Diskussionen im DFB-Pokal Ohne VAR ist anscheinend auch blöd
Der Videobeweis sorgt in der zweiten DFB-Pokalrunde wieder für Diskussionen, aber anders. Statt kritisiert zu werden, wird er plötzlich mancherorts vermisst.
Für die Kritiker des Videobeweises sind die ersten beiden Runden des DFB-Pokals eine Wohlfühloase. Die Duelle finden ohne die VAR-Technik statt, was bedeutet: Die Entscheidung des Schiedsrichters gilt. Ohne Zweifel, ohne Unterbrechung. Wenn ein Tor fällt, darf gejubelt und gejammert werden, ohne die Befürchtung, dass alles doch noch anders kommt. Wie früher.
Allerdings fehlt dann eben auch die Möglichkeit einer Korrektur - und das hat am Dienstag bei mehreren Spielen der zweiten DFB-Pokal-Runde für Aufregung gesorgt. Zum Beispiel in Stuttgart, wo Schiedsrichter Daniel Schlager dem 1. FC Kaiserslautern einen Elfmeter zusprach, obwohl das vorherige Foul knapp außerhalb des Strafraums stattgefunden hatte.
Schlager gestand den Fehler ein und sagte bei "Sky": "Es ist heute ein Spiel gewesen, bei dem ich mir den VAR gewünscht hätte."
Kiels Rapp freut sich auf den Video-Schiedsrichter
Zum Beispiel auch bei der Partie 1. FC Köln gegen Holstein Kiel, wo es mehrere strittige Szenen gab und Kiels Trainer Marcel Rapp am Ende sagte: "Ich freue mich jetzt auf das Wochenende, dann gibt es wieder einen Video-Schiedsrichter."
Das Konstrukt, das wegen seiner Fehleranfälligkeit ständig in der Kritik steht, ist nun also heiß ersehnt? Sein Fehlen sorgte auch beim Topspiel zwischen dem VfL Wolfsburg und Borussia Dortmund für Diskussionen. Aufhänger war die Gelbe Karte für Dortmunds Felix Nmecha, der bei einem Übersteiger den Wolfsburger Patrick Wimmer zwar unabsichtlich, aber heftig mit offener Sohle am Unterschenkel getroffen hatte.
Unsicherheit ohne VAR?
"Heute ohne VAR, aber normalerweise ist das eine klare Rote Karte", sagte Wolfsburgs Trainer Ralph Hasenhüttl im Ersten. Sportschau-Moderator Alexander Bommes verwies auf weitere Szenen. "Man hat das Gefühl, dass ein bisschen Unsicherheit ist ohne den Video-Assistenten, in allen Bereichen: Spieler, Trainer, Schiedsrichter selbst."
Hasenhüttl stimmte zu, "vor allem bei Standardsituationen, bei seitlichen Freistößen, wenn wir auf der Linie verteidigen". Solche Situationen seien von der Seite aus kaum überblickbar. Da habe er ein mulmiges Gefühl, wenn man wisse, da sei kein VAR, sagte Hasenhüttl.
Sportschau-Experte Bastian Schweinsteiger wies zudem darauf hin, dass man sich als Team taktisch umstellen müsse, wenn in den ersten Pokalrunden der VAR fehlt. "Man muss sich in gewissen Situationen anders verhalten, weil der VAR dir schon einen Schutz gibt."
Hoher Aufwand für VAR-Technik
Bereits seit der Saison 2017/18 gibt es den Video-Assistenten in der Bundesliga, die 2. Bundesliga führte ihn zwei Jahre später ein.
In den ersten beiden DFB-Pokal-Runden finden die Spiele oft in Stadien von Dritt- oder Viertligisten statt, in denen die Voraussetzungen für den Einsatz der Videotechnik noch aufwändig geschaffen werden müssten. Wegen des personellen und organisatorischen Aufwandes und letztlich der hohen Kosten setzt der DFB den VAR erst ab dem Pokal-Achtelfinale ein.
Auch darüber dürfte nun weiter diskutiert werden, Stuttgarts Sportvorstand Fabian Wohlgemuth machte den Anfang. Mit Blick auf die falsche Elfmeterentscheidung pro FCK sagte er: "Möglicherweise ist der Effekt des fehlenden VAR auch der, dass man da nicht mehr ganz so genau hinguckt." Er halte einen früheren Einsatz der Technik im Pokal für sinnvoll, "weil sich alle mit diesen Rahmenbedingungen arrangiert haben".