Vierschanzentournee Horngacher lässt Zukunft als Bundestrainer offen
Letztes Jahr in der Kritik, jetzt obenauf: Stefan Horngacher hat die deutschen Skispringer vor dem Tournee-Start am Freitag ab 17.15 Uhr in Oberstdorf (live im Ersten und im Live-Ticker bei sportschau.de) zur absoluten Topform geführt. Über seine Zukunft als Bundestrainer spricht er aber keinen Klartext.
Diesen einen Satz dürfte auch Stefan Horngacher im Nachhinein bereut haben. "Noch nie", sagte der Bundestrainer der deutschen Skispringer kurz vor dem Start der Vierschanzentournee 2022, "bin ich mit einer so guten Mannschaft zur Tournee gefahren".
Zehn Tage und zahlreiche Enttäuschungen später flog Horngacher diese Aussage ordentlich um die Ohren. Doch aus Fehlern lernt man bekanntlich am besten.
In diesem Jahr ließ er solche Sätze nämlich bleiben. Ein "kleines, kompaktes, aber sehr schlagfertiges Team" habe er zusammen, betonte Horngacher vor dem Tournee-Auftakt in Oberstdorf bescheiden. Nach einem schwierigen Jahr hat der Österreicher die deutschen Skispringer eindrucksvoll zurück in die Weltspitze geführt - und die Hoffnungen auf einen deutschen Tournee-Sieg genährt.
"Auch andere Möglichkeiten, im Verband zu arbeiten"
Es könnte Horngachers letzte Mission sein. Im Frühjahr 2024 läuft sein Vertrag als Bundestrainer aus, er selbst hat ein Ende seiner Amtszeit zuletzt nicht ausgeschlossen. "Es gibt auch andere Möglichkeiten, in einem Verband zu arbeiten. Das muss ja nicht immer der Job des Bundestrainers sein", sagte der 54-Jährige vor dem Tournee-Beginn dem Kölner Stadt-Anzeiger.
Zunächst werde er "diese Saison konzentriert weiterarbeiten - und dann setzen wir uns zusammen", sagte Horngacher. An seinem Vertragsende wäre er fünf Jahre im Amt. 2019 hatte er bei den DSV-Adlern die Nachfolge von Werner Schuster angetreten - und zunächst an die Erfolge seines beliebten Landsmannes angeknüpft.
"Den Laden neu zu ordnen, war schwer"
Im vergangenen Winter kam der Knick. Horngacher musste die schwächste Weltcup-Saison der deutschen Skispringer seit elf Jahren verantworten. Zwar wurde die Bilanz durch die WM-Medaillen von Andreas Wellinger und Karl Geiger etwas aufgewertet - doch Horngacher, als Aktiver selbst Weltmeister im Team, hatte zu knabbern.
"Das war eine nicht so einfache Zeit, auch für mich als Trainer", gab er zu: "Wenn die Leistungen nicht stimmen, beginnt das ganze Team nachzudenken: Was machen wir denn jetzt? Speziell nach der Saison den Laden neu zu ordnen, war schwer."
In Polen Stoch zum Touneesieg geführt
Horngacher gelang die Wende - auch dank seiner ruhigen, umgänglichen, aber professionellen und akribischen Art. Die hatte "Steff", der schon seit Jahren mit seiner Familie im Schwarzwald lebt, auch in Polen überaus erfolgreich gemacht. Dort führte er in seinen drei Jahren als Cheftrainer etwa den polnischen Nationalhelden Kamil Stoch zu alter Stärke und zum "Grand Slam" bei der Vierschanzentournee 2017/18.
Ein Erfolg, nach dem sie in Deutschland seit mittlerweile 22 Jahren lechzen. Horngacher soll ihn nun bringen. Es könnte die letzte Mission sein, die er als Bundestrainer erfüllt.