Skispringen Wellinger fliegt nach Aufholjagd noch auf das Podest
Zum Abschluss der Polen-Tour hat Andreas Wellinger vor mehr als 14.000 Fans in Zakopane noch einmal richtig aufgetrumpft. Vom sechsten Platz flog der beste deutsche Skispringer noch auf das Podest.
Der 28-Jährige landete am Sonntag (21.01.2024) nach Sprüngen auf 135,5 und 137 Meter auf dem zweiten Platz. Besser war nur Stefan Kraft. Der Österreicher feierte in Zakopane seinen 37. Weltcupsieg und sein 109. Podium - mehr als jeder andere. Schon nach dem ersten Durchgang hatte Kraft, der die schwierigsten Bedingungen von allen hatte und 28 Bonuspunkte bekam, die Nase vorn. Vom Platz an der Sonne ließ er sich nicht mehr verdrängen. 134 Meter reichten für den Sieg - 4,5 Punkte vor Wellinger. Anze Lanisek (Slowenien) schaffte es als Dritter ebenfalls auf das Podium.
Stefan Kraft stellte in Zakopane mit seinem 109. Podest einen neuen Rekord auf.
Horngacher: "Zu verkrampft in der Flugphase"
Wellinger hielt damit wieder einmal die deutschen Fahnen hoch, alle anderen DSV-Adler waren schon nach dem ersten Durchgang chancenlos im Hintertreffen. Bundestrainer Stefan Horngacher zog deshalb ein gemischtes Fazit: "Andi hat es super gemacht, sein zweiter Sprung war sehr gut. Der Rest der Mannschaft ist im Zweiten zum Glück auch deutlich besser geflogen, aber wenn man so weit hinten ist, kommt man nicht mehr ran. In der Flugphase gibt es einiges zu tun, da sind wir zu verkrampft. Der zweite Durchgang macht aber Mut", sagte Horngacher in der ARD-Sportschau.
50.000 Euro Extra-Preisgeld für Österreich
Kraft freute sich neben dem Sieg auch über ein sattes Preisgeld für sein Team. Bei der neu geschaffenen Polen-Tour erhält kein einzelner Springer, sondern die Mannschaft, die nach den Stationen in Wisla, Szczyrk und Zakopane die meisten Punkte gesammelt hat, 50.000 Euro Extra-Preisgeld.
Geiger, Paschke und Raimund nur noch Mittelmaß
Die deutsche Mannschaft war in dieser Wertung chancenlos, weil auch am Sonntag nur Wellinger Normalform erreichte. Nach dem furiosen Saisonstart mit Weltcupsiegen und Podiumsplätzen am Fließband ist der Wurm drin. Der Negativlauf setzte sich am Sonntag zumindest im ersten Durchgang fort. Für Pius Paschke (17./132,5 m), Philipp Raimund (22./135,5 m) und Karl Geiger (24./129,5 m) war eine gute Platzierung schon zur Halbzeit Geschichte. Wenigstens ins Finale schaffte es das Trio, dort ging es um Ergebniskosmetik.
Geiger: "Lasse mich nicht unterkriegen"
Und das klappte. Paschke trug es trotz verkürztem Anlauf auf 138,5 Meter und damit als 15. noch in die Top 15. Auch Raimund erwischte im zweiten Versuch den Absprung ideal und sammelte mit 139 Metern (Platz 19) Selbstvertrauen für die kommende Skiflug-WM. Leicht verbessert zeigte sich auch Geiger. Der Klingenthal-Sieger flog immerhin 3,5 Meter weiter und landete bei 133 Metern. Einen großen Sprung nach vorn machte der Oberstdorfer aber nicht: In der Endabrechnung wurde Geiger 23. "Es geht leider nicht leicht von der Hand, aber ich bin dran und lasse mich nicht unterkriegen", zeigte sich Geiger kämpferisch.
Schmid scheidet trotz "Blick-Trick" aus
Seinen Stammplatz im Weltcup-Team hat Constantin Schmid in dieser Saison verloren. Bei der Polen-Tour durfte der 24-Jährige mal wieder in der ersten Liga springen, genutzt hat der Oberaudorfer die Chance nicht. In Zakopane verpasste Schmid das Finale und schied bei der Weitenjagd mit 132 Metern aus. Dabei half auch der Augentrick nicht. Schmid schaute bei der Landung nach vorn und nicht - wie üblich - nach unten. Er versuchte damit, den Sprung zu ziehen und später aufzusetzen. "Das hat nicht geklappt. Ich bin leider zu früh gelandet und habe mich unter Wert verkauft", sagte Schmid in der Sportschau.
Auch Leyhe verpasst Finale
Auch Stephan Leyhe reiste enttäuscht aus Zakopane ab. Mit nur 125,5 Metern hatte der Willinger keine Chance auf den zweiten Durchgang. Für die Skiflug-WM dürfte er dennoch gesetzt sein.
Nächste Station: Skiflugfest am Kulm
Nach den Tagen im skisprungverrückten Polen wartet am kommenden Wochenende das nächste Spektakel. Die besten Skispringer der Welt kämpfen bei den Skiflug-Weltmeisterschaften am Kulm um Gold, Silber und Bronze. Bei der Weitenjagd im rot-weiß-roten Skisprung-Mekka gehört Wellinger in seiner aktuellen Form zu den Mitfavoriten auf der größten Naturflugschanze der Welt.