildas" noch zum 2:3 (90.+10), mehr aber war nicht drin. Nur die Fans der "Super Falcons" unter den 49.156 Zuschauenden verließen das Stadion dementsprechend mit guter Laune.
Onome Ebi schreibt etwas Fußballgeschichte
Nigeria-Coach Waldrum, dessen Zwist mit dem nationalen Fußballverband vor und während des Turniers immer wieder Thema ist, hatte in der 90. Minute noch Mittelfeldspielerin Onome Ebi in die Partie gebracht, die damit zumindest ein bisschen Fußballgeschichte schrieb: Bei ihrer sechsten WM-Teilnahme wurde sie mit dieser Einwechslung im Alter von 40 Jahren und 80 Tagen zur zweitältesten Spielerin, die je bei einer WM zum Einsatz kam. Nur Brasiliens Formiga, die noch mit 41 Jahren bei einer Endrunde spielte, liegt in diesem Ranking vor der Nigerianerin.
So geht's weiter in Gruppe B
Irland hat nach zwei Niederlagen am letzten Vorrundenspieltag keine Chance mehr aufs Weiterkommen - das sieht für die anderen drei Teams aus Gruppe B anders aus: Am kommenden Montag (31.07.2023, 12 Uhr MESZ) spielt Australien gegen Kanada um den Einzug ins Achtelfinale. Nur je der Sieg bringt beide Teams sicher weiter. Nigeria kann dagegen bereits mit einem Unentschieden gegen Irland ebenfalls das Ticket für die K.o.-Runde lösen.