Isaiah Hartenstein im Trikot von Oklahoma City Thunder

Titelanwärter in der NBA Hartenstein macht "OKC" noch besser

Stand: 09.01.2025 07:15 Uhr

Isaiah Hartenstein hat trotz verspätetem Einstieg in die NBA-Saison bei seinem neuen Klub Oklahoma City Thunder schnell seine Rolle im Team gefunden. Der deutsche Center hat maßgeblichen Anteil daran, dass "OKC" in der NBA zum Titelfavoriten aufgestiegen ist.

Mit den Cleveland Cavaliers und den Oklahoma City Thunder trafen am Mittwochabend (08.01.2025, Ortszeit) die beiden besten Teams der bisherigen NBA-Saison aufeinander. Die statistikverliebten US-Medien hatten sich zuvor extra nochmal durch die Datenbanken gegraben, um zu zeigen, dass es wirklich ein besonderes Spitzenspiel war: Mit den Cavaliers und den Thunder trafen zwei Teams aufeinander, die jeweils 30 ihrer ersten 35 Saisonspiele gewonnen hatten, dies hatte es in der NBA seit mehr als 50 Jahren nicht mehr gegeben. Außerdem war es erst das dritte Mal überhaupt, dass sich in der regulären Saison zwei Teams mit einer Siegesserie von mehr als zehn Spielen begegneten. Oklahoma City hatte sogar 15 Partien in Serie gewonnen, zugleich ein Rekord für die Thunder-Franchise.

Cavs gewinnen Duell der Top-Teams - und beenden Serie von "OKC"

Eine Erfolgsserie musste deshalb zwangsläufig zu Ende gehen, am Ende setzten sich die "Cavs" mit 129:122 im direkten Duell der bisherigen Überflieger der Saison durch. Cleveland bleibt damit mit 32:4-Siegen das Team mit der besten Bilanz in der NBA, obwohl ihr Topstar Donovan Mitchell nur auf 11 Punkte kam. Dafür trumpften Jarret Allen (25 Punkte, 11 Rebounds) und Evan Mobley (21 Punkte, 10 Rebounds) auf.

Bei Oklahoma City lieferte Isaiah Hartenstein mit 18 Punkten, 11 Rebounds und 8 Assists erneut eine starke Vorstellung ab, wie auch schon in den Wochen zuvor. Der 26 Jahre alte deutsche Center, im Sommer von den New York Knicks nach Oklahoma City gekommen, startete wegen einer gebrochenen Hand erst verspätet in die Saison, fand dann aber schnell seine Rolle in der Startformation und zeigte, welchen Wert er für "OKC" haben kann.

Isaiah Hartenstein - angekommen bei "OKC"

Schon im Top-Duell zuvor, am Sonntag gegen die Boston Celtics, hatte Hartenstein ein Ausrufezeichen gesetzt: Shai Gilgeous-Alexander, der Star des Teams, schickte ein hohes Alley-oop-Anspiel zum deutschen "Big Man" in die Zone. Hartenstein stopfte den Ball nicht nur spektakulär durch den Ring, bei der Landung räumte er auch gleich noch Bostons Verteidiger Derrick White aus dem Weg.

Hartensteins Aktion war ein Highlight in einer starken Schlussphase der Thunder - und womöglich der Gamechanger, mit dem "OKC" dem über weite Strecken dominanten NBA-Champion aus Boston demonstrierten, dass es auch für sie nichts zu holen gab.

Im Juni könnte es erneut gegen die Celtics gehen, dann stehen die NBA Finals an. Für viele US-Experten ist "OKC" inzwischen mehr als nur ein Anwärter auf den Meistertitel, sondern ein echter Herausforderer. Dies liegt nicht nur am groß aufspielenden Anführer Gilgeous-Alexander, für viele der Top-Favorit auf den MVP-Titel, sondern vor allem an der harten, hervorragend abgestimmten Verteidigung. "OKC" ist mit Abstand das beste Defensiv-Team der Liga, der Meister aus Boston brachte gegen sie in der zweiten Halbzeit mickrige 27 Punkte zustande. Und das, obwohl Chet Holmgren, der Defensivanker des Teams, mit einer Beckenverletzung schon seit November ausfällt.

