Frauen-Finale bei den Australian Open Madison Keys: Schafft die Unvollendete die späte Krönung?
Über welch große Fähigkeiten Madison Keys verfügt, hat sie bei diesen Australian Open gezeigt. Die US-Amerikanerin trifft nun im Finale auf Aryna Sabalenka. Eine Chance hat sie nur, wenn sie sich auch selbst besiegt.
Dass solch ein Tag für jede professionelle Ternnisspielerin besonders ist, liegt auf der Hand: Ein Einzug in das Frauen-Finale der Australian Open ist schließlich nicht alltäglich. Und für Madison Keys schon mal gar nicht.
Nicht zuletzt deshalb fiel sie nach ihrem verwandelten Matchball im nervenaufreibenden Halbfinale (5:7, 6:1 7:6) gegen die haushohe polnische Favoritin und Weltranglistenzweite Iga Swiatek auf ihre Knie - und konnte ihr Glück nicht fassen.
Großes Versprechen in den USA
Die US-Amerikanerin gilt schließlich als die Unvollendete. Mit 14 Jahren hatte sie bereits ihr erstes Profimatch gewonnen, galt als großes Versprechen des US-Tennis. Mittlerweile ist sie 29 Jahre alt und derzeit nur die Nummer 14 in der Welt.
Keys hat durchaus eine große Karriere hingelegt. Ein paar gewonnene Turniere hat sie auf ihrer Agenda stehen. Aber: Einen Grand-Slam-Titel, der Traum jeder Spielerin, hat sie noch nie gewonnen. Es fehlt die Krönung. Und das hat offenbar Gründe.
Alles anders gegen Swiatek
Sie war schon oft sehr nah dran. Sieben Mal erreichte sie ein Halbfinale eines Major-Turniers, einmal stand sie auch schon im Finale der US Open (2017), das sie nahezu chancenlos gegen ihre Landsfrau Sloane Stephens verlor.
Immer wenn es es um die Wurst ging und es eng wurde, verließ sie der Mut, die Nerven spielten nicht richtig mit. Plötzlich verschwand das Selbstvertrauen und wohl auch ein bisschen das Glück. Es war zum Verzweifeln. Aber dieses Mal war alles anders.
Schließlich hatte Keys dieses Mal das Kunststück geschafft, den entscheidenden Champions-Tiebreak nach dauerhaftem Rückstand zu drehen und am Ende hauchdünn mit 10:8 für sich entschieden.
Kampf gegen sich selbst
"Oh, mein Gott. Fühlt sich schon anders an, die zu sein, die am Ende gewinnt“, sagte Keys nach dem großen Erfolg gegen Swiatek - offenbar von sich und ihrer plötzlichen mentalen Stärke selbst überrascht.
Ein Satz, der einen tiefen Einblick in ihr Innenleben zulässt - und wie sehr sie unter diesem Umstand zu leiden schien. Sie hat mit diesem spektakulären Erfolg gegen Swiatek auch den Kampf gegen sich selbst gewonnen.
Gegen Aryna Sabalenka, die unangefochtene Weltranglistenerste, ist Keys wieder eindeutige Außenseiterin. Beide werden wohl wieder so fest auf die Kugel einschlagen, wie sie nur können. Weder die Belarusin noch die US-Amerikanerin spielen typisches Frauen-Tennis. Sie strotzen beide nur so vor Kraft.
Keys muss es noch einmal gelingen, ihre innere Angst zu besiegen. Dann hat sie eine echte Chance, ihre Karriere zu krönen