
Meisterliches Comeback in Stuttgart Leverkusen nutzt Bayern-Vorlage spektakulär spät
Beim VfB Stuttgart findet Bayer 04 Leverkusen lange nicht in die Spur. Trotzdem gelingt in der Schlussphase in Meister-Manier noch der Sieg. Damit verkürzt Bayer in der Fußball-Bundesliga doch noch den Rückstand auf Bayern München.
Am Sonntag holte Leverkusen beim VfB Stuttgart in einem verrückten Spiel ein spätes 4:3 (0:1). Damit beträgt der Rückstand auf die Bayern nach deren Remis bei Union Berlin noch sechs Punkte.
Patrik Schick (90.+4 Minute) drehte mit seinem 17. Saisontor eine Partie, in der es für Leverkusen lange nach der vierten Pflichtspiel-Niederlage in Folge ausgesehen hatte. "Nach dem 3:2 hatte ich schon das Gefühl, dass diese Mannschaft diesen Willen, diesen Wunsch hat, bis zu Ende zu kämpfen", sagte Trainer Xabi Alonso: "Dieser Moment war wichtig für alle, vor allem für die Spieler."
Auch Verteidiger Jonathan Tah machte am Sportschau-Mikrofon "Leidenschaft und Überzeugung" als Faktoren für den nicht mehr für möglich gehaltenen Sieg aus. Ermedin Demivoric (15.), Nick Woltemade (48.) und ein Eigentor von Granit Xhaka (63.) hatten Stuttgart zwischenzeitlich bei einem Gegentreffer von Jeremie Frimpong (56.) mit 3:1 in Führung gebracht.
Doch Piero Hincapie (67.), Angelo Stiller (88.) ins eigene Netz und eben Schick brachten der Werkself nicht mehr für möglich gehaltene drei Punkte ein. Acht Spieltage vor Schluss darf Leverkusen vielleicht doch noch von einem weiteren Meistercoup träumen. Stuttgart, das jetzt fünf Spiele sieglos ist, hat als Zehnter (37 Punkte) weiter keinen richtigen Kontakt zu den Europapokal-Startplätzen. "Wir haben nach den Zwei-Tore-Führung einfach zu schnell die Gegentreffer bekommen", ärgerte sich VfB-Trainer Sebastian Hoeneß im Sportschau-Gespräch. Ansonsten zeigte er sich zufrieden mit dem Auftritt: "Das war sehr leidenschaftlich, sehr geschlossen."
Stuttgart zunächst deutlich griffiger als der Meister
Leverkusen fehlte im Duell mit dem Vizemeister der Vorsaison neben dem verletzten Spielmacher Florian Wirtz vor allem in Halbzeit eins die richtige Spannung im Spiel. Von Anfang an war der VfB Stuttgart zielstrebiger im Spiel nach vorne und griffiger in den Zweikämpfen. Das zeigte sich dann auch beim Führungstreffer der Schwaben. Maximilian Mittelstädt hatte sich auf halblinks den Ball eigentlich zu weit vorgelegt, ging aber nach und gewann den Pressschlag gegen Jonathan Tah.
Über den sehr agilen Woltemade ging der Ball auf halbrechts in den Strafraum zu Jamie Leweling. Dessen Schuss parierte Bayer-Torwart Lukas Hradecky stark. Doch Demirovic war im Nachsetzen gedankenschneller als Hincapie und drückte den Ball zum 1:0 über die Linie.
Enzo Millot mit weiteren guten Chancen für den VfB
Der Treffer gab Stuttgart und dem heimischen Stadion noch mehr Energie. Die Gastgeber feierten jeden gewonnenen Zweikampf, während Leverkusen weiter seinen Rhythmus und die richtige Schärfe suchte. Nach 21 Minuten fand Alex Grimaldo zwar mal mit einer Flanke Schick, doch Leverkusens Torjäger verzog deutlich. Es blieb eine der wenigen Offensivaktionen der Rheinländer. In Durchgang eins kam Bayer 04 auf drei Abschlüsse - keiner davon erreichte das Tor von Alexander Nübel.
