Skispringen der Frauen Deutsche Skispringerinnen - Mit neuem Trainer zu alten Erfolgen?
Vor dem Start in den Skisprung-Weltcup in Lillehammer steht hinter dem deutschen Team um Katharina Schmid und Selina Freitag ein kleines Fragzeichen. Bundestrainer Maximilian Mechler ist nicht mehr Teil der Mannschaft. Kann das DSV-Team mit dem neuen Coach Thomas Juffinger an die alten Erfolge anknüpfen?
Im vergangenen Winter ging der Stern von Katharina Schmid, die damals noch Althaus hieß, und Selina Freitag so richtig auf. Elfmal stand die Oberstdorferin auf dem Podium, sieben Mal war sie nicht zu schlagen. Die Nordische Ski-WM wurde zu einer einzigen Erfolgsgeschichte. Mit dreimal Gold und einmal Bronze kehrte Althaus aus Planica zurück.
Freitag landete gleich dreimal auf dem Podium. Auch die Schwester von Ex-DSV-Adler Richard Freitag darf sich zweimalige Weltmeisterin nennen (im Team und Mixed Team).
Juffinger ersetzt Mechler mindestens bis Saisonende
"Vater des Erfolges" war Bundestrainer Maximilian Mechler. Doch der ist jetzt nicht mehr Teil des Teams. Nach der Sommervorbereitung gab er überraschend seinen Rücktritt bekannt. Er habe erkannt, dass er "das Team nicht mehr so erreicht habe, wie es notwendig wäre, um diese Erfolge auch in Zukunft erreichen zu können", begründete der 39-Jährige seine Entscheidung. Seit April 2021 war Mechler im Amt gewesen.
Der neue Mann heißt Thomas Juffinger. Er wird das deutsche Team als Interimstrainer durch den Winter führen. Und das mindestens bis zum Saisonende, wie DSV-Sprecher Ralph Eder der Sportschau bestätigte. Man wolle die Saison abwarten, heißt es vom Verband.
Österreicher Juffinger selbst früher Skispringer
Bisher war Juffinger Mechlers Co-Trainer. Unterstützt wird er in seiner neuen Rolle als Cheftrainer von Gerhard Freudig, Mona Klein und Johannes Petrat vom Olympiastützpunkt Bayern. Auf eine große Karriere als Springer kann Juffinger nicht zurückblicken. Der heute 30-jährige Österreicher sprang im FIS- und im Alpen Cup (Vorbereitungscups für den eigentlichen Weltcup) und nahm 2013 an der Universiade, den Welthochschulspielen, teil. Dass Juffinger als Springer keine Top-Erfolge feiern durfte, ist zweitrangig.
Schmid und Freitag in guter Frühform
Viel wichtiger wird sein, ob er das Team genauso erreicht wie zuvor Mechler. Die letzten Ergebnisse geben Grund zur Hoffnung, wurden aber noch unter Mechlers Leitung erzielt. Schmid kann anscheinend an ihre Leistung aus dem vergangenen Winter anknüpfen. Zumindest gewann die 27-Jährige mit dem Mixed Team den Grand Prix in Klingenthal im Oktober. Zusammen mit Freitag. Die Sächsin überzeugte mit Platz fünf von der Großschanze in Klingenthal.
Wer stößt Pinkelnig vom Thron?
Schmid zählt nach ihrer letzten Saison auf jeden Fall zu den Favoritinnen auf den Gesamtweltcupsieg. Den holte im vergangenen Winter die Österreicherin Eva Pinkelnig vor Schmid. Dritte wurde die Slowenin Ema Klinec. Auch die Norwegerin Anna Odine Stroem konnte auf sich aufmerksam machen und beendete den Winter als Vierte. Auf Platz fünf folgte Freitag, die sich weiter verbessern will.
Schmid enttäuscht über fehlende Vierschanzentournee
Was es aber auch in diesem Jahr bei den Frauen nicht geben wird, ist eine Vierschanzentournee: "Es ist bitter und schon langsam enttäuschend, dass wir noch keine Vierschanzentournee haben. Ich hoffe, dass das noch kommt", sagt die 27-jährige Schmid. Immerhin: In Garmisch-Partenkirchen und Oberstdorf sind die Frauen in diesem Jahr rund um den Jahreswechsel am Start, die zweite Tournee-Hälfte in Österreich fehlt aber weiter. Für Schmid ist gerade das Springen an Neujahr in ihrer Heimat Oberstdorf dennoch ein Highlight in einem Winter ohne Großereignis.
Erstes Skifliegen in Vikersund
Wobei, ein großes Ereignis gibt es dann doch: Erstmals wird es Ende März in Vikersund auch ganz offiziell im Weltcup ein Skifliegen für Frauen geben. "Da will ich die 200 Meter schaffen. Das wird mein Ziel", sagt Schmid. Beim Testlauf im vergangenen Winter war sie auf 198,5 m gekommen.
Wo die DSV-Frauen stehen, zeigt sich beim Weltcup-Auftakt am Samstag in Lillehammer. Schmid liegt die Schanze. In der vergangenen Saison gewann sie das erste von zwei Springen. "Schon wenn ich die Anlage sehe, fühle ich mich einfach wohl. Wenn ich die besten Sprünge zeige, kann ich wieder ganz vorne dabei sein", sagt sie. Freitag wurde damals Vierte. Mit einem ähnlichen Ausgang am Wochenende könnte das deutsche Team sicher leben.