Auftakt in Sydney Ausverkaufte Party - Kerrs Ausfall trübt Australiens Vorfreude
Das erste Match von Co-Gastgeber Australien bei der Frauen-WM wird zu einem riesigen Event vor ausverkauftem Haus in Sydney. Aber der Ausfall von Kapitänin Sam Kerr ist ein schwerer Verlust.
Showdown zur Mittagszeit - zumindest aus deutscher Sicht: Wenn am Donnerstag (20.07.2023) um 12 Uhr mittags das Eröffnungsspiel Teil zwei im australischen Sydney zwischen Co-Gastgeber Australien und Irland angepfiffen wird, erfährt die Weltmeisterschaft der Frauen ihren ersten echten Höhepunkt.
Mit Australien - dem Vierten der Olympischen Spiele 2021 - ist gleich einer der größten Turnierfavoriten zu sehen, die Begeisterung wird riesig sein. Das "Stadium Australia" mit mehr als 80.000 Plätzen ist seit vielen Wochen ausverkauft, die Fans der "Matildas", wie Australiens Team genannt wird, werden ein riesiges Spektakel veranstalten. Die WM wird erstmals so richtig heißlaufen.
Kerr verletzt sich an der Wade
Kurz vor dem Anpfiff ereilte die Gastgeberinnen allerdings eine Hiobsbotschaft. Torjägerin Sam Kerr fällt für die ersten beiden Gruppenspiele aus. Laut Mitteilung hat sie sich im Abschlusstraining eine Wadenverletzung zugezogen. "Ich wollte dies mit allen teilen, damit es keine Ablenkung von dem gibt, was wir hier erreichen wollen", schrieb Kerr. Die medizinische Abteilung des Nationalteams werde den Gesundheitszustand der Chelsea-Stürmerin nach dem zweiten Gruppenspiel gegen Nigeria am 27. Juli neu bewerten, betonte der Verband eine Stunde vor Spielbeginn.
Favorit Australien, Außenseiter Irland
Ob die Partie auch sportlich das wird liefern können, was der imposante Rahmen verspricht? Das australische Team wird vor allem spieltechnisch erheblich stärker eingeschätzt als WM-Debütant Irland. Verteidigerin Alanna Kennedy gab sich kurz vor dem ersten Turnierauftritt selbstbewusst: "Wir sind nicht nur eine starke Mannschaft, sondern auch technisch und taktisch solide", sagte sie.
Im September 2021 kassierte Australien gegen Irland in einem Test in Dublin eine 2:3-Niederlage - für Kennedy kein Grund zur Sorge: "Damals hatten wir ein großes Turnier hinter uns, holten neue Spieler und spielten auch einen anderen Spielstil - einfach ein ganz anderer Zeitpunkt damals." Sie findet: "Natürlich sind wir im Moment als Kollektiv eine viel konstantere Mannschaft, und das ist es, was wir wollen, um in das bisher größte Turnier zu gehen."
Sam Kerr - eine Legende
Der Ausfall von Sam Kerr zum Start ist für das Team zweiellos der Worst Case. Die beinahe schon legendäre australische Stürmerin erzielte bei der Weltmeisterschaft 2019 in vier Spielen fünf Tore, darunter vier Treffer gegen Jamaika. Seitdem hat sie mit ihren Torjägerqualitäten nicht nachgelassen.
Die Angreiferin vom FC Chelsea hat die meisten Tore in der englischen Women's Super League (WSL) seit Anfang Januar 2020 geschossen und in 67 Spielen 54 Treffer erzielt. Nachdem sie zwei Jahre lang die Torschützenliste in England angeführt hatte, belegte sie zuletzt in der Saison 2022/23 mit zwölf Toren den vierten Platz und verhalf Chelsea zum sechsten Meistertitel. Nun hofft sie auf ein Comeback bei der WM in ihrem Heimatland.
Irland setzt auf Körperlichkeit
Australien, trainiert von Tony Gustavsson, einem ehemaligen Co-Trainer der USA, hat mit Spielerinnen wie zum Beispiel Kerr und deren Sturmpartnerin Caitlin Foord (Arsenal) sicherlich die höhere individuelle Qualität zu bieten.
Allerdings darf Irland nicht unterschätzt werden. Die Irinnen, trainiert von der Niederländerin Vera Pauw, spielen zum Großteil in der englischen Top-Liga. Mit Katie McCabe haben sie eine Kapitänin und Anführerin, die sozusagen die irische Schlagzahl klassisch vorgibt.
Katie McCabe - Königin der Gelben Karten
McCabe - in Irlands Hauptstadt Dublin in einfachen Verhältnissen mit neun Geschwistern groß geworden - spielt wie Foord für Arsenal. Allerdings nicht jedes Wochenende. Denn im Schnitt kassiert sie in der WSL die meisten Gelben Karten aller Spielerinnen und muss manchmal gesperrt aussetzen.
Entsprechend forderte die 27-Jährige jüngst ernsthaft die Abschaffung des gelben Kartons: "Ich denke, Fußball ist ein körperliches Spiel und Körpereinsatz sollte nicht derartig bestraft werden."
Niamh Fahey: "Wir haben keinen Druck"
Die Irinnen, die kürzlich selbst ein Testspiel gegen Kolumbien wegen zu harter Gangart der Gegnerinnen abbrachen, werden Australien mit ihrer physischen Spielweise zu bekämpfen versuchen.
Das kündigte auch Niamh Fahey an. Die 35-jährige Verteidigerin vom FC Liverpool hat dabei auch keine Angst vor dem massiven Australien-Support von den Rängen: "Die große Kulisse wird uns nur noch mehr anspornen. Wir haben keinen Druck. Und wenn der Ball rollt, werden wir alles reinwerfen, um Australien zu schlagen."
- Spiele gegeneinander: erster Vergleich
- FIFA-Ranking: Australien Platz 10, Irland Platz 22
- bestes WM-Ergebnis: Australien - Viertelfinale 2007, 2011, 2015; Irland noch ohne WM-Spiel
- Fun Fact: Stürmerin Mary Fowler hat einen irischen Vater. Ihre Geschwister Caoimhin und Ciara spielten in ihrer Jugend für Irland.