Datenerhebung in der Bundesliga Kimmich, aber auch ein Kieler - die Besten bei Pässen unter Druck
Die Passquoten sind das eine, die Erfolgsquote bei Pässen unter Druck ist aussagekräftiger. Die Bestenliste für die Bundesliga hält an der Spitze keine Überraschungen parat, dahinter aber schon.
Es gab schon vor Jahren Vereine, die scouteten mögliche Neuzugänge vor allem auch auf der Basis von Daten. Wer ist wie häufig am Ball, wer nimmt den Ball wie oft so an, dass er sofort mit dem Gesicht auf das gegnerische Tor blickt, wer hat die beste Passquote, wer gewinnt die meisten Zweikämpfe.
Auf dem Gebiet der Datenerhebung im Fußball ist viel passiert in den vergangenen Jahren. Immer tiefer gehen die Analysen ins Detail, weil die reine Passquote eben sehr wenig über die Qualität eines Spielers sagt. Gehen die Pässe nach hinten zum Innenverteidiger, der nicht angelaufen wird, oder gehen sie nach vorne, um eine Pressinglinie zu überspielen?
Weiteres Kriterium, das deutlich aussagekräftiger ist als die reine Passquote: In welcher Spielsituation befindet sich der Passgeber? Hat er Zeit, hat er Raum? Hat er sogenannten Gegnerdruck? Wird er also bedrängt, von einem, vielleicht sogar von zwei Gegnern? Geht es um ein Kopfballduell? Ist es vielleicht gar ein Mittelstürmer im Luftkampf mit einem Torwart? Zusammengefasst werden die Situationen mit "unter Druck".
Kiels Knudsen mischt unter Spielern von Topklubs mit
Die folgenden Tabellen berücksichtigen Spieler der Bundesliga, die mindestens auf zwei Drittel der möglichen Einsatzzeiten kommen. Die Ergebnisse an der Spitze sind wenig überraschend. Die beste Passquote unter Druck hat Joshua Kimmich vom FC Bayern. Der Kapitän der Nationalmannschaft kommt auf 92,5 Prozent angekomener Pässe in Bedrängnis.
Auch Granit Xhaka von Bayer Leverkusen dürfte in den Top Ten erwartet worden sein. Dass Julian Ryerson von Borussia Dortmund vor ihm liegt, dürfte schon mehr überraschen. Auch dass es mit Magnus Knudsen ein Profi von Aufsteiger Holstein Kiel unter die die besten zehn Spieler schafft, denn die anderen neun spielen bei Klubs, die im Europapokal vertreten sind.
Starke Passquote bei Offensivspielern noch höher zu bewerten
Die Mehrheit der Spieler aus den Top Ten wird meistens in der Abwehr und dem defensiven Mittelfeld eingesetzt. Dort ergibt sich häufiger als weiter vorne die Möglichkeit, unter Druck einen Rückpass zu spielen, vielleicht sogar mit mehreren Anspielpositionen.
Bei Spielern wie Enzo Millot vom VfB Stuttgart und Michael Olise vom FC Bayern ergeben sich solche Optionen seltener, daher ist ihre Quote und ihr Erscheinen in der Top Ten umso höher zu bewerten.
Spieler | Verein | Quote (in %) | Pässe/angekommen |
---|---|---|---|
1. Joshua Kimmich | FC Bayern | 92,5 | 320/296 |
2. Jonathan Tah | B. Leverkusen | 91,3 | 138/126 |
3. Julian Ryerson | Bor. Dortmund | 89,7 | 156/140 |
4. Granit Xhaka | B. Leverkusen | 89,5 | 357/399 |
5. Alphonso Davies | FC Bayern | 88,5 | 234/207 |
6. Enzo Millot | VfB Stuttgart | 88,4 | 275/243 |
7. Magnus Knudsen | Holstein Kiel | 88,3 | 94/83 |
8. Ellyes Skhiri | Eintr. Frankfurt | 87,6 | 170/149 |
9. Pascal Groß | Bor. Dortmund | 87,4 | 182/159 |
10. Michael Olise | FC Bayern | 87,2 | 336/293 |
(Datenbank: Sportec Solutions)
In der Bundesliga gibt es nach 19 Spieltagen 112 Profis, die auf mehr als zwei Drittel der möglichen Einsatzzeit kommen. Die schlechteste Passquote unter Druck weist mit Tim Kleindienst ein Mittelstürmer auf. Für ihn und andere Zentrumsstürmer wie Bochums Philipp Hofmann ergeben sich kaum Situationen ohne Druck des Gegners. Zudem spielen sie ihre Pässe in der Regel in einem Bereich des Spielfeldes, in dem der Gegner mit Macht verhindern will, dass gerade ein Quer- und auch Steilpass ankommen. Insofern sind schwache Quoten bei Angreifern nicht so gravierend für Mannschaften wie bei Defensivspielern.
