Eintracht Frankfurt und Co. Massenschleichen in Richtung Europa
Von einem Endspurt um die Plätze im Europapokal zu sprechen, wäre verwegen. Dazu müssten die Kandidaten erstmal ans Laufen kommen. Eintracht Frankfurt bewegt sich seit Monaten nicht.
Am 16. Spieltag, vier Tage vor Heiligabend, sah es lange so aus, als würde Eintracht Frankfurt mies gelaunt in die Winterpause starten. Dabei waren doch kurz vorher die Bayern mit 5:1 aus dem ehemaligen Waldstadion gejagt worden. Es folgte ein 0:3 bei Bayer Leverkusen, das noch einkalkuliert gewesen sein mag, aber zum Abschluss des Kalenderjahres sollte es doch bitte ein Heimsieg gegen Borussia Mönchengladbach sein.
Als Aurélio Buta in der zweiten Minute der Nachspielzeit das 1:1 erzielte, waren die Fans der Eintracht halbwegs versöhnt. Nachdem Robin Koch fünf Minuten später sogar das 2:1 ins Netz stocherte, kochte das Stadion, Weihnachten war gerettet, Träume von der Champions League reiften.
Ein Leben auf dem sechsten Platz
Die Hessen waren auf den sechsten Tabellenplatz geklettert, die Dortmunder, die am Abend zuvor nur 1:1 gegen den Abstiegskandidaten 1. FSV Mainz 05 gespielt hatten, waren nur drei Punkte weg, die ebenfalls leicht wackligen Leipziger auf dem vierten Platz auch nur sechs. Zudem begann schon bald die Transferperiode, in der Schwachstellen des Kaders ausgemerzt werden konnten.
Mehr als vier Monate später ist die Eintracht immer noch Sechster. Sie kennt im Jahr 2024 keinen anderen als den sechsten Tabellenplatz, sie hat sich dort eingenistet und träumt immer noch ganz leise von der Champions League. Der fünfte Platz ist inzwischen zwar 15 Punkte entfernt, aber Borussia Dortmund kann noch die Champions League gewinnen. Dann wäre auch der Bundesligasechste nächste Saison in der prächtigsten aller europäischen Ligen vertreten.
Es würde zur Saison der Eintracht passen, dass sie mit wenig eigenem Zutun den Weg an die bald noch heftiger sprudelnde Geldquelle findet.
In der Tabelle der Rückrunde belegt die Eintracht den neunten Platz, und dass sie in der Gesamtwertung noch Sechster ist, liegt daran, dass der SC Freiburg, der nach dem 16. Spieltag auch schon Siebter war, in der Rückrundentabelle nur den 13. Platz belegt.
Kerngruppe holt nur zwei von möglichen 24 Punkten
Frankfurt, Freiburg, die TSG Hoffenheim und der FC Augsburg haben sich in den vergangenen Wochen zu einer Kerngruppe zusammengeschlossen, die in Richtung des Europapokals schleicht. Die vier Mannschaften holten an den vergangenen beiden Spieltagen ohne direktes Duell zwei von 24 möglichen Punkten: Hoffenheim mit einem 1:1 gegen Leipzig, Freiburg mit einem 0:0 beim 1. FC Köln.
So ist die Gruppe der Anwärter auf einen Platz im Europapokal auf sieben Vereine gewachsen. Die drei Klubs, die dazustießen, waren bis zum 32. Spieltag noch Abstiegskandidaten. Nun blicken sie zart nach oben und haben noch Chancen, in die Europa League oder die Europa Conference League einzuziehen.
Eine Spezialtabelle dieser sieben Mannschaften sieht den VfL Wolfsburg vorn, es folgt der Aufsteiger 1. FC Heidenheim, dann kommt Werder. "Wir gehen die verbleibenden zwei Spiele mit Vollgas an. Es ist positiv, dass wir jetzt für etwas und nicht mehr gegen etwas spielen", sagte Bremens Trainer Ole Werner nach dem 2:2 gegen Borussia Mönchengladbach.
Verein | Tore | Punkte | |
---|---|---|---|
1. | VfL Wolfsburg | 7:7 | 9 |
2. | 1. FC Heidenheim | 7:6 | 8 |
3. | Werder Bremen | 8:9 | 8 |
4. | TSG Hoffenheim | 11:12 | 7 |
5. | SC Freiburg | 4:7 | 5 |
6. | Eintracht Frankfurt | 6:12 | 4 |
7. | FC Augsburg | 5:14 | 3 |
Einen ähnlichen Plan hatte vermutlich auch der FC Augsburg. Er verlor jedoch die vergangenen drei Partien, ging zuletzt mit 1:5 bei Borussia Dortmund unter, das für ein "Abschiedsspiel" von Marco Reus alle Feldspieler aus der Startelf genommen hatte, die ein paar Tage vorher in der Champions League gegen Paris Saint-Germain gespielt hatten und das Rückspiel am Dienstag (07.05.2024) noch vor der Brust haben.
Eintracht gewinnt die direkten Duelle
Eintracht Frankfurt reichten vier Punkte aus den vergangenen fünf Spieltagen, um den sechsten Platz mit einem komfortablen Vorsprung von vier Punkten auf den SC Freiburg zu verteidigen. Der Kerngruppe, aus der die Hessen und die Freiburger in der laufenden Saison im Europapokal vertreten waren, scheint die Energie auszugehen.
Dass die Frankfurter es sich auf dem sechsten Platz so bequem machen können, liegt daran, dass sie sich mögliche lästige Verfolger in den direkten Duellen vom Hals hielten. Sowohl gegen Hoffenheim als auch gegen Heidenheim wurden beide Spiele gewonnen, gegen den SC Freiburg immerhin keines verloren.
Verein | Spiele | Tore | Punkte | |
---|---|---|---|---|
1. | Eintracht Frankfurt | 12 | 22:16 | 20 |
2. | FC Augsburg | 12 | 19:21 | 19 |
3. | TSG Hoffenheim | 12 | 23:22 | 18 |
4. | SC Freiburg | 11 | 17:16 | 17 |
5. | VfL Wolfsburg | 12 | 19:18 | 16 |
6. | Werder Bremen | 12 | 19:20 | 12 |
7. | 1. FC Heidenheim | 11 | 16:22 | 11 |
So goss sich die Eintracht auf dem sechsten Platz in Beton. Die 1:5-Niederlage am Sonntag (05.05.2024) gegen Bayer Leverkusen kostete zwar einen Punkt Vorsprung auf den siebten Platz, aber die Freiburger, Hoffenheimer und Augsburger müssten unter Berücksichtigung der Tordifferenzen schon jeweils die beiden restlichen Spiele gewinnen, um Frankfurt mies gelaunt in die Sommerpause zu schicken. Da ist die Chance auf Champions League am Riederwald doch höher.