Durchbruch bei den Knicks - Shake-hands mit Spike Lee

Aber dafür haben die Thunder ja Hartenstein, ihren neuen Abräumer unterm Korb: Hartenstein knüpfte in Oklahoma City gleich wieder an seine Leistungen bei den Knicks an. Dort schaffte er in der vergangenen Saison in seinem siebten NBA-Jahr endgültig den Durchbruch, wurde zum Liebling von Fans und Kritikern. Er genoss die Atmosphäre im berühmten Madison Square Garden: Einmal klatschte er sich mit Spike Lee ab, der bei den Knicks-Spielen seit Ewigkeiten in Reihe eins sitzt, und postete die Szene im Anschluss bei Social Media. Im fünften Halbfinalspiel gegen die Pacers schnappte sich Hartenstein 17 Rebounds, darunter 12 am offensiven Brett, damit egalisierte er eine 30 Jahre alte Playoff-Bestmarke bei den Knicks.

Monster-Vertrag bei "OKC" - und neue Karrierebestwerte für Hartenstein

In New York wurde Hartenstein zu einem der begehrtesten Spieler auf seiner Position. Auch deshalb stattete das Thunder-Management ihn im Sommer mit einem Monstervertrag über 87 Millionen Dollar für drei Jahre aus. Das Rebounding galt zuvor als eine der Schwachstellen bei den Thunder, die Lokalzeitung "Oklahoman" feierte Hartensteins Verpflichtung im Sommer auch als "perfect fit", auf dem Weg zum ersehnten ersten NBA-Titel.

In Oklahoma City hat Hartenstein seine ohnehin schon guten Statistiken weiter verbessert, mit 12,2 Rebounds und 12 Punkten pro Spiel kommt er auf die besten Werte seiner Karriere. Hinzu kommen seine Qualitäten, die nicht im Boxscore auftauchen: Hartenstein agiert mit viel Übersicht, mit seiner Physis und Präsenz unterm Korb schafft er es immer wieder, dem Gegner Wurfchancen zu nehmen und die Statik ihrer Angriffe zu verändern.

Isaiah Hartenstein im Duell mit Clippers-Guard Kevin Porter Jr.

Nicht in meinem Wohnzimmer: Isaiah Hartenstein blockt Clippers-Spieler Kevin Porter Jr.

Aber auch im Offensivspiel hat er sich weiterentwickelt: Hartenstein hat ein glänzendes Timing, er weiß, wann er den richtigen Block für seine Mitspieler stellen muss und wird auch immer mehr zum Passgeber und Vorbereiter: inzwischen kommt er auf einen Schnitt von vier Assists, also direkten Korbvorlagen, pro Spiel.

Nach schwierigen Anfangsjahren in Houston und Denver hat sich Hartenstein ein echtes Standing in der besten Basketball-Liga der Welt erarbeitet, er weiß um seinen Wert und vertritt dies inzwischen auch mit dem nötigen Selbstbewusstsein: "Ich habe eine Rolle gefunden, die viele NBA-Teams brauchen, um zu gewinnen. Das kann nicht jeder von sich behaupten", sagte Hartenstein im Sommer im Interview mit dem Fachmagazin BIG.

Mögliches Comeback im DBB-Team - schon zur Europameisterschaft?

Dies macht ihn natürlich auch interessant für die deutsche Nationalmannschaft. Hartenstein, als Sohn eines deutschen College-Basketballers in Oregon zur Welt gekommen, wuchs in Quakenbrück auf, ging aber schon mit 17 nach Litauen, in die Talentschmiede von Zalgiris Kaunas. Seit 2017, seinem Wechsel ans College, spielt Hartenstein in den USA, fühlt sich dort auch zuhause und ist mit einer Texanerin verheiratet.

Zuletzt sprach er aber auch immer wieder über seine Beziehung zu Deutschland: Ende Dezember kündigte er an, Anteile beim Bundesligaklub aus Ulm zu erwerben. Und auch für ein Comeback in der Nationalmannschaft hat Hartenstein mehrmals Bereitschaft signalisiert, der Zeitpunkt dafür könnte nicht besser sein: Nach dem Abschied von Bundestrainer Gordon Herbert, der in den vergangenen Jahren stets auf einen festen Kreis von Spielern setzte, werden die Karten im DBB-Team neu gemischt. Und mit dem verletzten Moritz Wagner fällt ein Anführer auf den großen Positionen für die EM im Spätsommer aus - diese Rolle wäre wie geschaffen für einen Spieler wie Hartenstein.