FIFA Frauen WM Nigeria soll für Olympasieger Kanada kein Stolperstein werden
Die Kanadierinnen starten mit dem Rückenwind des Olympiasiegs 2021 in die Frauen-WM 2023 in Australien und Neuseeland. Nun visieren die Nordamerikanerinnen den erstmaligen Gewinn der Weltmeisterschaft an. Mit der Mannschaft aus Nigeria wartet zum Turnierauftakt in Vorrunden-Gruppe B aber unangenehme Gegnerinnen.
Der 6. August 2021 markiert das Datum für den bisher größten Erfolg des kanadischen Fußballs auf internationaler Bühne: Mittelfeldspielerin Julia Grosso verwandelte im Olympia-Finale im japanischen Yokohama den entscheidenden Schuss zum 3:2-Erfolg im Elfmeterschießen gegen Schweden. Zwei Jahre danach sei es nun an der Zeit, "der Welt zu beweisen, dass das, was wir bei Olympia geschafft haben, keine einmalige Sache war", sagte Kapitänin Christine Sinclair vor dem WM-Auftakt. "Wir haben ein neues Ziel vor Augen."
Sinclair will auch bei ihrer sechsten WM-Teilnahme treffen
Für die 40-jährige Stürmerin wäre ein weiterer Finalerfolg das i-Tüpfelchen und ein Abschied von der großen WM-Bühne "wie gemalt". Bisher hat die Offensivspielerin bei fünf WM-Endrunden getroffen. Ein Tor auch beim Turnier Down Under ist selbstverständlich ihr persönliches Ziel. Sie wäre - wenn Brasiliens Marta nicht trifft - die erste und einzige Spielerin überhaupt, die bei sechs WM-Endrunden getroffen hätte. Erreichen will Sinclair das nach eigener Aussage vor allem mit Spaß auf dem Feld, denn nur so spiele sie ihren besten Fußball.
Kanada macht sich auf den Weg zum WM-Gipfel
Den erste Schritt auf dem Weg zum angestrebten Titelgewinn will Kanada am Freitag (21.07.2023, 4.30 Uhr) in Melbourne mit einem Sieg im ersten Gruppenspiel gegen Nigeria machen. "Wir wollen den höchsten Berg des Planeten erklimmen - den Berg, den wir noch nie erklommen haben", kündigte Kanadas Trainerin Bev Priestmann an. Sie glaube "zu einer Million Prozent" daran, dass ihr Team einen Platz unter den ersten drei erreichen könne. Erste Voraussetzung dafür ist Platz eins oder zwei in Gruppe B, in der es neben Nigeria noch gegen Irland (26.07.2023) und Australien (31.07.2023) geht.
Weltklasse-Stürmerin Beckie fehlt verletzt
Das Duell der Weltranglisten-Siebten gegen das auf Rang 40 bestplatzierte afrikanische Team bei dieser WM verspricht eine spannende Angelegenheit zu werden. Die Kanadierinnen gehen zwar favorisiert in die Partie, aber die Nigerianerinnen sind alles andere als chancenlos.
Bei den Kanadierinnen fehlen Weltklasse-Stürmerin Janine Beckie und Mittelfeldspielerin Desiree Scott verletzt, zudem ist Topstar Sinclair mit 40 Jahren naturgemäß wohl nicht mehr in der körperlichen Verfassung vergangener Jahre und Turniere - und auch längst nicht mehr so torgefährlich. Dennoch sei sie "entscheidend für den Erfolg dieser Mannschaft", sagte Trainerin Priestman.
Nigeria setzt auf die Klasse von Topstar Oshoala
Nigeria verfügt dagegen mit Champions-League-Siegerin Asisat Oshoala vom FC Barcelona über einen absoluten Topstar in den eigenen Reihen. Die torgefährliche Angreiferin verfügt mit ihren 28 Jahren über viel Erfahrung und absolute Klasse, die den Unterschied ausmachen könnte. "Wenn man eine wie Oshoala hat, kann man gegen jedes Team gewinnen. Sie setzt sich selbst stark unter Druck, weil sie ihr Land liebt und will, dass Nigeria auf der Weltbühne erfolgreich ist", sagte Nationaltrainer Randy Waldrum.
WM-Aus für Kanada 2019 im Achtelfinale
Kanada scheint zumindest bisher eher eine Olympia-, denn eine WM-Mannschaft zu sein. Während es auch bei den Spielen in Rio 2016 und London 2012 für Medaillen reichte, landeten die Frauen bei Weltmeisterschaften bisher nicht auf dem Treppchen. Rang 4 beim Turnier 2003 in den USA war das Maximum, 2019 in Frankreich kam das WM-Aus nach einem 0:1 gegen Schweden bereits im Achtelfinale.
Streit um Prämien soll ausgeblendet werden
"Warum ist das so?" - diese Frage habe Priestman in der Vorbereitung auf das Turnier in Australien und Neuseeland geleitet. Wichtig wird sein, dass ihr Team den Fokus aufs Sportliche richtet und dafür Nebensächliches ausblendet, das vom Erfolg ablenken könnte - etwa den andauernden Streit mit dem Verband um Prämien. Der habe die Spielerinnen Anfang des Jahres regelrecht "ausgelaugt", so die Trainerin.
Nigeria bei allen WM-Endrunden dabei
Nigeria ist - anders als Kanada - ohne Unterbrechung bei allen bisherigen Frauen-Weltmeisterschaften dabei gewesen und konnte sich nun auch für die neunte Auflage qualifizieren. Große Erfolge feierten die Afrikanerinnen auf der Weltbühne bisher aber noch nicht: Eine Viertelfinal- (3:4 n.V. gegen Brasilien 1999) und eine Achtelfinal-Teilnahme (0:3 gegen Deutschland 2019) stehen in der WM-Statistik, bei allen anderen Turnieren kam das Aus bereits nach der Gruppenphase.
Bisher noch kein Sieg in der K.o.-Runde
Nigerias Nationalcoach Waldrum wollte vor dem Turnierstart nicht mit den schweren Gegnern in "Hammergruppe" B hadern. Gegen Kanada, Australien und Irland spielen zu müssen, sei zwar "ehrlich gesagt fast beängstigend", aber dennoch ist der Texaner davon überzeugt, dass sein Team den Sprung ins Achtelfinale schaffen kann. Gelingt das, ist das nächste Ziel, den ersten Sieg in einem K.o.-Rundenspiel bei einer WM einzufahren.
- Spiele gegeneinander: 5 (1 Sieg Nigeria / 2 Siege Kanada / 2 Remis)
- FIFA-Ranking: Nigeria Platz 40 / Kanada Platz 7
- Beste WM-Platzierung: Nigeria - Viertelfinale 1999 / Kanada - 4. Platz 2003
- Fun Fact: Mit den Kapitäninnen Onome Ebi und Christine Sinclair werden sich bei der Seitenwahl erstmals bei einer WM zwei 40 Jahre alte Spielerinnen gegenüberstehen