Markus Eisenbichler

Skifliegen Erst Ärger, dann Versöhnung bei deutschen Skifliegern am Kulm

Stand: 28.01.2023 16:14 Uhr

Fünf Deutsche beim Skiflug-Weltcup, aber nur zwei im Finale am Kulm: Markus Eisenbichler und Andreas Wellinger sorgten mit Top-Ten-Ergebnissen für ein versöhnliches Ende an einem Tag, der einiges an Aufregung parat hatte.

Der Anlauf war am Samstag (28.01.2023) das entscheidende Thema beim Weltcup am Kulm. Über die Verkürzung ärgerten sich vor allem die Deutschen. Die Besten der Besten ließen sich weder vom Anlauf noch vom Wind stoppen. In einem packenden Finish gewann Halvor Egner Granerud aus Norwegen vor Stefan Kraft (Österreich) und Domen Prevc (Slowenien). Granerud gewann zum ersten Mal ein Skifliegen. Der Norweger hatte nach dem ersten Durchgang mit 238 Metern geführt, Kraft setzte ihn aber mit 234 Metern im zweiten Durchgang unter Druck, doch der Norweger zeigte Nerven wie Drahtseile und konterte mit 231 Metern. Das reichte zum Sieg.

Eisenbichler bester Deutscher

Markus Eisenbichler vom TSV Siegsdorf beendete das erste Skifliegen des Winters mit Weiten von 200,5 und 209,5 Metern als Achter als bester Deutscher. Sein selbstgestecktes Ziel, die 230-m-Marke am Kulm zu knacken, erfüllte er nicht. Dies allein war aber nicht der Grund, weshalb Eisenbichler haderte.

Bei ihm hatte sich viel Wut auf die Jury angestaut. Zweimal war direkt vor ihm der Anlauf verkürzt worden. Im ersten Durchgang musste er aus Gate 6 starten und hatte neben der fehlenden Anlaufgeschwindigkeit auch keine Windunterstützung. Nach 200,5 Metern war sein Flug beendet. Im Finale verkürzte die Jury dann wieder vor dem Deutschen. Diesmal aber berechtigt, denn Timi Zajc war kurz zuvor auf irre 243 Meter gesegelt und hatte den Sprung gerade so stehen können. "Bei der Verkürzung wird es echt knackig. Das ist mir schon aufgestoßen", sagte Eisenbichler im ZDF.

Wellinger im Wettkampf schwächer

Enttäuscht war auch Andreas Wellinger. Der zweimalige Olympiasieger konnte nicht an seine erstklassige Qualifikation anknüpfen und reihte sich mit 209 und 206 Metern direkt hinter Eisenbichler auf Platz neun ein. "Ich hab nicht den richtigen Gleitwinkel hergestellt, damit ich richtig ins Fliegen komme", sagte Wellinger.

Leyhe, Schmid und Paschke bitter ausgebremst

Das Gefühl vom Skifliegen stellte sich bei Stephan Leyhe (SC Willingen/147,5 Meter), Constantin Schmid (WSV Oberaudorf/149,5 ) und Pius Paschke (SC Kiefersfelden/117 Meter) nicht ein. Das DSV-Trio hatte Probleme mit der langsamen Spur und kam gar nicht ins Fliegen. Vor allem Paschkes Flug erinnerte eher an einen Sprung von der Großschanze. Im Finale bleibt ihnen so nur die Zuschauerrolle.

"Ich bin ziemlich wütend. Mein Sprung war nicht optimal, aber die Luke geht gar nicht mehr. Es ist eine Frechheit, wenn man von da unten fährt", fand Schmid im ZDF klare Worte. Die drei Deutschen waren zu einem Zeitpunkt dran, als die Jury ein geringes Gate wählte und viele Athleten früh abstürzten.

Auch Eisenbichler war einer von denen, die sich ärgerten. Der Bayer musste im ersten Durchgang aus Gate 6 springen und war chancenlos: "Der Sprung hat sich gut angefühlt, aber aus Luke 6 und mit wenig Wind ist es schwierig. Ich fühle mich verarscht, wenn es einen Springer nach mir wieder hoch geht", schimpfte der Deutsche, der zur Halbzeit auf dem 11. Platz lag.

Talent Lisso bleibt in der Qualifikation hängen

Nicht in den Wettkampf der besten 40 schaffte es Justin Lisso. Der Schmiedefelder beendete die Qualifikation als 45. Lisso gehört zum B-Kader, verdiente sich seinen Platz im Weltcup-Team durch zuletzt gute Leistungen im Continental Cup. Lisso hatte in der vergangenen Saison in Oberstdorf seine Skiflug-Premiere gefeiert.

Geiger, Raimund und Horngacher nicht dabei

Karl Geiger und Philipp Raimund sind beim Skifliegen nicht dabei. Beide legen eine Wettkampfpause ein und sollen im Training frische Kräfte tanken. Auch Bundestrainer Stefan Horngacher fehlt am Kulm, stattdessen wird das Team von Bernhard Metzler, Michal Dolezal, Jens Deimel und Andreas Mitter betreut.