Traum von Wembley lebt BVB-Sieg gegen PSG - schwarz-gelbe Malocher
Borussia Dortmund ist in der Champions League nur noch einen Schritt vom Finale in Wembley entfernt. Gegen Paris St. Germain musste sich der BVB das Glück auch erkämpfen - im wahrsten Sinne des Wortes.
Als sich Niclas Füllkrug in der 36. Minute für sein goldenes Tor zum 1:0-Sieg gegen Paris St. Germain feiern ließ, hatte Karim Adeyemi schon drei Momente hinter sich, in denen ihn seine Mitspieler und die Fans von Borussia Dortmund hochleben ließen. In drei Situationen war der Außenstürmer über zig Meter im Vollspurt nach hinten geeilt und gewann schließlich den Zweikampf gegen seinen Gegenspieler in der Nähe des eigenen Strafraums.
"Wir wollten ein enges Spiel haben, das haben wir kreiert. Anders ist es für uns nicht möglich als Borussia Dortmund, wenn wir gegen Paris spielen", sagte Trainer Edin Terzić, der seine Mannschaft dafür lobte, "widerstandsfähig" gewesen zu sein, aber auch "mutig beim Herausspielen".
Dortmund überrennt Paris
Auf der Anzeigetafel mag die Tat von Füllkrug die entscheidende sein, das Ergebnis wäre aber nicht möglich gewesen ohne den Einsatz, den die gesamte BVB-Mannschaft zeigte, und für den Adeyemi das Paradebeispiel war.
Und da lügen dann auch Statistiken nicht: Dortmund lief zehn Kilometer mehr als das Pariser Starensemble, Arbeit besiegte Schönheit, die BVB-Malocher die PSG-Künstler. Weil jeder einzelne Spieler einen Kilometer mehr abspulte als sein Gegenspieler.
"Das ist eine Hausnummer", sagte Mats Hummels, der von der UEFA zum besten Spieler des Matches gewählt wurde, bei "DAZN". "Aber das müssen wir auch gegen diesen Gegner. Das war eine klasse geschlossene Mannschaftsleistung, wo jeder dem anderen geholfen hat, um seine Leistung zu zeigen. Das war ein sehr erwachsenes und reifes Spiel von uns."
Hummels führt das Borussia-Bollwerk an
Hummels selbst war auch mit zahlreichen Grätschen und perfekt gesetzten Tacklings gegen Ausnahmestürmer Kylian Mbappé ein großer Faktor. Wenn der Franzose, der in dieser Saison bereits 43 Pflichtspieltore erzielt hat, gefährliche Aktionen hatte, musste er zuvor auf die Außen ausgewichen sein, um dem so stark verteidigenden Hummels zu entkommen.
Doch nicht nur der 35-Jährige machte das Zentrum zum BVB-Bollwerk, an seiner Seite überzeugte Nico Schlotterbeck, der obendrein auch noch den Füllkrug-Treffer mit einem tollen langen Pass vorbereitete. Und außerdem noch mehrere Spieler, die an diesen Stellen gar nicht so oft zu finden sind. Emre Can fungierte immer wieder als dritter Innenverteidiger, manchmal war es aber auch Marcel Sabitzer. Und auf den Außen mutierte plötzlich sogar mal Jadon Sancho zum Verteidiger.
Wichtiger Kehl-Moment in Madrid
Der BVB, der durch den Hinspielsieg sicher als Bundesliga-Fünfter für die nächste Champions-League-Saison qualifiziert ist, bestätigte den Eindruck der bisherigen Saison: Wenn die Mannschaft von Trainer Edin Terzic die Lust am Kämpfen für sich entdeckt, ist sie in der Lage, jeden Gegner zu schlagen.
Im Viertelfinale hatte Dortmund im Hinspiel bei Atletico Madrid diese Tugenden noch nicht für sich entdeckt und ließ sich vom Gegner niederrennen. Dann gab es diesen Moment, in dem sich Sportdirektor Sebastian Kehl an der Seitenlinie mit Atletico-Trainer Diego Simeone in die Haare kriegten - der Funke sprang ganz offensichtlich auf die Mannschaft über.
Auch gegen Paris war aber nicht alles nur kämpfen, grätschen, laufen - der BVB zeigte auch wieder, dass er große Stärken am Ball hat, er hätte auch noch mehr Tore erzielen können. Doch er brauchte auch in der zweiten Halbzeit in vielen Situationen das Glück. Beim doppelten Pfostentreffer von Mbappé und Achraf Hakimi (51.), der Glanzparade von Gregor Kobel gegen Ousmane Dembélé (72.) oder dessen freiem Schuss aus elf Metern über das Tor (80.).
"Nur noch 90 Minuten von Wembley entfernt"
Der BVB erkämpfte sich aber dieses Glück, es flog ihm nicht einfach so zu. Siegtorschütze Füllkrug gab zu, dass seine Mannschaft "viel gelitten" habe. "Wir sind jetzt nur noch 90 Minuten von Wembley entfernt", fügte er hinzu.
Mit einem 1:0-Vorsprung reisen die Dortmunder in der nächsten Woche nach Paris, der Sturmlauf von Mbappé und Co. startet da aufs Neue, der BVB muss wieder leiden, um diesen letzten Schritt ins Finale zu gehen.
Dieses Leiden wird übrigens nicht nur mit sportlichem Erfolg belohnt, sondern auch mit dem Höchstmaß an Anerkennung wie im Falle Adeyemi. Der wurde im Hinspiel nach 82 Minuten ausgewechselt und bekam vom gesamten Stadion stehende Ovationen.