Mixed-Weltcup in Willingen DSV-Team erneut auf dem Podest - Zajc mit irrem 161-Meter-Sprung
Die deutschen Skispringer haben auch beim zweiten Mixed-Teamwettbewerb in diesem Winter einen Podestplatz erreicht. Beim Heim-Weltcup in Willingen wurde das DSV-Team am Freitag (03.02.2023) Dritter. Für einen Schreckmoment sorgte der Slowene Timi Zajc mit einem irren Sprung auf wahnwitzige 161,5 Meter.
Die Bedingungen in Willingen waren alles andere als einfach. Neben starkem Wind sorgte auch Regen für Sorgenfalten bei den Veranstaltern. Immer wieder musste die Jury den Wettkampf unterbrechen. Der erste Durchgang mit acht Teams dauerte fast 90 Minuten. Schlussendlich fiel der Entschluss, den zweiten Durchgang ausfallen zu lassen.
Deutschland hinter Norwegen und Österreich
Das DSV-Quartett um Selina Freitag, Karl Geiger, Katharina Althaus und Andreas Wellinger ließ sich von den widrigen Bedingungen nicht aus dem Konzept bringen. Mit 409,8 Punkten sprang Rang drei heraus. Schon im Dezember hatte Deutschland in Titisee-Neustadt den dritten Platz geholt.
Der Sieg auf der Mühlenkopfschanze, mit 145 Metern die weltweit größte Skisprungschanze, ging an das norwegische Quartett Anna Odine Ström, Marius Lindvik, Silje Opseth und Halvor Egner Granerud (450,6 Punkte). Österreich mit Chiara Kreuzer, Jan Hörl, Eva Pinkelnig und Stefan Kraft landete auf Platz zwei (415,1).
Zajc mit "einem der wildesten Sprünge"
Für den Aufreger des Tages sorgte Timi Zajc, der bei viel Aufwind mit einem Wahnsinns-Sprung auf 161,5 (!) Meter flog - achteinhalb Meter weiter als der Schanzenrekord. Der Slowene wurde in der Luft wild hin- und hergeschaukelt, die Landung konnte er bei solch einer Weite nicht kontrollieren und stürzte.
Schlimmeres konnte Zajc aber verhindern. Er hielt sich das Bein, konnte aber kurz darauf wieder aufstehen. "Das war einer der wildesten Sprünge, die ich je gesehen habe. Es ist extrem schwer und unberechenbar. Ich hoffe, dass es ihm gut geht", sagte Wellinger nach dem Schreckmoment.
Hannawald: "Andere reißen sich da die Knie weg"
Auch ARD-Experte Sven Hannawald kam aus dem Staunen nicht heraus und lobte die Landung des 22-Jährigen: "Wahnsinn. Das können nur wenige, alle andere reißen sich da die Knie weg und landen im Krankenhaus. Wenn ich so Sprünge sehe, habe ich Gänsehaut."
Freitag bringt DSV-Team in Stellung
Freitag ging für das deutsche Team als erste Springerin an den Start. Die widrigen Bedingungen beeinflussten auch ihren Sprung – die Jury ging direkt zwei Luken runter. Nach dem Absprung hatte die Sächsin Mühe, die Balance zu halten. Doch sie blieb stabil und setzte nach 132 Metern auf - gleichbedeutend mit Platz vier.
Vor einem Jahr war Freitag in Willingen bei ähnlich schwierigen Bedingungen schwer gestürzt. Auch deshalb zeigte sie sich im Anschluss im Sportschau-Interview zufrieden mit ihrer Leistung. "Es war sehr schwer, da ich warten musste. Dann wurde der Anlauf auch noch verkürzt. Aber ich konnte uns danach noch in die richtige Position bringen." Bundestrainer Maximilian Mechler war der gleichen Meinung. "Tip Top", so sein Fazit. "Ein guter Sprung, sie hat das gut durchgezogen. Ich bin zufrieden."
Geiger mit gelungenem Comeback
Für den zuletzt formschwachen Geiger war es der erste Wettkampf, nachdem er das Skifliegen am Kulm ausgelassen hatte. Der Oberstdorfer hatte in seiner Heimat individuell mit Bundestrainer Stefan Horngacher trainiert - und das schien sich ausgezahlt zu haben. Mit 140 Metern und guten Noten brachte Geiger sein Team auf Podestrang drei. Der Rückstand auf die führenden Norweger (+6 Punkte) und Österreich (+3,8) war nicht allzu groß. Auch von hinten drohte kein Ungemach, da Japan bereits um gut 18 Zähler distanziert war.
"Ich war überrascht, dass ich starten durfte", sagte Geiger im Anschluss. Auch er haderte mit den äußeren Bedingungen. "Es ist verdammt schwierig zum Springen, sehr wechselhaft. Ich habe aber eine echt gute Leistung gezeigt. Damit kann ich dem Team helfen." Bundestrainer Horngacher ergänzte: "Das Vertrauen bekommt er - und das hat der Karl bestätigt. Er hat einen guten Sprung gezeigt, damit bin ich zufrieden."
Althaus erobert Platz zwei - Granerud und Kraft kontern Wellinger
Althaus hatte bereits im Training und im Prolog mit starken Sprüngen geglänzt. Bei eigentlich guten Bedingungen im Wettkampf fehlte ihr allerdings das Timing am Schanzentisch. Ihren "Patzer" konnte sie im Flug und dank einer technisch sauberen Landung aber wieder ausbügeln und landete nach 122,5 Metern. Da die Führende im Gesamtweltcup, Eva Pinkelnig, im Anschluss nur 115 Meter in den Schnee setzte, schob sich Deutschland auf Rang zwei, 14,7 Punkte hinter Norwegen.
Katharina Althaus im 1.Durchgang des Mixed-Springens in Willingen
Das Podest war dem DSV-Team bereits so gut wie sicher. Daran ließ auch Wellinger keine Zweifel. Der Traunsteiner nutzte die für ihn günstigen Bedingungen und bestätigte seine zuletzt so starke Form mit einem Satz auf 135,5 Meter. Doch für mehr sollte es nicht reichen. Granerud (145,5 Meter) holte den letztlich souveränen Sieg für Norwegen. Kraft aus Österreich (148,5) verdrängte das DSV-Team noch von Rang zwei.
Horngacher zeigte sich dennoch zufrieden. "Die Mädels und bei uns speziell Andreas Wellinger springen sehr gut. Natürlich war unser Ziel, hier auf das Podest zu kommen", lautete das Fazit des Bundestrainers.