Achtelfinale der Champions League Ärgert Ex-Trainer Bosz den BVB?
Im Achtelfinale der Champions League trifft Borussia Dortmund auf Eindhoven und damit auch auf seinen ehemaligen Trainer Peter Bosz. Unter ihm sorgt die PSV in den Niederlanden mit offensivem Vollgas-Fußball gerade für Furore.
Die Fans von Borussia Dortmund verbinden mit Peter Bosz wohl vor allem ein Spiel. Im November 2017 lag der BVB unter dem niederländischen Trainer in der Bundesliga gegen den FC Schalke 04 zur Pause mit 4:0 vorne und spielte am Ende nur 4:4. Kurze Zeit später wurde Bosz in Dortmund entlassen, deshalb ist er dort auch nicht in allzu guter Erinnerung.
Als die Dortmunder im Dezember des vergangenen Jahres bei der Auslosung zum Achtelfinale der Champions League die PSV Eindhoven als Gegner erwischten, da war die Erleichterung groß. Natürlich habe man Respekt, hieß es vonseiten des BVB, doch insgeheim ging man wohl schon damals von einem machbaren Los aus. Die deutsche Bundesliga gilt schließlich gemeinhin als stärker als die niederländische Eredivisie. Und der Trainer des Klubs aus Nordbrabant heißt - man ahnt es schon - Peter Bosz.
Kein Selbstläufer für Dortmunder
Am Dienstag (ab 21 Uhr im Audio-Livestream bei sportschau.de) geht es nun zum Hinspiel nach Eindhoven. Doch ein Selbstläufer wird das Achtelfinale für die Schwarz-Gelben wahrlich nicht. Das liegt an - genau - Peter Bosz. Der 60-Jährige trainiert seit vergangenem Sommer die PSV. Und schon in seinem ersten Jahr steuert der Nachfolger vom ehemaligen Weltklasse-Stürmer Ruud van Nistelrooy geradewegs auf den ersten Meistertitel seit sechs Jahren zu.
In der Eredivisie ungeschlagen
In der Eredivisie ist Eindhoven ungeschlagen und gewann 20 der 22 Saisonspiele. Torverhältnis - 70:10. Zehn Punkte beträgt das Polster auf den Zweiten Feyenoord Rotterdam. In der Königsklasse behauptete sich das Team in einer Gruppe mit dem FC Arsenal, dem FC Sevilla und RC Lens und wurde mit nur einer Niederlage in London Zweiter hinter den "Gunners".
Mit 17 Start-Siegen in Serie stellte die PSV zudem den eigenen Rekord aus der Saison 1987/88 ein. Damals standen noch Größen wie Ronald Koeman, Sören Lerby und Wim Kieft auf dem Platz. Hans van Breukelen hütete das Tor und an der Seitenlinie stand Trainerlegende Guus Hiddink. Eine schmerzhafte Niederlage gab es allerdings im Achtelfinale des niederländischen Vereinspokals, wo die PSV mit 0:1 in Rotterdam gegen Feyenoord verlor.
Eindhoven mit breiter Brust
Da verwundert es nicht, dass die Niederländer die Borussia aus Dortmund mit breiter Brust empfangen. Der BVB hat sich zwar in der Champions League in der "Todesgruppe" mit Paris Saint-Germain, der AC Mailand und Newcastle United durchgesetzt, läuft in der Liga mit teils überschaubaren Leistungen aber der Musik hinterher.
Eindhoven unter Bosz dagegen, das ist vor allem offensiver Vollgas-Fußball mit einer hochstehenden Verteidigung, Mut und Risikobereitschaft. Die Abwehr mit den offensiven Außenverteidigern Sergino Dest und Jordan Zeze ist eingespielt, Jerdy Schouten zieht als Sechser die Fäden, Joey Veerman ist die Schaltzentrale im Mittelfeld. Die Flügelspieler Johan Bakayoko und Noa Lang sind blitzschnell unterwegs, und dann ist da ja noch der frühere Mönchengladbacher Luuk de Jong. 27 Tore in 34 Pflichtspielen hat er in dieser Saison schon gemacht.
27 Pflichtspieltore für die PSV: Luuk de Jong
Bosz in Dortmund einst gescheitert
Mit seinem kompromisslosen Vollpressing-Ansatz war Bosz in Dortmund seinerzeit gescheitert. Der Niederländer folgte 2017 auf Thomas Tuchel, musste aber nach nur 24 Spielen schon wieder gehen. Nach gutem Start gab es eine Pleitenserie, die ausgerechnet im besagten Ruhrpott-Derby ihren negativen Höhepunkt fand. Wenig später war dann Schluss für Bosz, der auch anschließend bei Bayer Leverkusen und Olympique Lyon nur mäßigen Erfolg hatte.
War BVB-Trainer beim legendären 4:4-Unentschieden gegen den FC Schalke 04: Peter Bosz
"Das ist lange her. Ich versuche, nur auf das Duell zu schauen", sagte Bosz vor dem Achtelfinal-Hinspiel: "Es sind ja auch nicht mehr viele Profis von damals da. Es hat keinen Sinn, zurückzuschauen - was bringt das?" Ein wenig Vorfreude ist aber schon da. "Am meisten freue ich mich auf die Personen, die dort immer noch arbeiten, auf Marco Reus, aber vor allem auf Julian Brandt - den kenne ich aus Leverkusen", sagte Bosz.
Tillman: "Wir wollen auf jeden Fall auch weiterkommen"
In Eindhoven scheint es für Bosz jetzt jedenfalls zu passen. In den Niederlanden finden die Gegner jedenfalls kein Mittel gegen den fulminanten Bosz-Stil. Die Duelle mit dem BVB im Achtelfinale dürfen also als eine Art Reifeprüfung gesehen werden. "Dortmund wird schon sehen, was hier passiert", sagte der frühere Bayern-Spieler Malik Tillman dem "kicker" selbstbewusst: "Wir wollen auf jeden Fall auch weiterkommen."