Ist das die Wende für den FC? Pokal-Therapie für den 1. FC Köln gegen Holstein Kiel
In der Liga läuft es für den 1. FC Köln nicht, dafür aber im DFB-Pokal. Der Zweitligist setzte sich in der zweiten Runde dank seiner Kaltschnäuzigkeit und guten Defensive gegen Bundesligist Holstein Kiel mit 3:0 (1:0) durch. Die Tore erzielten Tim Lemperle (8. Minute) und Luca Waldschmidt (83./90.+7).
Vier Tage vor dem Pokalspiel der Kölner gegen Kiel waren sie noch mit Pfiffen und weiteren Unmutsbekundungen "verabschiedet" worden. Der Bundesliga-Absteiger hatte zuvor erneut enttäuscht, gegen den SC Paderborn (1:2) verloren und für die nächste Episode eines ohnehin schon schwachen Saisonstarts in der 2. Liga gesorgt.
"Der Sieg tut uns gut. Jeder wusste, dass hier Druck auf dem Kessel war. Für uns war es wichtig, diesmal eine saubere Leistung hinzulegen, den Teamgeist wieder zu entwickeln und eine gute Energie ins Spiel zu bringen", sagte FC-Trainer Gerhard Struber im Sportschau-Interview. "Es geht jetzt darum, eine Konstanz reinzubringen und uns an unser Leistungslimit zu pushen. Entscheidend ist, dass wir das auch so in der Liga bringen."
Lemperle sorgt für gute Stimmung in Köln
Doch gegen den Aufsteiger ins Oberhaus war es eben nicht der Ligaalltag, sondern Pokal. Die Frage war nur: Verändert das irgendwas? Personell war die Antwort: Ja. Der umstrittene Trainer Struber gab Marvin Schwäbe erstmals in dieser Saison die Chance, sich mal wieder auf dem Platz zu präsentieren.
Eigentlich nichts Außergewöhnliches, dass Ersatztorhüter im Pokal solche Gelegenheiten bekommen, das Torwartthema war in Köln im Sommer allerdings ein Großes - und Schwäbe jemand, der eigentlich gar nicht mehr da sein wollte, weil er nur die Nummer zwei hinter Jonas Urbig ist.
Doch zunächst stand nicht der FC-Keeper im Fokus, sondern seine Vorderleute - denn die brachten schon nach kurzer Zeit die Freude zurück in die Arena. Schon in der achten Minute ging Köln nämlich in Führung. Leart Pacarada flankte in die Mitte und dort setzte sich Lemperle robust - aber auch viel zu einfach - gegen Max Geschwill durch, köpfte das 1:0 für die Gastgeber.
Schwäbe und Dankert im Rampenlicht
Wenig später musste Schwäbe erstmals einschreiten, Finn Porath gab ihm mit einem unplatzierten Schuss aber eine eher dankbare Aufgabe, um sich wieder an seine Tätigkeit zu gewöhnen (15.). Die fehlende Spielpraxis war ihm jedoch bei der ersten Kieler Ecke anzumerken, als es beinahe gefährlich wurde, nachdem Schwäbes Faustabwehr verunglückte (19.). Bei einem Freistoß von Marvin Schulz hatte er dann Glück, dass der Ball sein Tor knapp verfehlte (29.).
Dann geriet Schiedsrichter Bastian Dankert in den Mittelpunkt. Ein sehr hartes Foul von Marvin Gigovic bestrafte er mit einer Gelben Karte (37.), dabei traf Gigovic den Kölner Kapitän Timo Hübers auf Knöchelhöhe mit der offenen Sohle. Hätte es den Videobeweis gegeben (erst ab der dritten Pokalrunde), wäre der Kieler Mittelfeldspieler wohl vom Platz geflogen.
Anschließend hatten die Gastgeber Glück, als sich Schulz gegen Dejan Ljubicic durchsetzte und den Ausgleich erzielte, Dankert aber schon auf Stürmerfoul entschieden hatte, ehe der Ball im Tor landete (39.). In diesem Fall war es aber keine Fehlentscheidung. Es blieb also beim 1:0 bis zur Pause. Auch, weil Linton Maina eine gute Chance für Köln vergab (43.) und Schwäbe einen Distanzschuss von Finn Porath abwehren konnte (45.+2).
Viel Leerlauf zunächst nach der Pause
Die erste Halbzeit war schon nicht unbedingt etwas für Fußball-Feinschmecker - wohl auch wenig verwunderlich bei einem kriselnden Gastgeber und Gästen, die noch ohne Ligasieg sind - und auch nach der Pause war es zunächst ziemlich zäh. In der Liga hatte es Köln in den vergangenen Wochen immer wieder fertiggebracht, eigene Führungen zu verspielen, aber diesmal stellte Kiel die eigentlich so wackelige FC-Defensive kaum auf die Probe.
Der Bundesligist agierte viel zu harmlos, hatte nicht mehr als Halbchancen. Erst in der 73. Minute hatte Gigovic eine große Möglichkeit, seinen Schuss konnte Hübers aber gerade noch neben das Tor abfälschen. Köln beschränkte sich derweil auf das Verteidigen des Vorsprungs und verzichtete fast gänzlich auf eigene Offensivaktionen.
Machino verpasst Ausgleich, Waldschmidt trifft traumhaft
In der Schlussphase gewann das Spiel dann doch wieder deutlich an Temperatur. Nach einem Eckball kam Shuto Machino völlig frei zum Kopfball, setzte ihn aber nur an die Latte (82.), nur Zentimeter fehlten zum Ausgleich der Kieler.
Doch dann hatte Waldschmidt die nötige Präzision in seinem starken linken Fuß und entschied die Partie mit einem Traumtor. Aus 16 Metern schlenzte der Kölner Stürmer den Ball wunderbar in den Winkel (84.). In der Nachspielzeit erzielte Waldschmidt auch noch das Tor zum 3:0-Endstand.
Köln am Samstag bei Hertha, Kiel am Samstag gegen Heidenheim
Von den vergangenen sechs Pflichtspielen hatte der FC nur eines gewinnen können - und jetzt gab es wieder Jubelstimmung, nachdem die Laune wenige Tage zuvor noch auf dem Tiefpunkt war.
Am kommenden Samstag (02.11.2024, ab 20.30 Uhr live in der Radio-Reportage und im Ticker bei der Sportschau) gilt es für das Struber-Team allerdings, die Pokalform auch in der Liga zu bestätigen, da reisen die Kölner nach Berlin zu Hertha BSC. Kiel kämpft in der Bundesliga gegen den 1. FC Heidenheim um den ersten Sieg (Samstag, 15.30 Uhr, live in der Radio-Reportage und im Ticker bei der Sportschau).