Stuttgart war da gefährlicher. Hincapie blockte in höchster Not gegen den durchgelaufenen Enzo Millot (30.) am Fünfer - und in der Nachspielzeit wurde es noch knapper. Erneut war Millot (45.+1) auf Zuspiel von Woltemade frei und scheiterte an Hradecky. Stillers Nachschuss konnte dann Hincapie blocken.
Alonsos Plan A geht nicht auf bei Bayer
Bayer-Trainer Xabi Alonso brauchte Ideen. Sein Plan mit drei Sechsern, von denen Exquiel Palacios noch am ehesten von der Position her den Wirtz-Ersatz gab, ging nicht auf. Aber bei Leverkusen änderte sich nach der Pause erst einmal weder personell noch von der Spielweise her etwas.
Die Quittung dafür gab es schnell. Der quirrlige Millot setzte sich auf links gegen die zu passiven Frimpong und Nordi Mukiele durch. Tah verlor die Orientierung und setzte danach auch nicht nach. Und so konnte Woltemade nach Millots Pass alleine aufs Tor zulaufen und mit einem präzisen Schuss unten links zum 2:0 einnetzen.
Plan B greift bei Leverkusen
Leverkusen brauchte Impulse. Und die gab es. Zuerst auf dem Spielfeld mit Frimpongs Anschlusstreffer zum 1:2. Und kurz darauf brachte Alonso mit Victor Boniface und Amine Adli mehr Offensivkräfte ins Spiel (57.). Die Partie wurde offener und wilder. Durch Leverkusens offensivere Ausrichtung bekam Stuttgart aber auch mehr Raum.
Den nutzte das Team von Trainer Sebastian Hoeneß. Leweling startete bei einem Gegenstoß auf rechts durch, fand in der Mitte Woltemade. Den Versuch aus fünf Metern klärte Hradecky ganz stark, aber genau auf die Brust von Xhaka - von wo der Ball zum 3:1 ins Tor sprang. Leverkusen bemühte sich trotzdem, dem Spiel noch einmal einen anderen Dreh zu geben. Hincapie gelang im Anschluss an eine Ecke das 2:3. Und auf einmal waren die Gäste tatsächlich zurück.
Späte Belohnung für mehr Mut
Leverkusen machte mit seiner breit aufgestellten Offensive Betrieb. Vor allem Boniface sorgte für viel mehr Durchsetzungskraft. Adli (82.) hatte auf Vorlage von Mukiele aus fünf Metern eine Riesenchance. Bayer 04 machte weiter, drückte und belohnte sich. Boniface zog über links in den Strafraum. Seinen eigentlich schlecht angesetzten Schlenzer verlängerte Stiller unglücklich zum 3:3 ins eigene Tor.
Auf einmal wackelte die ganze Partie. Das Alonso-Team entwickelte den Vibe aus der Vorsaison und setzte tatsächlich noch in der Nachspielzeit den entscheidenden Treffer. Frimpong setzte sich auf rechts durch. Seine Flanke drückte Schick am rechten Strafraumreck per Kopf zum 4:3 ins lange Eck. Der Rest waren Jubeltrauben und überbordende Emotionen. Aus einem lange Zeit frustrierenden Abend wurde im Endspurt für Leverkusen vielleicht doch noch ein wichtiger Kick im Meisterschaftsduell mit Bayern München.
Stuttgart nach Frankfurt, Leverkusen gegen Bochum
Für die frustrierten Stuttgarter steht nach der Länderspielpause das nächste Topspiel an. Dann geht es zu Eintracht Frankfurt (29.03.2025, 18.30 Uhr). Leverkusen eröffnet zuvor am Freitagabend (20.30 Uhr) zu Hause gegen den VfL Bochum den 27. Spieltag.