Vier Top-Quarterbacks Warum der NFL-Draft 2023 ziemlich wild werden könnte
Mindestens vier Quarterback-Talente werden in der Nacht von Donnerstag (27.04.2023, ab 2 Uhr MESZ) auf Freitag wohl in der ersten Runde des NFL-Drafts von den entsprechenden Teams ausgewählt. Welches Team aber welchen Quarterback nimmt, ist noch nahezu völlig offen - das könnte für Chaos und viele kurzfristige Änderungen in der Reihenfolge sorgen.
Bryce Young, C. J. Stroud, Anthony Richardson und Will Levis - das sind die vier Namen, die mit größter Wahrscheinlichkeit in dieser so wichtigen ersten Runde "vom Board gehen" werden, wie man in der Footballsprache sagt. Vier junge Quarterbacks, die unter den ersten 31 (die Miami Dolphins haben ihren Erstrundenpick als Teil einer Strafe abgeben müssen) auserwählten College-Talenten sein werden und die Zukunft ihres neuen Teams gestalten sollen.
Quarterback - Schlüsselposition mit "schweren" Folgen
Eine große Bürde - und eine für die Teams folgenschwere Entscheidung. Erstrundenpicks sind im Draft, dessen sieben Runden sich über drei Tage ziehen, besonders wertvoll. Spieler, die dort ausgewählt werden, sollen möglichst schnell einen möglichst großen Einfluss auf die Geschicke ihrer neuen Franchise haben. Den größten Einfluss auf das Spiel haben Quarterbacks - deshalb sind Toptalente auf dieser Position besonders begehrt.
Ein Beispiel dafür, wie wichtig so eine Entscheidung sein kann: Im Draft 2017 wählten die Chicago Bears an zweiter Position Quarterback Mitchell Trubisky aus. An zehnter Position ging ein gewisser Patrick Mahomes zu den Kansas City Chiefs. Das Ergebnis: Die Bears haben seitdem kein Playoff-Spiel gewonnen, waren vergangene Saison sogar das schlechteste Team der Liga und Trubisky spielt längst, weniger erfolgreich, bei den Pittsburgh Steelers. Die Chiefs holten seitdem zweimal die Meisterschaft und sind in den vergangenen Jahren das erfolgreichste Team der NFL, Mahomes wurde schon zweimal zum besten Spieler der Liga gekürt.
Die Panthers springen auf Position eins - Bryce Young heißer Kandidat
Nachdem der Draft-Jahrgang 2022 nur wenige wirklich gute Quarterback-Talente bereithielt (nur Kenny Pickett wurde in der ersten Runde von den Pittsburgh Steelers gedraftet), haben nun ziemlich viele Teams auf dieser so wichtigen Position Bedarf. Der der Carolina Panthers war sogar so groß, dass sie ziemlich viele Draft-Picks und Top-Passempfänger DJ Moore zu den Chicago Bears verschifften, um statt als neuntes als erstes Team wählen zu können. Aktuell deutet einiges darauf hin, dass die Panthers sich für Bryce Young entscheiden werden. Die Bears setzen stattdessen offenbar weiter auf Justin Fields, den sie ihrerseits erst vor zwei Jahren vom College verpflichtet haben.
Young war 2021 zwar bester College-Spieler, gewann deshalb die sogenannte Heisman-Trophy und spielte für die renommierte Alabama University, wird allerdings von dem ein oder anderen Team auch kritisch gesehen. Der Grund: Young ist mit knapp 90 Kilogramm und knapp 1,80 Meter Körpergröße historisch leicht und ziemlich klein für diese Position. Patrick Mahomes ist beispielsweise 1,91 Meter groß und wiegt etwa 104 kg.
Bryce Young (2. von links) mit Will Anderson Jr. (v. l.), Jordan Battle und Head Coach Nick Saban
Was machen die Houston Texans?
An zweiter Stelle dürfen die Houston Texans wählen. Die bräuchten eigentlich auch einen Quarterback, haben ihren Umbruch im Kader aber gerade erst gestartet und gerade einen neuen Coach mit einem Sechsjahresvertrag ausgestattet. Die Texans planen also eher langfristig. Die gewöhnlich gut unterrichteten NFL-Insider munkeln nun, dass die Texans, sollte Young nicht mehr zur Verfügung stehen, vielleicht auch einen Defensivspieler verpflichten, weil ihnen die anderen Quarterbacks nicht gut genug sind.
Im nächsten Jahr kommt in Caleb Williams ein Spieler in den Draft, der als absolutes Ausnahmetalent gilt. Womöglich spekulieren die Texans, die sowohl in diesem als auch im nächsten Draft jeweils zwei Erstrundenpicks haben, auch darauf, Williams holen zu können. Vielleicht sind diese Gerüchte aber auch Nebelkerzen, die rund um den Draft gerne mal gezündet werden, um die Konkurrenz zu verwirren.
Wer tauscht mir den Arizona Cardinals und springt auf Rang drei?
An dritter Stelle sind jedenfalls die Arizona Cardinals an der Reihe, deren Kader eigentlich auf jeder Position Verstärkung braucht, außer auf der des Quarterbacks. Denn dort hat man Kyler Murray gerade erst mit einem großen und teuren Vertrag ausgestattet. Gut möglich, oder sogar sehr wahrscheinlich, dass ein im Draft weiter hinten platziertes Team erfolgreich versuchen wird, den Cardinals die Auswahlposition im Tausch gegen zusätzliche eigene Draft-Picks "abzukaufen", um dann noch einen der Quarterbacks zu bekommen.
Extrem athletisch: Quarterback Anthony Richardson
Kandidaten dafür könnten die Las Vegas Raiders sein. Die haben zwar gerade Jimmy Garoppolo verpflichtet, der ist aber wohl eher eine "Übergangslösung", die dem Team Zeit verschaffen kann, dahinter einen Youngster in Ruhe zu entwickeln. Aber auch die Tennessee Titans oder die Tampa Bay Buccaneers könnten Kandidaten für so einen Move sein. Vielleicht springen auch die Indianapolis Colts, die wohl mit großer Sicherheit einen Quarterback nehmen wollen, von Platz vier auf drei, um ganz sicher zu sein, dass sie ihren Wunschkandidaten auch bekommen können, vor allem, wenn die Texans an Rang zwei doch einen Quarterback nehmen.
Viele Variablen, viele "Vielleichts", viele kurzfristige Entscheidungen
Viele "Vielleichts", viel Bewegung, viele Variablen, die in kurzer Zeit die gesamte Draft-Reihenfolge durcheinanderwirbeln können. Vielleicht gehen an allen vier ersten Positionen Quarterbacks vom Board und die Seattle Seahawks auf Rang fünf (auch sie werden als potenzielle Kandidaten für einen Quarterback hinter Geno Smith gehandelt) können sich aus allen anderen Spielern ihren Wunschkandidaten wählen.
Der erwartete "Run" auf die Quarterbacks könnte übrigens sogar dafür sorgen, dass der eigentlich nicht ganz so hoch gehandelte Hendon Hooker, der sich gerade von einem Kreuzbandriss erholt, spät in der ersten Runde von einem Team gedraftet wird, das keinen der vier Top-Kandidaten ergattern konnte.
In den zehn Minuten, die die Teams in der ersten Runde Zeit haben, um ihren Pick einzureichen, dürfte es am Freitagmorgen deutscher Zeit jedenfalls teilweise ganz schön hektisch werden, wenn die General Manager dann doch ganz kurzfristig über das Telefon noch schnell einen Deal eintüten müssen.