Bedenklich sind eher schwache Quoten bei Verteidigern. Mit Jonas Föhrenbach und Benedikt Gimber liegen gleich zwei Stammspieler aus der Viererkette des 1. FC Heidenheim auf den hintersten Plätzen. Ähnlich besorgt dürfte Freiburgs Trainer Julian Schuster auf die Statistiken blicken, denn mit Lukas Kübler und Weltmeister Matthias Ginter finden sich auch zwei Abwehrspieler seines SCF unter den zehn Spielern mit den schwächsten Passquoten unter Druck.
Spieler | Verein | Quote (in %) | Pässe/angekommen |
---|---|---|---|
103. Lukas Kübler | SC Freiburg | 65,0 | 117/76 |
104. Loïs Openda | RB Leipzig | 64,9 | 134/87 |
105. Philipp Hofmann | VfL Bochum | 64,7 | 173/112 |
106. Timo Becker | Holstein Kiel | 64,4 | 104/67 |
107. Matthias Ginter | SC Freiburg | 64,0 | 89/57 |
108. Felix Passlack | VfL Bochum | 62,6 | 123/77 |
109. Jonas Föhrenbach | 1. FC Heidenheim | 61,9 | 113/70 |
110. Denis Vavro | VfL Wolfsburg | 60,8 | 51/31 |
111. Benedikt Gimber | 1. FC Heidenheim | 60,0 | 95/57 |
112. Tim Kleindient | Bor. Mönchengladbach | 59,8 | 199/119 |
Wirtz und Xhaka extrem sicher
Die Top Ten der Spieler mit der besten Passquote unter Druck verpasst Florian Wirtz. Aber dafür gibt es gleich mehrere Erklärungen. Der Nationalspieler wird von allen Gegnern als große Gefahr ausgemacht, daher ganz besonderer Wert darauf gelegt, ihm wenig Zeit und wenig Raum zu geben.
Als offensiver Mittelfeldspieler, der gerne auch in die erste Linie rückt, hat Wirtz zudem - siehe oben - in der Regel weniger Optionen, einen Pass an einen Kollegen zu bringen. Zudem ist Wirtz sehr oft am Ball. Er spielte 480 Pässe unter Druck und damit als einziger Bundesligaprof bislang mehr als 400. Davon brachte der Nationalspieler knapp mehr als 85 Prozent an einen Mitspieler - herausragend.
Spieler | Verein | Quote (in %) | Pässe/angekommen |
---|---|---|---|
Florian Wirtz | B. Leverkusen | 85,2 | 480/409 |
Granit Xhaka | B. Leverkusen | 89,5 | 399/357 |
Angelo Stiller | VfB Stuttgart | 85,1 | 383/326 |
Romano Schmid | Werder Bremen | 80,7 | 373/301 |
Michael Olise | FC Bayern | 87,2 | 336/293 |
Joshua Kimmich | FC Bayern | 92,5 | 320/296 |
Alejandro Grimaldo | B. Leverkusen | 83,7 | 283/237 |
Enzo Millot | VfB Stuttgart | 88,4 | 275/243 |
Ritsu Dōan | SC Freiburg | 76,6 | 274/210 |
Vincenzo Grifo | SC Freiburg | 80,3 | 259/208 |