WM-Aus gegen Schweden Topfavorit Japan draußen - wie konnte das passieren?
Japan spielte bei der Frauen-WM lange stark auf - und flog dann im Viertelfinale durch eine 1:2-Niederlage gegen Schweden raus. Wie war das möglich? Und wie geht es mit dem Trainer weiter?
Für die "New York Times" war Japan das "stärkste verbliebene Team im Turnier", in der spanischen Sportzeitung "As" galt die "Nadeshiko" als "nicht zu stoppen". In den WM-Power-Rankings des englischen "Guardian" thronte Japan klar auf Nummer 1, das deutsche Fachmagazin "kicker" schrieb bereits über "Japans Titeltraum", und auch auf sportschau.de war zu lesen: "Titelfavorit Japan - erst übersehen, jetzt unübersehbar".
Tränen bei Kumagai und Hamano
Das allerdings war vor dem Viertelfinale. Nach den unerwartet verlaufenenen 90 Minuten gegen Schweden flossen dann jedoch Tränen bei den Japanerinnen. Zum Beispiel bei Kapitänin Saki Kumagai. Die 33-jährige frühere Münchnerin spielte ihr letztes WM-Turnier. "Ich wäre gerne länger Teil dieses Team geblieben", sagte die Weltmeisterin von 2011 nach der Niederlage gegen Schweden.
Ebenfalls Tränen vergoss das Toptalent Maika Hamano. Die 19-Jährige hatte wie zahlreiche ihrer Teamkolleginnen ihre erste WM gespielt. Nach dem Aus wurde sie von den beiden Schwedinnen Jonna Andersson und Madelen Janogy getröstet, mit denen sie in Hammarby in der schwedischen ersten Liga zusammenspielt.
Ikeda: "Die Taktik war der Schlüssel"
Der WM-Top-Favorit überraschend ausgeschieden - wie war das möglich? "Wir haben kaum den Ball gehabt, vor allem in der ersten Halbzeit. Ich bin so selten an den Ball gekommen wie in keinem Spiel zuvor bei dieser WM", analysierte Kumagai nach dem Spiel. Japan-Trainer Futoshi Ikeda sagte: "Die Taktik war der Schlüssel" - und er erklärte: "Die Schwedinnen waren nicht nur körperlich groß, sie waren auch besser in den Zweikämpfen."
In der Tat: Japan agierte vor allem in der ersten Halbzeit oft zu passiv. Die im bisherigen Turnierverlauf häufig gelobte Anpassungsfähigkeit an den Gegner und die besondere taktische Variabilität wurde erst in den letzten 25 Minuten deutlich, als Japan Schweden mit elf Torschüssen unter Druck setzte.
"Weitere junge Spielerinnen integrieren"
"Unsere Spielerinnen haben bis zuletzt gekämpft. Sie haben alles gegeben und können mit erhobenem Haupt aus dem Turnier gehen", zog Ikeda trotz des bitteren Ausscheidens eine positive Turnierbilanz. "Ich bin stolz."
Der Coach, der im vergangenen Jahr mit der U20 Japans Vizeweltmeister geworden war und nun mit einer Mischung aus vielen jungen und ein paar erfahrenen Spielerinnen auch in Neuseeland und Australien lange überzeugen konnte, blickte bereits in die Zukunft: "Wir haben Japan wieder auf die Weltbühne gebracht. Die jungen Spielerinnen haben gezeigt, dass sie bestehen können. Wir werden uns jetzt auf die Olympia-Qualifikation 2024 konzentrieren. Und wir werden weitere junge Spielerinnen integrieren."
Coach Ikeda soll bleiben
Während einige ältere Spielerinnen wie Kumagai die Auswahl wohl verlassen werden, steht die Zukunft des Trainers dagegen wohl bereits fest: "Wir wollen Futoshi Ikeda auf jeden Fall behalten. Er soll das Team zum nächsten Turnier führen", sagte Norio Sasaki, der Chef des japanischen Fußballverbandes, zur Zukunft des 52-jährigen Coaches. "Er soll das Team im Oktober und November bei der zweiten asiatischen Qualifikationsrunde für Paris betreuen".
Hayashi: "Werden noch Titel gewinnen"
Und Honoka Hayashi, die gegen Schweden den 1:2-Anschlusstreffer erzielte, klang fast schon trotzig: "Heute sind wir ausgeschieden. Aber später einmal, da werden wir die noch Titel gewinnen."