Überraschender Rücktritt S04 - Schröder-Trennung zeigt Dilemma der Klubs
Schalke 04 trennt sich vom Vorstandsvorsitzenden Bernd Schröder. Der Klub sucht nun einen Nachfolger, der Fußballexpertise mit ökonomischen Kenntnissen vereint. Damit sind die Schalker nicht allein.
Die Nachricht kam überraschend, auch wenn die Personalie schon seit längerer Zeit beim FC Schalke 04 im Gespräch war. Bernd Schröder ist nicht mehr länger Vorstandsvorsitzender bei den "Königsblauen". Das teilte der Klub am Sonntag (30.07.2023) mit. Eine einvernehmliche Trennung, ist von Seiten des Klubs zu vernehmen.
"In den vergangenen Wochen hat es zwischen Aufsichtsrat und Bernd Schröder einen intensiven Austausch über die weitere Zusammenarbeit gegeben. Im Ergebnis steht der Entschluss, eine personelle Neuausrichtung an der Spitze des Vorstands vorzunehmen", sagte S04-Aufsichtsratsvorsitzender Axel Hefer, der gemeinsam mit seinen Kollegen vom Schalker Aufsichtsgremium diese Entscheidung getroffen hat.
Persönliche Identifikation vonnöten
Anhand dieses Schrittes der Schalker wird das derzeitige Dilemma vieler Profi-Fußballvereine deutlich. Wegen ihrer besonderen gesellschaftlichen Rolle benötigen Fußballklubs eine neue Generation von Managern, die sowohl Fußball-Kompetenzen als auch ökonomische Erfahrungen, im Idealfall aus externen Unternehmen, einbringen. Fast schon eine Quadratur des Kreises.
Und im Fall des FC Schalke 04 - aber nicht nur dort - kommt eine weitere Komponente hinzu, die kaum zu unterschätzen sein dürfte. Die persönliche Identifikation mit dem Klub ist besonders vonnöten bei traditionell so emotionalen Klubs wie Schalke. "Man muss unbedingt einen Bezug zum Fußball haben und ein Gefühl dafür entwickeln", ist aus dem Klub zu hören.
Eigene Regeln und Eigenheiten
Auch, weil der Fußball seine eigene Regeln und Eigenheiten vorhält. Die Suche etwa nach einem Hauptsponsor muss mindestens ein Jahr vor der gewünschten Laufzeit beginnen. Nur dann können die interessierten Unternehmen das notwendige Sponsoring- und Werbe-Budget - zumeist in mehrfacher Millionenhöhe - zur Verfügung stellen.
Zudem müssen Aspekte wie Nachhaltigkeit oder spezielle, individuelle Wünsche und Perspektiven berücksichtigt werden. Im Fall der Schalker sprang nun, unmittelbar vor Saisonbeginn und auf den letzten Drücker, eine auf Schalke altbekannte Brauerei aus dem Sauerland kurzfristig für die Dauer eines Jahres ein - und sorgte für große Erleichterung im Klub.
Transformationsprozess im Fußball
Weil von den Verantwortlichen im Marketing offenbar der richtige Zeitpunkt verpasst wurde, eine langfristige Partnerschaft mit einem neuen Geldgeber einzugehen. Das kostet den Klub Geld, weil die Einnahmen wegen der Hilfsaktion wohl niedriger ausfallen als ursprünglich geplant. Die Rede ist im Fall von Schalke von drei Millionen Euro anstatt der geplanten fünf Millionen Euro.
Der Profifußball befindet sich mehrheitlich in einem Transformationsprozess von einer paternalistischen Führung, wo ein einziger Geldgeber oder ein einziger Präsident weitreichende Entscheidungen trifft, hin zu einem modernen Unternehmen, wo Manager Hand in Hand an (Vereins-)Zielen arbeiten. Entsprechend hoch sind die Anforderungen an die Mitarbeiter und vor allem an das Management.
In diesem Zyklus befindet sich auch der Ruhrgebietsklub aus Gelsenkirchen seit einiger Zeit. Der Abstimmungsprozess läuft in vielfacher Hinsicht, was an der Personalie Bernd Schröder deutlich wird. Hin und wieder müssen die Klubs ihr Ziel neu schärfen.