DEB-Team Teamgeist und Coolness - WM-Gold muss kein Traum bleiben
27 Mal ist Kanada schon Eishockey-Weltmeister geworden. Dass heute Abend ab 19.20 Uhr (Live-Ticker bei sportschau.de) aber Deutschland - zum ersten Mal in der DEB-Historie - triumphiert, ist gar nicht mal so unwahrscheinlich.
Von den Zahlen darf sich die Mannschaft von Harold Kreis auf jeden Fall schonmal nicht beeindrucken lassen. 23:0 steht es nach WM-Goldmedaillen für die Kanadier, die gleichauf mit den Russen der Rekordhalter sind. In den vergangenen 69 Jahren ist Deutschland nicht mehr aufs Treppchen bei einer Weltmeisterschaft gekommen, auch wenn manchmal nur ein paar Zentimeter gefehlt haben.
Das DEB-Team hat drei NHL-Profis in seinen Reihen, Nico Sturm, John-Jason Peterka und Moritz Seider. In Kanadas Kader sind von 23 Stars 21 in der nordamerikanischen Hockey League beschäftigt. Aber: Den USA haben im Halbfinale gegen das bravourös kämpfende deutsche Team all ihre NHL-Profis letztlich auch nicht geholfen.
Ausgeprägte Leidensfähigkeit beim DEB-Team
Es ist aber bei weitem nicht nur der Kampfgeist und der Wille, für den Mitspieler jeden Weg zu gehen und jeden Fehler auszubügeln, der diese deutsche Mannschaft auszeichnen. Was im Moment fast ein bisschen untergeht: Es ist auch enorme individuelle Klasse vorhanden. Nico Sturm hat bisher sechs Tore erzielt, JJ Peterka fünf. Die besten Kanadier, Sammy Blais und Lawson Crouse, liegen bei vier. Marcel Noebels spielt eine herausragende WM, genau wie Maximilian Kastner, wie Halbfinal-Matchwinner Frederik Tiffels, Wojciech Stachowiak, Jonas und Moritz Müller oder Torwart Mathias Niederberger.
Die vielleicht größte Qualität ist aber die ausgeprägte Leidensfähigkeit des Kaders von Harold Kreis, der Wille und die Bereitschaft, auch Rückschläge wegzustecken und daran sogar zu wachsen. Vor der WM musste Kreis 15 verletzungs- oder terminbedingte Absagen hinnehmen, aus der NHL stehen Superstar Leon Draisaitl, Tim Stützle und Torwart Philipp Grubauer nicht zur Verfügung. Kreis nominierte acht WM-Debütanten, die aber so auftreten, als wären sie schon jahrelang dabei.
Versprechen der Führungsspieler wurden eingehalten
Die ersten drei WM-Spiele hat Deutschland verloren, aber auch beim 0:1 gegen Schweden, beim 3:4 gegen Finnland und beim 2:3 gegen die USA teilweise schon großes Leistungsvermögen gezeigt. Trotz null Punkten verlor niemand in Team und Trainerstab den Glauben an die Qualität, die vielen Kampfansagen erwiesen sich nicht als Pfeifen im Walde, im Gegenteil: Was die Führungsspieler Nico Sturm, Moritz Müller oder Moritz Seider versprachen, wurde eins zu eins eingehalten.
Es waren diese Momente wie der Rückstand und die Spieldauerdisziplinarstrafe für Moritz Seider gegen die Schweiz, wie jetzt auch im Halbfinale der 0:2-Rückstand gegen die USA, die das Team hat über sich hinauswachsen lassen. Nico Sturm hat schon vor dem Halbfinale Sätze gesagt, die null Nervorsität beinhalteten: "WM-Titel? Ja, warum sollen wir jetzt nicht noch zwei Spiele gewinnen? Natürlich ist das unser Ziel."
Kreis will Spaß am Spiel sehen
Mit Blick auf die Kanadier legen sie nun alle nach. Harold Kreis schwärmt: "Der Einsatz dieser Mannschaft lässt einen nicht kalt. Man geht da mit, sieht, was die Jungs leisten, sieht, welchen emotionalen und körperlichen Einsatz sie bringen, das zieht einen schon mit. Gegen Kanada sollen sie einfach Spaß am Spiel haben, den Moment genießen."
Nico Sturm kann das erste Bully um 19.20 Uhr auch kaum erwarten: "Die Beine werden so leicht sein und wir werden mit so einer Vorfreude ins Spiel gehen. Das Gefühl, auf jeden Fall mit einer Medaille nach Hause zu fahren, ist unglaublich." Fast schon etwas zu überdreht klingt Jonas Müller, aber er traf seine Kampfansage noch in der unmittelbaren Euphorie nach dem USA-Triumph: "Ziel ist es jetzt auf jeden Fall, Kanada wegzuhauen. Die fegen wir weg."