Die kanadische Fußball-Nationalspielerin Julia Grosso (h.) im Duell mit der Nigerianerin Antionette Payne

FIFA Frauen WM Olympiasieger Kanada enttäuscht gegen Nigeria

Stand: 21.07.2023 06:29 Uhr

Olympiasieger Kanada ist in seinem Auftaktspiel bei der WM in Australien und Neuseeland nicht über ein 0:0 gegen Nigeria hinausgekommen. Die Nordamerikanerinnen zeigten am Freitag (21.07.2023) in Melbourne eine durchwachsene Vorstellung.

Von Hanno Bode

Kapitänin Christine Sinclair avancierte dabei in ihrem 324. Länderspiel zur tragischen Heldin ihrer Farben. Die 40 Jahre alte Angreiferin scheiterte in der 50. Minute mit einem an ihr selbst verursachten Elfmeter an Keeperin Chiamaka Nnadozie und verpasste somit bei ihrer sechsten WM-Teilnahme ihren elften Treffer bei einer Weltmeisterschaft. Im zweiten Gruppenspiel am kommenden Mittwoch (26.07.2023, 14 Uhr MESZ) gegen Irland werden sich Sinclair und Co. steigern müssen, um den Grundstein für die Qualifikation fürs Achtelfinale zu legen. Nigeria duelliert sich einen Tag später (27.07.2023, 12 Uhr) mit Co-Gastgeber Australien.

Kanada mit mehr Ballbesitz, aber harmlos

Kanada begann dominant und schnürte den Afrika-Rekordmeister in der Anfangsphase in der eigenen Hälfte ein. Viel zu selten aber gelang es der Elf von Trainerin Beverly Priestman, gegen im Zentrum sehr kompakt stehende Nigerianerinnen, über die Flügel Druck auszuüben. Bälle in den Rücken der Abwehr der "Super Falcons" hatten Seltenheitswert. Mit Ausnahme eines Schusses von Kapitänin Sinclair aus rund 16 Metern, der in der neunten Minute aber doch recht deutlich das Ziel verfehlte, brachten die favorisierten Nordamerikanerinnen im ersten Abschnitt offensiv nicht viel zustande.

Nigeria hat die Führung auf dem Fuß

Die Nigerianerinnen waren ab Mitte des ersten Durchgangs sogar das gefährlichere Team, weil sie schnörkelloser und mit mehr Tempo in der Vorwärtsbewegung agierten. Beim Abschluss von Ifeoma Onumonu musste sich Keeperin Kailen Sheridan ganz lang machen, um das 1:0 für den Außenseiter zu verhindern (23.). Und einen Schuss von Asisat Oshoala konnte Ashley Lawrence gerade noch von der Linie kratzen (36.). Coach Randy Waldrum konnte zur Halbzeit sehr zufrieden mit dem Auftritt seiner "Super Falcons" sein.

Apropos Waldrum: Laut nigerianischen Medienberichten wollte der heimische Verband den US-Amerikaner nach seiner in einem Podcast geübten harschen Kritik an seinem Arbeitgeber in die Wüste schicken. Oder zumindest zurück nach Amerika. Doch das laut Ademola Olajire, Mediendirektor der Nigerian Football Federation (NFF), "inkompetente Großmaul" durfte bleiben, weil das Sportministerium des Landes gegen eine Entlassung des "schlechtesten Trainers, den die 'Super Falcons' je hatten" (Olajire), interveniert haben soll.

Sinclair verschießt Foulelfmeter

Kurz nach dem Seitenwechsel verfinsterte sich die Miene des 66-Jährigen dann aber. Denn nach einem zu ungestümen Einsteigen von Russland-Legionärin Francisca Ordega im eigenen Strafraum gegen Sinclair zeigte Schiedsrichterin Lina Lehtovaara (Finnland) auf den Elfmeterpunkt. Die Sichtung des TV-Bewegtbildes hatte der Unparteiischen keine andere Wahl gelassen. Sinclair lief an, scheiterte mit ihrem zu unplatzierten Schuss aber an Torsteherin Nnadozie (50.). Kanada ließ sich nicht entmutigen, rannte weiter an und hatte Pech, dass Adriana Leon am Pfosten scheiterte (57.).

"Super Falcons" verteidigen leidenschaftlich - Rot für Abiodun

Für Leon (64.) und kurz darauf auch Unglückrabin Sinclair (71.) war die Partie dann vorzeitig beendet. Trainerin Priestman wechselte sie aus, um mit frischen Spielerinnen für neue Impulse zu sorgen. Und was machte Waldrum? Erst einmal nichts! Und es war auch nicht zwingend notwendig, personelle Änderungen vorzunehmen. Zwar konnte der Außenseiter nur noch selten Entlastungsangriffe initiieren. Defensiv aber standen die Afrikanerinnen weiter mit wenigen Ausnahmen sicher. Auch die achtminütige Nachspielzeit überstanden die "Super Falcons" schadlos. Einziges Ärgernis für Waldrum war letztlich die Rote Karte gegen Deborah Abiodun kurz vor dem Schlusspfiff (90.+8) wegen rohen Foulspiels.

Dieses Thema im Programm: Das Erste | Sportschau FIFA Frauen WM | 20.07.2023 | 08:03 Uhr